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Ausstellung Jugend gegen das Vergessen

Bei einer Anne-Frank-Ausstellung im Schönebecker Industriemuseum sind 25 Schüler ehrenamtlich als Peer-Guides aktiv.

Von Emily Engels 19.10.2018, 08:40

Schönebeck l Den holprigen Weg zu den Ausstellungsräumen entlang der Baustelle am Industriemuseum (Imuset) Schönebeck findet Schönebecks Rückenwind-Chefin Jana Dosdall bezeichnend für den Organisationsaufwand, der hinter der Ausstellung steckt. Denn bereits seit einem Jahr hatte der Verein geplant, die Wanderausstellung des Berliner Anne Frank Zentrums nach Schönebeck zu holen. „Ich könnte platzen vor Stolz darüber, dass das jetzt gelungen ist“, sagt sie.

An der Ausstellung maßgebend beteiligt sind 25 Peer-Guides, die Besucher durch die Ausstellung „Deine Anne. Ein Mädchen schreibt Geschichte“ begleiten. Hierbei geht es um die schon zweite, Ausstellung in Schönebeck über das Leben, Leiden und Sterben des jüdischen Mädchens und die politischen Hintergründe in der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Peer-Guides kommen von den beiden Schönebecker Sekundarschulen (Maxim Gorki und Am Lerchenfeld), dem Dr.-Carl-Hermann-Gymnasium, der Schule für alternatives Lernen, der Berufsbildenden Schule in Frohse und der Otto-Schlein-Schule in Magdeburg. Die Schüler nehmen aus den unterschiedlichsten Beweggründen an der Ausstellung teil. Der Berufsschüler Nicolas Maurice Lehmann (19) sagt: „Warum ich hier mitmache? Weil Rechtsextremismus wieder zunimmt – und ich etwas dagegen tun möchte.“ Und Jonas Paul König (16) von der Schule für alternatives Lernen: „Mich hat schon immer die Geschichte von Anne Frank interessiert.“

Ihn stören außerdem die Sprüche, die Jugendliche reißen. Er hofft, dass durch die Ausstellung möglichst viele Menschen zum Nachdenken angeregt werden. Und dass diese dann bestimmte Wörter, die mit dem Nationalsozialismus in Verbindung gebracht werden, nicht mehr so leichtfertig benutzen. Angelina Krispin (14) ergänzt: „Ich finde an der Ausstellung vor allem die Mischung zwischen Geschichte und dem aktuellen Teil gut. Denn beides gehört für mich zusammen.“

Die jungen Leute wurden an zwei Tagen von Mitarbeitern des Berliner Anne Frank Zentrums ausgebildet. Jeweils zu viert begleiten sie an je zwei Tagen Besucher durch die Ausstellung.

Deren Kernstück ist der Gedenkraum, der sich der langen Zeit Anne Franks in ihrem Versteck widmet. Audiozitate, die aus ihrem Tagebuch stammen, sollen zum Nachdenken über die Parallelen und Unterschiede zwischen gestern und heute anregen. Das hält Jana Dosdall besonders in den heutigen Zeiten des gesellschaftlichen Auseinanderdriftens für wichtig.

Schönebecks Oberbürgermeister Knoblauch (CDU) sagte als einer der Schirmherren der Ausstellung zur Eröffnung: „Ich denke, dass die Ausstellung über ein erschütterndes Schicksal in der Zeit des dunkelsten und furchtbarsten Kapitels der deutschen und europäischen Geschichte bei uns in Schönebeck in einer geschichtsbewussten Tradition steht.“ Der zweite Schirmherr, Calbes Bürgermeister Sven Hause (parteilos), sagte mit Blick auf die Peer-Guides: „Ich wünsche mir auch heute mehr mutige junge Menschen, die sich einmischen und ihre Meinung vertreten.“

Nachdem man den Weg entlang der Baustelle geschafft und in die Ausstellungsräume gefunden hat, findet man übrigens gleich im ersten Ausstellungsraum einen Banner mit einem Satz aus Anne Franks Tagebuch: „Wie herrlich ist es, dass niemand eine Minute warten braucht, um damit zu beginnen, die Welt langsam zu ändern.“ Blickt man auf die 25 ehrenamtlichen jungen Menschen, könnte dieses Zitat nicht passender sein.

Die Ausstellung ist samstags von 14 bis 17 Uhr im Imuset zu sehen.