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Besondere Würdigung Verdienstkreuz für Reinhard Banse

Mit dem Verdienstkreuz am Bande ist Reinhard Banse aus Schönebeck ausgezeichnet worden.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 14.10.2016, 20:05

Schönebeck l Gelassen sitzt Reinhard Banse auf der Sitzbank. Vor ihm liegt eine Mappe, daneben steht eine Tasse Kaffee. Mit ruhiger Stimme erzählt der Schönebecker vom Dienstag. Denn der ist im Gegensatz zu dem Alltag des Rentners etwas ganz Außergewöhnliches. Da ist zum einen der Besuch der Staatskanzlei in Magdeburg. Da ist zum anderen der Fakt, dass der 68-Jährige neben dem Ministerpräsidenten Reiner Haseloff sitzt, mit ihm plauscht. Und als Krönung dieses besonderen Tages ist da außerdem das Verdienstkreuz am Bande, das Reinhard Banse vom Bundespräsidenten Joachim Gauck in Vertretung durch Reiner Haseloff überreicht bekommt.

„Da bin ich stolz drauf“, sagt Reinhard Banse zwei Tage später. Doch kenne er zahlreiche andere, die diese Auszeichnung mindestens genauso verdient haben wie er, schränkt er ein. Reinhard Banse ist eben ein bescheidener Mann. Deshalb hat er sich nicht selbst für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen. Das ganze Prozedere im Vorfeld sei ohne sein Wissen von statten gegangen. Freunde aus Wolfsburg haben ihn beworben. Rund anderthalb Jahre haben sie daran gearbeitet. Natürlich gehörten sie am Dienstag zu den Gästen, die Reinhard Banse zur Feierstunde in der Staatskanzlei mitbringen durfte. Mit dabei waren zudem seine Frau Karin, seine zwei Kinder und vier Enkelkinder.

„Ich war vorher angespannt“, gibt der frühere Lehrer zu. Dabei ist das eigentlich nicht seine Art. Mit anderen Menschen eng zusammenarbeiten, an einem Strang ziehen, manches kritisieren und sich mit komplexen Themen auseinandersetzen, das alles gehört seit Jahrzehnten zu seinem Tun - wohl gemerkt in seiner Freizeit. Denn seit den 1990er Jahren engagiert sich Reinhard Banse in der Kommunalpolitik. Angefangen hat er im Kreistag des Altkreises Schönebeck von 1994 bis 1999 sowie von 2004 bis 2007. Seit 2004 gehört er dem Stadtrat von Schönebeck an.

„Ich bin da so reingewachsen“, sagt er. Ein Initialerlebnis habe es nicht gegeben. Vielmehr liege es wohl am Charakter, ob man sich einbringt oder nicht, argumentiert er. Und Reinhard Banse ist ein Mann, der sich einmischt.

„Ich möchte aktiv gestalten“, sagt er. Gemeinsam etwas bewegen, das sei sein Ziel, sagt der Familienmensch. Deshalb widmet er sich nicht nur mit Herzblut der Kommunalpolitik. Sein Interesse gilt im großen Maß auch der Historie. Unter anderem sammelt er Orden, Münzen, Anstecknadeln und ähnliches. Er steht seit 1991 der Landesgruppe der Deutschen Gesellschaft für Ordenskunde vor und organisiert kleinere und große Tauschtreffen in der Region. 2009 hat er die Arbeitsgruppe „Stolpersteine“ mitinitiiert. Ihr ist es zu verdanken, dass heute die von dem Kölner Künstler Gunter Demnig gefertigten Stolpersteine auch in Schönebeck an jene Juden erinnern, die zu Zeiten des Nationalsozialismus aus der Elbestadt vertrieben oder sogar ermordet worden sind.

„Es war mir wichtig, dass wir etwas für die Juden und Vertriebenen tun“, sagt er. So wichtig, dass ihn der Gegenwind - auch aus dem Stadtrat - nicht hindern konnte. Über all das habe der Ministerpräsident Bescheid gewusst, berichtet Reinhard Banse. Das habe ihn überrascht. Im Nachhinein hat er erfahren, dass seine Familie, die Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung und Wegbegleiter mehr oder weniger hinter seinem Rücken befragt worden sind. Sie alle haben dicht gehalten, so dass es für den 68-Jährigen eine Überraschung war, als er Ende August einen Brief aus der Staatskanzlei im Briefkasten hatte. So richtig glauben wollte er das darin Geschriebene nicht. „Ich habe erst einmal in der Staatskanzlei angerufen und nachgefragt, ob mich da jemand reinlegen möchte“, erzählt der Schönebecker.