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Baumarbeiten Handeln wird umstritten sein

Der Baumschnitt, der vor gut einem Jahr auf dem Friedhof Biere getätigt worden ist, stand in der Kritik. Daran hat sich nichts geändert.

Von Heike Liensdorf 12.11.2017, 02:11

Biere l „Wir wurden von Bierern mit Nachdruck darauf aufmerksam gemacht, dass die Bäume, die bereits Banderolen tragen, drohen, auseinander zu brechen. Wir waren im Sinne der Gefahrenabwehr gefordert, hier zu handeln, um die zu schützen, die den Friedhof betreten“, sagte Bördelands-Bürgermeister Bernd Nimmich einst, nachdem in der Einwohnerfragestunde einer Gemeinderatssitzung Kritik am Baumschnitt geäußert worden ist. Eine Fachfirma sei beauftragt worden, einen Erziehungsschnitt zu tätigen.

Um sicherzustellen, dass keine Gefahr mehr von den betroffenen Bäumen ausgehen könne. Der Gemeindechef merkte damals auch an, dass während der Arbeiten mit einer Hebebühne oft auch erst durch den Blick von oben deutlich geworden ist, wie tief einzelne Bäume verfault seien. Dementsprechend sei dann gehandelt worden.

Seit Anfang des Jahres ist aufgrund einer Anzeige auch die untere Naturschutzbehörde involviert. Bei einem Vor-Ort-Termin seien die Arbeiten begutachtet und als notwendig beurteilt worden, so Bürgermeister Nimmich. Es habe sich aber bestätigt, dass die Schnitt- arbeiten im Kronenbereich nicht fachgerecht durchgeführt worden sind, so Kreissprecherin Alexandra Koch.

Der radikale Kronenschnitt habe die Bäume kaputt gemacht – das betont Manfred Steinecke immer und immer wieder und macht seinem Ärger in den Gemeinderatssitzungen Luft. So auch jüngst.

Die Volksstimme fragte bei dem Gemeindechef nach. „Die Begehung – so die Auflage – hat mit einem Kollegen der Naturschutzbehörde stattgefunden. Es wurde entschieden, dass ein Teil des Baumbestandes zu erneuern ist, weil die Bäume zu stark beschädigt waren“, erklärt Bernd Nimmich. Zwei Bäume seien es in diesem Jahr. Dies sei mit dem Fachamt des Salzlandkreises so abgestimmt.

Die Beschädigungen seien auf das Alter der Bäume, die angebrachten Haltemanschetten und über Jahre versäumte Pflege zurückzuführen, listet er auf. Er betont, dass die Bäume so stark zurückgeschnitten werden mussten, da sie bis in das Stammholz hinein vertrocknet und abgestorben waren. „Die Haltemanschetten waren bereits vorhanden und dienten schon der Sicherheit, weil die Bäume durch die Astlast auseinander zu brechen drohten“, ergänzt er und merkt an, dass dies schon vor seiner Amtszeit passiert sei. Die Bäume seien weitergewachsen und somit auch der Stammumfang, sodass die angebrachten Manschetten eingewachsen seien, den Baum schädigten und die eigentliche Funktion verfehlt wurde.

„Natürlich haben die Bäume auch manchmal ihr Lebensalter erreicht und sollten durch neue ersetzt werden. Das ist die Natur“, so Bernd Nimmich.

Für die Baumpflege sei die Gemeinde zuständig. Sie baue auf das Wissen und Können von Fachfirmen. „Diese werden natürlich auch oftmals angezweifelt“, weiß der Bürgermeister und räumt ein: „Allen Recht getan, ist eine Kunst, die keiner kann.“

Er wisse auch darum, dass es Bürger gibt, die die Bäume um jeden Preis erhalten wollen, egal wie ihr Zustand sei. Genauso gebe es aber auch diejenigen, die sie weghaben möchten aufgrund des Laubs oder der potenziellen Gefahr durch die immer häufiger auftretenden Stürme. „Unser Handeln wird immer umstritten sein“, ist er sich bewusst.

Durch einen Schnitt sollten die betreffenden Bäume im Wuchs angeregt werden. Wo das nicht erreicht worden ist, sollen die Bäume nach und nach durch Neuanpflanzungen ausgetauscht werden. Stets in Abstimmung mit dem Ortschaftsrat.

Darum sei Manfred Steinecke, so Bürgermeister Nimmich, angeboten worden, sich mit den Bierer Ortsräten auszutauschen. Er könnte gern Vorschläge unterbreiten, bei denen sowohl der Naturschutz als auch die Gefahrenabwehr auf öffentlichen Plätzen und Friedhöfen beachtet werden.

Bernd Nimmich verweist auf die jüngsten Stürme. Friedhöfe mussten gesperrt werden, weil durch Windbruch die Sicherheit der Bürger nicht mehr gewährleistet gewesen war. Beschäftigte des Bauhofes waren mehrere Tage im Einsatz, um alles zu beräumen.

„Sicherheit und Naturschutz sind manchmal schwierig zu vereinen. Wenn ein Baum aber aus dem Stammholz herausfault, sind radikale Maßnahmen oftmals notwendig.“

Ziel müsse es aber sein, so der Bördeland-Chef, finanzielle Mittel bereitzustellen, um eine notwendige Aufforstung zu sichern. „Dieser Forderung kommen wir immer nach.“

Manfred Steinecke kann das alles nicht nachvollziehen. „Die Bäume waren vor dem Schnitt vollkommen gesund. Nun sind sie nur noch Ruinen.“ Er merkt an, dass die Gemeinde gegen die eigene Baumschutzsatzung verstößt. Danach sei es verboten, Schnittmaßnahmen durchzuführen, die das charakteristische Aussehen der Bäume verändern beziehungsweise das weitere Wachstum beeinträchtigen. Zu den Haltemanschetten sagt er: „Die Ringe hätten nach einer gewissen Zeit entspannt werden müssen. Das hätte man sehen müssen.“ Einem Austausch mit den Bierer Ortsräten würde Manfred Steinecke offen gegenüber stehen, „... wenn meine Hinweise gewünscht sind und ernst genommen werden“.