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Austausch Ein Besuch in Schönebecks Partnerstadt

Zu einem Besuch war eine Delegation aus Schönebeck in Söke eingeladen. Zu der türkischen Stadt bestehen seit mehr als 20 Jahren Beziehungen.

Von Olaf Koch 08.10.2018, 01:01

Söke/Schönebeck l Wenn die Gastfreundschaft ein Indiz für den Inhalt der Städtepartnerschaft ist, dann ist das Band zwischen Söke und Schönebeck fest geknüpft. Als in diesen Tagen eine Delegation aus der Elbestadt an der türkischen Ägäis zu einem Treffen eingeladen war, wurden die Schönebecker empfangen, wie es die türkische Gastfreundschaft verspricht: warmherzig, offen und kulturell.

Für knapp eine Woche waren Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) und Mitglieder des Städtepartnerschaftsvereines Schönebeck (Elbe) zu Gast in Söke – jener Stadt, zu der es bereits seit Mitte der 1990er Jahre freundschaftliche und partnerschaftliche Verbindungen gibt. Zuletzt waren die Kontakte jedoch eingeschlafen. Zwar sprach Sökes Bürgermeister Suleyman Toyran im vergangenen Jahr eine Einladung aus, doch es dauerte eineinhalb Jahre, bis die Schönebecker dieser folgten. Ein Grund war zurückliegend auch die angespannte politische Situation in der Türkei.

Davon war nun in der vergangenen Woche in Söke keine Spur. Ob beim Treffen mit dem Landrat, mit dem Bürgermeister, mit den Leitern von Firmen, Schulen und alten Freunden: Die Schönebecker Delegation wurde überall mit offenen Armen empfangen.

Was die Söker Verwaltungsmitarbeiter immer wieder mit den Schönebeckern in ihrer Heimatstadt verbinden, ist: Regen. „Als wir im Rathaus empfangen wurden, regnete es erneut. Das scheint immer so zu sein, wenn wir zu Besuch sind“, stellte Schönebecks Oberbürgermeister fest. Später saßen sie als Freunde am Tisch im Zimmer des Bürgermeisters, um die alte Kontakte aufzufrischen. Immer wieder schwärmten die türkischen Gastgeber von alten Zeiten: vor allem von den Schüleraustauschen zwischen beiden Städten. „Mehrmals in den Gesprächen wurde uns gesagt, dass wir das aufleben lassen sollten“, so Oberbürgermeister Bert Knoblauch.

Erstmals wurde eine Gruppe aus der Elbestadt beim Landrat der Region empfangen. Auch dieses Gespräch verlief aus Sicht des Oberbürgermeisters und des Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereines, Markus Baudisch, vielversprechend. Letzterer berichtete, dass der Landrat sein Amt parteiunabhängig ausführe, ohne Wahl und vom Präsidenten des Landes eingesetzt.

Auf dem Programm der Schönebecker standen im Verlauf auch mehrere Betriebsbesichtigungen. So durften sich die Elbestädter ein Keramikwerk anschauen, in dem Bodenfliesen hergestellt werden. Besonders beeindruckt waren die Besucher von der Größe der Halle: „Die war ein Kilometer lang“, so Bert Knoblauch überwältigt. Die Fliesen werden nicht nur für den türkischen, sondern auch für den europäischen Markt produziert und sollen sich durch eine hohe Qualität auszeichnen.

Im weiteren Verlauf wurde die Schönebecker Delegation noch durch eine Fischfutterfabrik und durch ein Werk geführt, das Gemüse abfüllt: Unter anderem Kapern, die auch bei einem deutschen Discounter verkauft werden. „Schön zu wissen, dass Lidl Kapern aus Söke im Angebot hat“, freute sich der Oberbürgermeister.

Auch auf politischer Ebene wurde eine zukünftige Zusammenarbeit ausgelotet. So waren die deutschen Gäste mehrmals zum Abendessen eingeladen. Begleitet wurden sie von Verwaltungsleitern Kultur, Bau und Finanzen. „Wir konnten so einmal konkret unsere Aufgabe und Probleme vergleichen“, machte der Oberbürgermeister gegenüber der Volksstimme deutlich. „Und so weit auseinander liegen wir gar nicht.“

Ein ähnliches Bild hatten die Schönebecker schon vor wenigen Monaten, als sie die Freundschaftsstadt Trakai in Litauen besuchten. Die dortige Landrätin, vergleichbar mit dem Amt eines deutschen Oberbürgermeisters, berichtete von ihre Schwierigkeiten, die den deutschen glichen.

Sehr beeindruckt waren die Schönebecker von einer privaten Ganztagsschule, die als Internat geführt wird. Dort werden Jugendliche von der 5. Klasse bis zum Abitur geführt und erhalten parallel eine Ausbildung in medizinischen Pflegeberufen. Eine Fachschulausbildung könne sich anschließen, erklärte die Schulleiterin bei einem Rundgang. Auch die Universität von Söke stand auf dem Besuchsprogramm. Von dort wurde sofort der Wunsch geäußert, Sprachkurse in Deutsch für die Mitarbeiter zu initiieren.

Sowohl der Oberbürgermeister als auch der Städtepartnerschaftsverein Schönebeck schlossen Kooperationen in der Zukunft nicht aus. Außerdem könne eine Zusammenarbeit mit regionalen Firmen gesucht werden – so die ersten Gedanken nach der Rückkehr. Auch der Schüleraustausch zwischen der Türkei und Deutschland soll wieder ins Gespräch gebracht werden.

Ein wenig amüsiert waren die Schönebecker, als sie an einer Kreuzung der Schönebecker Straße in Söke hielten. Nicht wegen der Straße oder des Schildes, sondern deshalb, weil der Wegweiser offenbar frisch einbetoniert aufgestellt wurde. Die Arbeiter hatten im frischen Beton das Datum eingeritzt: zwei Tage vor der Ankunft der Delegation.