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Badetag Luftgefüllte Geldsäcke über die Saale

Beim Rosenburger Saaletag gab es eine heitere Einlage: Sechs Schwimmer mussten „Geldsäcke“ über den Fluss bugsieren. Aber warum?

Von Thomas Linßner 08.08.2017, 15:34

Groß Rosenburg l Beim jüngsten Rosenburger Saaletag hatte sich Organisator Michael Pietschker etwas Lustiges einfallen lassen, das im Trubel des Festes etwas unterging.

Obwohl „unterging“ eigentlich nicht das richtige Wort ist: Denn diese Teile sorgten dafür, dass eben niemand unterging!

Pietschker ist nicht nur Fest-Organisator, sondern auch Ortsbürgermeister, Stadtrat und Vorsitzender des Karnevalsvereins. Diese erquickliche Kombination führte zu folgender Einlage: Beim Saaledurchschwimmen mussten die sechs Akteure einen Sack vor die Brust nehmen, der die Flussquerung erschweren und gleichzeitig wie ein Rettungsring wirken sollte. Es handelte sich um grüne Kunststoffsäcke, die mit Auftrieb verursachenden Kopfteilen von Luftmatratzen gefüllt waren. Deren Aufschrift lautete: „Stadtsäckel Barby“. Weniger der Kommunalpolitiker und mehr der Karnevalist blitzten aus Pietschkers Augen, als er die Nummer erklärte. „Das sind Geldsäcke, die von Barby nach Rosenburg über die Saale zurück gebracht werden müssen.“

Karnevalist deswegen, weil man in dieser Position heillos übertreiben darf. Denn um der Wahrheit Ehre zu zollen, hatte die Gemeinde Rosenburg einen Haufen Schulden mit in die „Zwangsehe“ gebracht. Von Rückführung von Geldsäcken von Barby nach Rosenburg konnte also keine Rede sein.

Und noch eine Metapher sollte dabei nicht vergessen werden. Die Saale trennt auf natürliche Weise das politische Gebilde Einheitsgemeinde, das nur durch eine Fähre verbunden ist. Und wenn die nicht pendelt - besonders im Winterhalbjahr tut sie es eingeschränkt - müssen die Leute große Umwege machen. Was Zeit und Geld kostet.

Sechs junge Leute trauten sich, mit einem „Sack voll Geld“ durch die Saale zu schwimmen. Wobei ausgerechnet die zwölfjährige Jill Kaerger die zum Teil deutlich ältere Konkurrenz der Herren elegant auf die hinteren Plätze verwies. Während die Jungen kraftvoll und Testosteron geladen ins Wasser sprangen, ging Jill die Sache mit Köpfchen an. Sie schwamm ein bisschen gegen den Strom (Was uns zeigt, dass das zuweilen nicht verkehrt ist ...) und erreichte das Ziel souverän. Bei zwei jungen Männern reichte die Kraft nicht mehr, um qualifiziert das Ufer zu erreichen. Einem musste sogar die Wasserwacht einen Rettungsring zuwerfen.

Und die Moral von der Geschicht‘: Über die Saale schwimmen, gar nicht so einfach ist. Egal, ob mit vollem Geldsack oder leeren.

Michael Pietschker dankte den Schwimmern jedenfalls für ihren Mut.

Unter den Saaletag-Akteuren war auch der 18-jährige Fawad Khan. Der junge Afghane war zu Besuch bei Sabine Massag vom Burgverein Klein Rosenburg. Sie leitet in Oschersleben eine Wohngruppe für Asylbewerber. Bei den Jugendlichen handelt es sich um sogenannte unbegleitete minderjährige Flüchtlinge (UMF), die zum Teil eine monatelange und lebensgefährliche Odyssee über tausende Kilometer hinter sich haben, um auf der Suche nach einer besseren Zukunft den unsicheren Verhältnissen in ihrer Heimat zumindest eine Zeit lang zu entfliehen.

Fawad nahm nicht nur am Saaleschwimmen teil, sondern saß auch im Dickboot des Burgvereins, der den vierten Platz belegte.