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Berufsausbildung Mehr Geld für Auszubildende?

Mindestens 550 Euro erhalten Auszubildende im ersten Lehrjahr, wenn sie 2021 mit ihrer Ausbildung beginnen.

Von Paul Schulz 15.01.2021, 00:01

Schönebeck l Für angehende Azubis startet das Jahr 2021 mit einer guten Nachricht: Die Mindestvergütung wurde nämlich von 515 Euro auf 550 Euro angehoben. Einige junge Menschen können sich also auf einen höheren Lohn während ihrer Lehrzeit freuen. Das ist nach dem Jahr 2020 – wo die Mindestvergütung im Rahmen des neuen Berufsbildungsgesetzes in Kraft getreten ist – also nun die zweite Erhöhung.

Ziel der Mindestvergütung und ihrer schrittweisen Erhöhung ist es, die berufliche Ausbildung attraktiver zu machen, heißt es vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales.

Eine wirklich effektive Maßnahme, um junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern, ist dies laut Industrie- und Handelskammer Magdeburg (IHK) aber nicht. Stefanie Klemmt, Geschäftsführerin Berufsbildung bei der IHK Magdeburg, teilt mit: „Die Erhöhung der Mindestvergütung 2020 hat geringe Auswirkung auf die Entscheidung für eine Ausbildung, da eine Vielzahl von Tarifen der Branchen in der Zuständigkeit der IHK bereits über der Mindestvergütung liegen.“

Doch laut dem Bundesarbeitsministerium soll die gesetzliche Mindestausbildungsvergütung eben gerade dort nachbessern, wo es keine Tarifbindung gibt und Auszubildende bislang eine niedrige Vergütung erhielten. Das trifft laut Stefanie Klemmt beispielsweise auf die nicht tarifgebundenen Floristik-Unternehmen zu. „Hier kommt die Erhöhung der Mindestausbildungsvergütung den neuen Azubis zugute“, erklärt sie.

Und klar ist: Geld ist für viele Menschen ein treibender Faktor. „Laut unserer aktuellen Umfrage gaben 73 Prozent der befragten Azubis im ersten Ausbildungsjahr an, dass ihnen der Erhalt einer Ausbildungsvergütung für ihre Entscheidung, einen Ausbildungsberuf zu ergreifen, wichtig war. Unsere Erfahrungen zeigen auch, dass die Höhe der Ausbildungsvergütung eine entscheidende Rolle spielt bei der Auswahl des Ausbildungsunternehmens“, so Klemmt.

Laut der Agentur für Arbeit Bernburg lag der durchschnittliche Ausbildungslohn im Salzlandkreis im Jahr 2019 bei 832 Euro. Das Jahr zuvor waren es 792 Euro und im Jahr 2017 noch 747 Euro. Insgesamt betrachtet steigt das durchschnittliche Einkommen der Azubis also stetig an – und das auch vor Einführung der Mindestvergütung im Jahr 2020.

Die Vorsitzende der Geschäftsleitung der Agentur für Arbeit Bernburg, Anja Huth, hat indes andere Erfahrungen gemacht, was die Bedeutung des Ausbildungslohnes angeht. Sie teilt mit: „Es gibt verschiedene Jugendstudien, die aufzeigen, dass Geld für junge Menschen bei der Wahl der Ausbildung nicht mehr der treibende Faktor ist. Vielmehr geht es um Heimat, Sinnstiftung und die spätere Vereinbarkeit von Job und Freizeit.“

Dass es weitere wichtige Faktoren gibt, auf die junge Menschen achten, wo und ob sie eine Ausbildung absolvieren, bestätigt auch Klemmt. So ist die Nähe zum Wohnort und die Erreichbarkeit der Ausbildungsstätte ein Kriterium. Auch die Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie die Attraktivität (Qualität) des Ausbildungsunternehmens und das Image des Berufes spielen eine wichtige Rolle, informiert die IHK.

Um genau zu wissen, was junge Salzländer von ihrer Ausbildung erwarten und um zu erfahren, was ihnen wichtig ist, wird ab Mitte Januar bis Mitte Februar eine Studie durchgeführt, teilt Anja Huth mit. Diese richtet sich an Schüler und Azubis im Alter von 14 bis 25 Jahren und wird vom 15. Januar bis 15. Februar durchgeführt. Online können sich junge Menschen aus dem Salzland beteiligen. Unter dem Link www.surveymonkey.de/r/Wie-ticken-junge-Salzlaender können sie anonym teilnehmen.

Anschließend werden in einem Workshop mit dem Zukunftsforscher Simon Schnetzer und mit einigen der Studienteilnehmer die Ergebnisse aufbereitet und Ausbildungsbetrieben, Lehrern und gegebenenfalls den Eltern vorgestellt, so Huth. Man darf also gespannt sein, wie wichtig der Lohn in den Augen der Jugend wirklich ist.