Die Zwiebelernte hat begonnen

Calbe l Die Bollenstadt Calbe macht ihrem Namen zurzeit alle Ehre. Denn in den kommenden Tagen und Wochen werden die Bollen von den Äckern zum Mitteldeutschen Zwiebelkontor gefahren.

Die Einrichtung ist der Zusammenschluss vieler Landwirte in der Region, die das Zwiebelkontor für Vermarktungszwecke gegründet haben. Traditionell wird die Bolle im Schatten des Harzes angebaut. Einen lehmigen Boden bevorzugt das Gemüse. Karl-Heinz Bastian, ein Landwirt aus Löderburg, setzt zwischen Calbe und Löderburg auf die Zwiebel. Auf einer Fläche von rund 70 Hektar, sagt er, baue er das Gemüse an. In diesem Jahr erwarte er eine durchschnittliche Ernte. Es habe zwar viel Regen gegeben, erzählt er. Allerdings kam der Niederschlag nicht immer zum passenden Zeitpunkt. Vor allem im Frühjahr, als die Zwiebeln gesät werden sollten, habe der Regen der Boden aufgeweicht, so dass die schwere Technik kaum auf den Acker fahren konnte, schildert er.

Anders als bei Getreide wird die Zwiebel nicht sofort geerntet. Einige Zwischenschritte sind notwendig, bevor die Bollen verladen werden können. Zunächst schlägt eine Maschine das Kraut ab. Nach einigen Tagen werden die Bollen dann aus dem Boden geholt. Sie bleiben aber noch auf dem Acker liegen. Nach wiederum einigen trockenen Tagen erfolgt dann der Transport zu den Vermarktern.

Die Frühzwiebeln, sagt Karl-Heinz Bastian, kämen gleich nach der Ernte in den Handel. Auf dem Acker habe er auch noch andere Sorten, die nach und nach geerntet werden.

Der Mensch nutzt die Zwiebel wohl wegen des einzigartigen Geschmacks seit mehr als 5.000 Jahren. In der Küche ist das Gemüse heute nicht mehr wegzudenken, freut sich der Landwirt.

Zahlreiche verschiedene Sorten gibt es. Dabei variieren die Zwiebeln nach Farbe und Größe sowie nach dem Geschmack. Neben ihrem Geschmack ist die Zwiebel ebenso als Heilpflanze bekannt. Als Hausmittel findet sie heute noch Verwendung, unter anderem als Zwiebelsaft bei Erkältungen und Husten.

Im Mitteldeutschen Zwiebelkontor in Calbe werden die unterschiedlichsten Zwiebelsorten in den kommenden Wochen und Monaten angeliefert. Die Einrichtung hat Lagerkapazitäten von rund 70.000 Tonnen. Die verschiedenen Sorten werden hier je nach Lagerungsanforderungen entsprechend behandelt. Täglich verlassen mehrere Lkw das Zwiebelkontor. Abgepackt in herkömmliche Handelsgrößen werden so die großen Supermarktbetreiber in der Region beliefert. Von dort finden die Calbenser Zwiebeln dann ihren Weg in die Supermärkte. Der Aufwand ist den Zwiebelnetzen in den Märkten kaum anzusehen.

Längst nicht alle Menschen können allerdings warten, bis die frischen Zwiebeln im Handel angekommen sind, sagt Karl-Heinz Bastian. Ein Teil der jährlichen Anbaufläche werde von Unbekannten ohne Erlaubnis geerntet. „Das ist nicht nur bei den Zwiebeln so, sondern auch ebenfalls bei den Kartoffeln“, schildert er. Es gebe immer einige Leute, die sich die Früchte direkt vom Feld holen, weiß er.

Das ärgere ihn sehr, denn die Zwiebeln sind in den Märkten gerade in der Erntezeit nun wirklich nicht teuer.

In der Küche, schätzt der Landwirt, ist die Zwiebel heute nicht mehr wegzudenken. Calbe ehrt die Bolle sogar mit einem zweitägigen Fest in der Stadt. Das erste Septemberwochenende dreht sich in der Saalestadt wieder alles um das köstliche Gemüse. Werbung für die Bolle und die Stadt macht dabei die Bollenkönigin.

Doch auch in anderen Regionen ist die Zwiebel beliebt und findet vor allem bei den weit verbreiteten Erntedankfesten einen großen Einsatz. Zu einem großen Bekanntheitsgrad hat es das Gemüse hier beim Zwiebelkuchen gebracht. In der Zerbster Region wird er traditionell in den kleinen Ortschaften in den dort reichlich vorhandenen Dorfbacköfen hergestellt und von den Einwohnern reichlich genossen. Aromatische Zwiebeln werden hierfür reichlich gebraucht.