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Backen Seit 50 Jahren Brot aus Gnadau

Warum die 82-jährige Christa Meussling aus Gnadau ihr Brot immer noch selbst bäckt.

Von Thomas Linßner 08.07.2020, 01:01

Gnadau l Christa Meusslings Hände und die freundlichen Augen verraten sie: Ihre Hände sehen nach viel (Garten-) Arbeit aus, der Blick nach innerer Ruhe und Gottvertrauen.

Wer tiefer bohrt, fühlt sich bestätigt. Die 82-Jährige arbeitete in Gnadau als Katechetin (Religionslehrerin), spielt heute noch vertretungsweise die große Orgel im Kirchensaal oder leitet den Flötenkreis. Das erklärt, warum in der Küche neben allerlei Haushaltsgerät auch ein Keyboard steht, auf dem Notenblätter klemmen.

Der große Garten hinter dem Haus ist ihr zweites privates Refugium. Hier wächst absolut Bio, was im Haushalt verwertet wird: Bohnen, Spinat, Salat, Kartoffeln und jede Menge Blumen. Nur Dinkel nicht, den Christa Meussling zum Brot backen braucht.

„Mein Bruder Heinrich hat mir bereits vor 50 Jahren gesagt, dass Dinkelschrot sehr viel gesünder ist, als anderes Mehl. Und es ist besser für die Knochen.“

Sie kauft ihn und bewahrt ihn in einer alten Alu-Milchkanne auf. Die ältesten Funde von Dinkel stammen aus Westarmenien und den Tälern des Ararat-Gebirges vom 6. Jahrtausend vor Christi. Diesem Uralt-Korn werden besondere gesundheitliche Vorteile im Vergleich zu allen anderen Getreidesorten zugeschrieben. Die wichtigste historische Quelle sind Beschreibungen der Hildegard von Bingen in ihrem Buch Physica. In neuerer Zeit erlebt dieses Getreide eine gewisse Renaissance, insbesondere im Biobereich, wohl auch, weil es von vielen Allergikern geschätzt wird. Besonders bei Baby- und Kindernahrung bildet Dinkel mittlerweile eine beliebte Alternative zu anderen Weizenarten.

Die Gnadauerin, die neben den eigenen auch viele Pflegekinder aufzog, war schon vor dieser Erkenntnis vom Ur-Korn überzeugt.

Zu DDR-Zeiten, als Müsli in der Breite noch relativ wenig gegessen wurde, futterten die Meusslings schon Kerne mit Erdbeeren aus dem Garten.

„Mein Bruder Heinrich hat mir bereits vor 50 Jahren gesagt, dass Dinkelschrot sehr viel gesünder ist, als anderes Mehl. Und es ist besser für die Knochen“, erinnert sie sich. Heinrich war Diakon, ist heute 90 Jahre alt und hatte von berufswegen mit vielen alten Leuten zu tun. Bei der Nachkriegsgeneration zählten Fett und Fleisch „ganz automatisch“ zur täglichen Ernährung, was bis ins Alter beibehalten wurde.

Christa Meussling verschlug es im Alter von 16 Jahren nach Gnadau, wo sie zu einem katechetischen Seminar antrat. Sie stammt aus Herrnhut in der Oberlausitz. Es ist der Hauptsitz der Brüdergemeine, der Evangelischen Brüder-Unität, die einen Zweig in Gnadau hat.