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Autorallye In 16 Tagen rund um die Ostsee

7500 Kilometer, 10 Länder und 16 Tage: Das ist die Rallye „Baltic Sea Circle“, an der auch eine gebürtige Schönebeckerin teilnimmt.

Von Bianca Oldekamp 15.06.2019, 07:00

Schönebeck l So richtig glauben kann Stefanie Karg es immer noch nicht. Denn dass sie am 15. Juni als Copilotin zusammen mit ihrem besten Freund Claus Hock beim „Baltic Sea Circle“ startet, war so eigentlich nicht geplant. Als sich das Team namens „Dompfaff und Strandläufer“ in der Besetzung Malte Zander und Claus Hock im September 2018 für die Rallye im Jahr darauf anmeldete, war nicht klar, dass die gebürtige Schönebeckerin statt Malte Zander als Copilotin neben Claus Hock sitzen wird, um die mindestens 7500 Kilometer der Rallye in 16 Tagen zu fahren.

Doch seit Ende April 2019 steht fest: Stefanie Karg springt für Malte Zander, der aus persönlichen Gründen nicht teilnehmen kann, ein. „Mein erster Gedanke war einfach nur: ‚Wow, ich fahre zum Nordcap‘“, erzählt die Schönebeckerin zwei Tage vor dem Start, nachdem sie sich die selbstgemachte Gehacktesstippe ihrer Mutter in der Heimat hat schmecken lassen.

Los geht es am Sonnabend, 15. Juni, vom Fischmarkt in Hamburg. Von dort aus führt die Route über Dänemark und Schweden zunächst an das Nordkap in Norwegen.

Bewältigen müssen die Freunde die mindestens 7500 Kilometer ohne Navigationsgerät und abseits von Autobahnen. Ihr Wagen, ein Volkswagen T4 Multivan VR6, mit Ertstzulassung 1996, genannt „Birdbox“ hat zwar bereits 302.000 Kilometer runter, ist dafür aber mit einem auf Campingbedürfnisse ausgebauten Fahrgastbereich versehen.

Übernachten wollen die Freunde allerdings nicht im Wagen. Schlafen werden sie in Zelten. Denn das gibt Extrapunkte für das sogenannte Roadbook, in dem allen Teams für die Zeit der Rallye die gleichen Aufgaben gestellt werden. Und eine davon ist eben wild zu campieren.

Im Gepäck haben die 36-jährige Wahl-Leipzigerin und ihr gleichaltriger bester Freund Claus Hock aus Brake in Niedersachsen neben Verpflegung, Klamotten, umweltschonenden Hygienartikel – ein Bad im See statt Dusche wird es nämlich sicher geben – auch allerlei Technik.

Denn für ihren Blog, durch den sie Freunde, Bekannte und Verwandte auch schon an den Vorbereitungen zur Rallye teilhaben lassen, haben sie auch eine Drohne und eine Actionkamera dabei.

Ein Einsatz dieser Kamera ist bereits im Vorfeld geplant – und war an das Erreichen eines Spendenziels gekoppelt. Schließlich fahren die Freunde die Tour nicht nur, um aus ihrer Komfortzone auszubrechen und etwas Neues zu erleben, sondern insbesondere, um Spenden zu sammeln.

Stefanie Karg hatte auf dem Blog angekündigt, für eine erreichte Spendensumme von 1750 Euro den schwedischen Fisch Surströmming, der hierzulande besser als „Schwedischer Stinkefisch“ bekannt ist, zu verputzen.

Ohnehin werden die beiden eine Dose dieser schwedischen Speise öffnen und 200 Kilometer weit transportieren müssen. Die Aufgabe gab es schon in den Vorjahren, und „Dompfaff und Strandläufer“ rechnen auch in diesem Jahr damit und haben für den Transport auf dem Dach des Vans Tupperdose und Klebeband eingepackt.

Entstanden ist der Teamname noch in der Zeit, als Stefanie „Steffi“ Karg nicht Teil des Teams war. In Anlehnung an den Magdeburger Dom und für sein fehlendes Talent zu pfeifen wurde der gebürtige Magdeburger Malte Zander zum „Dompfaff“ und Claus Hock dank der Ostfriesischen Küste, an der er eher weniger gern entlang spaziert, zum „Strandläufer“. Stefanie Karg als neuer „Dompfaff“ erklärt: „Ich habe drei Wellensittiche zu Hause, von daher passt der Name in gewisser Weise auch für mich.“

Nach der Station am Nordcap, bei der sich alle Rallye-Teilnehmer nach dem Start in Hamburg erstmals wieder treffen, können die Teams zwischen zwei Routen für den Rest der Strecke wählen: Entweder fahren sie über Finnland nach Russland und von dort weiter nach Estland oder nehmen von Finnland aus eine Fähre nach Estland.

„Dompfaff und Strandläufer“ haben sich für letztere Route entschieden. „Es war einfach nicht mehr genug Zeit, um die nötigen Papiere für die Einreise nach Russland zu organisieren“, erklärt die 36-Jährige, die als Kunsthistorikerin im Kinderwagenmuseum Zeitz arbeitet. Ihr Teamkollege Claus Hock ist als Journalist für die Nordwest-Zeitung in Oldenburg tätig.

Das erklärt auch, warum die Hälfte der gesammelten Spenden in die Weihnachtsaktion der Zeitung für in Not geratene Kinder und Familien fließt. Die andere Hälfte wird der Bahnhofsmission in Magdeburg zugute kommen.

Nach insgesamt 16 Tagen endet die Rallye am 30. Juni genau dort, wo sie angefangen hat: auf dem Hamburger Fischmarkt. Doch nicht, wer dort zuerst angekommen ist, hat gewonnen. Vielmehr geht es darum, welches Team die meisten Aufgaben erfüllt hat.

Und immerhin eine der Aufgaben, die die mehr als 200 Teams bei der Rallye erwartet, haben Stefanie Karg und Claus Hock schon geschafft: Einen Artikel über ihr Team in einem Medium veröffetnlichen.