Arbeitsmarkt Staßfurter erhält Job nach England-Praktikum
Nach Jahren der Arbeitslosigkeit hat der Staßfurter Mauricio Adam endlich wieder einen Job. Geholfen hat ihm ein Praktikum in England.
Staßfurt l Für die Mitarbeiter des Jobcenter Salzlandkreis ist das Thema nicht ganz einfach zu vermitteln. Auf der einen Seite soll der Eindruck vermieden werden, dass Langzeitarbeitslose auch noch mit einem Auslandsurlaub belohnt werden. Auf der anderen Seite haben die Arbeitsvermittler die Erfahrung gemacht, dass unmotivierte junge Leute tatsächlich wieder Lust auf die Arbeitswelt kriegen können, wenn sie ein paar Monate in einem anderen Land ihren Horizont erweitert haben.
„Es tut den jungen Leuten gut, wenn sie sich auf etwas Neues einlassen müssen und dabei ihre Fremdsprachenkenntnisse ausbauen“, sagt Thomas Holz, Betriebsleiter des Jobcenters Salzlandkreis.
Mauricio Adam ist so eine Art erfolgreiches Vorzeigebeispiel für das Jobcenter. Bereits vor einem Jahr hatte die Volksstimme über sein Praktikum im Plymouth in England berichtet. Dass er einmal als Beispiel für deutsche Pünktlichkeit herhalten würde, hätte sich der 24-jährige ehemalige Langzeitarbeitslose damals wohl auch nicht träumen lassen. „In England sind wir Deutschen dafür bekannt und geschätzt“, sagt der junge Mann aus Staßfurt. Bei seinem zweimonatigen Praktikum in einer sozialen Beratungsstelle sollte Mauricio Adam vor allem eins: seine Motivation wieder finden, die nach Jahren der Arbeitslosigkeit in Deutschland verloren schien.
Und das hat offenbar ganz gut funktioniert. Nachdem sich Mauricio Adam beim Jobcenter seit Jahren von einer Maßnahme in die nächste hangelte, arbeitet er nach seiner Rückkehr aus England seit einigen Monaten als Projektassistent beim Staßfurter Unternehmen 3P Produktion Plastik Produkte. Unter anderem stellt die Firma im Spritzgussverfahren Kunststoffteile für Autos her. Adam verwaltet als gelernter Bürokaufmann Dokumente und unterstützt die Planung der Müllentsorgung. Und dabei war er anfangs fast selber ein bisschen überrascht, dass ihm die Arbeit Spaß macht.
Christopher Heers, Betriebsleiter bei 3P, ist zufrieden mit dem neuen Mitarbeiter. „Mauricio ist sehr motiviert und lernt auch von anderen Bereichen im Unternehmen, mit denen er Kontakt hat“, sagt der Betriebsleiter. Denkbar wäre es daher, dass der junge Mann später bei Bedarf auch in anderen Abteilungen aushilft.
Aufgrund des Fachkräftemangels fordert Christopher Heers auch ein Umdenken von Unternehmern. „Die Betriebe sollten einfach offener sein. Wichtiger als gute Noten ist vor allem die Motivation der jungen Leute“, ist der Unternehmer überzeugt. Trotzdem findet er im Bereich Spritzguss derzeit praktisch nicht mal Bewerber. „Und dabei haben wir nicht mal nach Zeugnissen gefragt“, sagt er. Wichtig sei es daher, junge Leute mit Praktika schon frühzeitig an die Arbeitswelt und die Unternehmen heranzuführen.
Damit der Auslandsaufenthalt für die Arbeitslosen zwischen 18 und 35 Jahren nach ihrer Rückkehr tatsächlich zu einem Sprungbrett auf den Arbeitsmarkt werden kann, werden sie im Programm „Integration durch Austausch“ von der Akademie Überlingen in Staßfurt vorbereitet. Zwei Monate lang bekommen sie einen Auffrischungskurs in Sachen Arbeitswelt, Sprachkenntnisse und Kultur des Gastlandes. Neben England stehen Spanien und Malta auf der Liste für Auslandspraktika. „Wir vermitteln auch Anschlusspraktika für die Zeit nach der Rückkehr, damit die jungen Leute in Deutschland nicht in ein Loch fallen“, sagt Janine Stoisiek von der Akademie Überlingen.
So landete Mauricio Adam schließlich bei Unternehmen 3P Produktion Plastik Produkte, das den Praktikanten schließlich fest einstellte. Für das Jobcenter Salzlandkreis eine gelungene Erfolgsgeschichte.
