Berufsschule Der Schulhof tanzt

Ein Schülertag ist in den Berufsbildenden Schulen Schönebeck veranstaltet worden. Er diente dem besseren gegenseitigen Kennenlernen.

Von Ulrich Meinhard 20.09.2017, 03:02

Schönebeck l Die angehenden Mechatroniker tun sich etwas schwer. Tanzen sollen sie. Vier der jungen Herren geben zu verstehen, dass sie da nicht mitmachen wollen. Die anderen zeigen sich unterschiedlich begeistert und beweglich. Einige versuchen, den Vorgaben von Ulrike Günther und den jungen Damen der Erzieherklassen zu folgen, andere bleiben abwartend stehen. Spätestens beim Titel „Moskau“ hält der Rhythmus auch in ihren Gliedmaßen Einzug, und sie probieren, die Bewegungsabfolgen zu kopieren. „Mit Musik kriegen wir sie alle“, ist sich Ulrike Günther sicher. Sie unterrichtet an den Berufsbildenden Schulen Schönebeck (BbS) Musik.

Heute ist hier ein außergewöhnlicher Unterrichtstag. Im üblichen Sinne gibt es keinen Unterricht. Heute ist Schülertag. Organisiert und koordiniert von Schülern. Für Schüler. Federführend haben sich die Auszubildenden der beiden Erzieherklassen, konkret das zweite Ausbildungsjahr, diesen Aktionstag auf ihre Fahnen geschrieben. Sie haben 18 Stationen vorbereitet, an denen sich die Schüler in ganz unterschiedlicher Weise ausprobieren können. Das Ganze dient dem besseren gegenseitigen Kennenlernen, jetzt, noch am Anfang eines Schuljahres, sagt Schulsozialarbeiterin Eileen Ohle. Ende des vergangenen Schuljahres gab es einen ersten Schülertag, nun folgt also der zweite, „Come together 2.0“ ist er deshalb betitelt.

„Wir haben uns im Unterschied zum ersten Schülertag neun neue Stationen ausgedacht“, erläutert Julia Gürtler. Sie ist die stellvertretende Schülersprecherin der BbS. Es soll ja, fügt sie hinzu, nicht langweilig werden. Auf Nachfrage räumt sie ein, dass der organisatorische Aufwand groß ist. Anfangs, also noch vor dem Ausrichten des ersten Schülertages, galt es zudem, eine nicht eben kleine Anzahl von Lehrern vom Sinn und der Machbarkeit eines solchen Tages zu überzeugen. „Zwei bis drei Lehrer haben uns unterstützt“, nennt die junge Frau eine übersichtliche Zahl.

Die Bedenken seien gewesen, dass sich ein Teil der Schüler nicht beteiligen, einfach verschwinden würde. Diese Möglichkeit besteht natürlich. Doch der Eindruck an Ort und Stelle ist, dass die Sache der überwiegenden Mehrheit durchaus Spaß macht. „Sobald sich die Schüler angesprochen fühlen, bleiben sie auch“, ist sich Julia Gürtler sicher. Es ging also darum, den richtigen Ansprechmodus zu finden. Das scheint gelungen zu sein. „Ich möchte hier mal besonders unsere Schülersprecherin Nicole Chill loben. Sie ist mit viel Mut an die Lehrer herangetreten“, findet Julia Gürtler.

Die Schüler ziehen – oft im Klassenverband – von Station zu Station. So richtig voll wird es gerade bei Station 14. Angehende Elektroniker übersetzen mit künftigen Straßenwärtern englische Redewendungen um die Wette ins Deutsche. „Your english is under all pig“, heißt einer dieser Sprüche. Den wird ein echter Engländer wahrscheinlich gar nicht verstehen. Die Experten im „Denglish“ sind hingegen schnell beim sinnhaften Wiedergeben der Sätze. Marlen Götter und Sophie Meyer, ebenfalls vom 2. Lehrjahr der Erzieherklassen, lassen 27 Sätze und Halbsätze durchlaufen und kontern Witzeleien der jungen Herren schlagfertig. Wer am Ende gewonnen hat, ist schwer zu sagen. Unentschieden.

Anne-Marie Huschka und Celine Tellge, ebenfalls aus der Erzieherklasse, räumen ein: „Ganz einfach ist die Vorbereitung nicht gewesen.“ Sie haben einen Stand mit Lebensmitteln aufgebaut, und die Probanden können raten, wie viele Stück Würfelzucker in bestimmten Speisen und Getränken enthalten sind. Kurz gefasst: Fast immer unglaublich viele. Wahrscheinlich nicht ganz so viel Zucker ist in den selbstgebackenen Kuchen enthalten, die auf dem Schulhof, ebenso wie Bratwürstchen, gegen eine Spende angeboten werden.

Höhepunkt des zweiten Schülertages ist eine Art Flashmob unter freiem Himmel: Tanzen zu Songs wie „Moskau“, „Macarena, „Heut ist so ein schöner Tag“. Ein paar Minuten dauert es, dann zündet der Funke. Ein Schulhof tanzt.

Vertreten mit einem Stand sind beim 2. Schülertag der BbS auch Mitarbeiter der Lehrergewerkschaft GEW, des Umweltzentrums Ronney und des Malteser Hilfsdienstes. An der BbS lernen aktuell etwa 870 Schülerinnen und Schüler. Der Großteil kommt aus dem Salzlandkreis. Die Klasse der Binnenschiffer ist mit jungen Menschen aus ganz Deutschland besetzt, da dieser Beruf nur an wenigen Standorten ausgebildet wird.

Während die meisten Schüler nach dem Flashmob das Schulgelände gut gelaunt verlassen, wartet auf die rührigen Veranstalter aus den Erzieher-Klassen noch eine Aufgabe. „Wir müssen noch aufräumen“, ruft ihnen Lehrerin Martina Klauß zu, die Sport und Kunst unterrichtet und außerdem Vertrauenslehrerin ist. Der Dank der Mitschüler ist dem Org.-Team gewiss. Bestimmt.