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Barbyer Verein Die sorgenlosen Züchter

Nachwuchssorgen? Kennt der Kleintierzuchtverein Barby nicht. Und das Organisieren übernehmen immer die Gleichen? Auch das nicht.

Von Heike Liensdorf 07.01.2019, 00:01

Barby l 330 Hühner, Tauben, Gänse und Enten sowie 69 Kaninchen sind am Wochenende bei der offenen Vereinsschau von 27 Züchtern zu sehen. Aus dem Stehgreif weiß Richard Weingarte das nicht. Muss der Vorsitzende des ausrichtenden Kleintierzuchtvereins Barby auch nicht. Denn er hat die Organisation der Schau in diesem Jahr abgegeben. „Ich hatte bei der letzten Versammlung angesprochen, ob sich jemand findet, denn ich würde die Aufgabe gern in jüngere Hände geben“, erzählt er und schwärmt: „Und die Jugend hat es super gemacht.“ Mit „Jugend“ meint er Mathias Hirschmann und Maria Keller aus Glinde, Robert Meyer aus Pömmelte sowie Carsten Baunack und Werner Riel aus Barby. Sie haben alles rund um die Ausstellung übernommen. „Ich war sozusagen ,arbeitslos‘ – aber sehr gern. Ich brauchte nur meine Tiere bringen, das war schon angenehm“, gibt Richard Weingarte schmunzelnd zu.

Dass Aufgaben nicht immer nur von den gleichen Mitgliedern geschultert werden, spricht für den Verein. Ebenso das Interesse an einer Mitgliedschaft. Derzeit sind es 27 Züchter, darunter fünf Jugendliche. Nachwuchssorgen kennt der Verein nicht, kann Richard Weingarte erfreut sagen. Es gibt immer wieder Kinder und Jugendliche, die gern dabei sein wollen, aber auch Erwachsene jüngeren und älteren Alters. Die Mischung macht es – und die ist in Barby gegeben.

Woran das liegt, ist für den Vorsitzenden ganz einfach zu sagen: „Bei uns im Verein herrscht ein sehr gutes Klima. Und das ist entscheidend. Klar gibt es auch bei uns mal Meinungsverschiedenheiten, aber die werden im vernünftigen Rahmen diskutiert. Das merken auch die Jugendlichen und bleiben gern.“

Wie gut das Miteinander ist, zeige auch, dass jüngst neun Mitglieder gemeinsam zur Europaschau nach Dänemark gereist seien.

Zur Jugend, die gern auch Verantwortung übernimmt, wie Weingarte lobt, gehört auch Maria Keller. Die 28-Jährige aus Glinde hat mit Mathias Hirschmann eine Zuchtgemeinschaft. Seit sieben Jahren haben sie eine kleine – Farbenzwerge – und eine mittlere – Deilenaar – Rasse. Zu diesem Hobby sei sie durch ihren Partner gekommen. Erst Geflügel, nun Kaninchen. „Und durch meine Großeltern“, sagt sie.

Die Tauben haben es Bernd Dröse angetan. Und der Werkleitzer mag die Gegensätze: So züchtet er Mondains,hjh eine französische Rasse. Sie sind sehr schwer in der Zucht, weil sie sehr groß sind: Bis zu 1.200 Gramm werden sie schwer. „Da möchte sich manches Zwerghuhn am Riemen reißen“, scherzt Vereinsvorsitzender Weingarte. Bernd Dröse muss passen, als er danach gefragt wird, warum er sich gerade für diese Rasse entschieden hat. „Darauf gibt es eigentlich keine Antwort“, gibt er zu und merkt im gleichen Atemzug an: „Ich habe aber nicht nur diese Rasse, sondern auch noch das Gegenteil: Sächsische Mondtauben. Sie sind etwa ein Viertel von den Mondains.“

Nicht nur beim Geflügel haben die Züchter des Barbyer Vereins Extreme zu bieten. Auch bei den Kaninchen. So setzt Maria Keller einen ihrer kleinen Farbenzwerge neben einen stattlichen Deutschen Riesen. 1,2 Kilogramm neben neun Kilogramm. Ein Bild für die Götter ...

Exotisches hat Stephan Braune zu bieten. Der Werkleitzer – erst seit acht Wochen Mitglied im hiesigen Kleintierzuchtverein – stellt bei der Schau die Rasse Brama, rebhuhnfarbig gebändert, aus. Eigentlich züchtet er eher Tauben, hat diese Hühnerrasse aber auf einer Ausstellung gesehen und war sofort begeistert. 70 Zentimeter hoch werden die Tiere und satte sechs, sieben Kilogramm schwer. Die Bramas sind wahre Familientiere, zutraulich und zahm. „Die würden das Futter sogar aus der Hand nehmen“, weiß Richard Weingarte. Wer das recht große Tier sieht, mag das kaum glauben. Und das Federkleid lässt Außenstehende reichlich Arbeit bei der Pflege vermuten. Doch der Werkleitzer schüttelzt den Kopf. „Eigentlich nicht. Sie dürfen nur nicht in die Nässe“, meint er und verweist auf die stark befiederten Läufen. Doch damit auf dem Hof Braune nicht genug. Neben großen Brama-Hühnern, züchtet er auch Brama-Zwerge und zudem recht außergewöhnliche Tauben: Nürnberger Bagdetten, Indianer und Carrier. Und ihm ist anzumerken: Sich um das liebe Federvieh zu kümmern, das macht ihm Freude.