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Betreutes Wohnen Neustart in der Jugend-WG

Der Verein Rückenwind betreut gleich zwei Wohnprojekte für Jugendliche in Schönebeck - und das bereits seit 25 Jahren.

Von Bianca Oldekamp 06.09.2019, 01:01

Felgeleben l Selbstbestimmt läuft das Zusammenleben im Wohnprojekt des Vereins Rückenwind an der Wernigeröder Straße in Schönebeck ab – zumindest weitestgehend. Denn wann immer die maximal zwölf Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Bewältigung des eigenen Alltags mit Schule oder Ausbildung, Haushalt und Freizeit doch mal ein Problem haben, stehen Rückenwind-Mitarbeiterin Martina Kohlmann und ihr Team vom Intensiv Betreuten Wohnen mit Rat und Tat zur Seite.

Vermittelt werden die Jugendlichen in das Wohnprojekt vom Jugendamt des Salzlandkreises. „Es ist etwas schief gelaufen, sonst wären die Jugendlichen nicht hier“, sagt Projektleiterin Martina Kohlmann. Die Ursachen für das, was im Leben der jungen Leute zuvor schief gelaufen ist, sind dabei so unterschiedlich wie die Jugendlichen selbst. Bei dem einen hat das Miteinander in der Familie nicht mehr geklappt, andere sacken in der Schule ab und wieder andere besuchen diese erst gar nicht mehr.

Dennoch: Die Projektmitarbeiter verfolgen das Ziel, dass die Jugendlichen so weit wie möglich allein mit ihrem Alltag zurechtkommen – schließlich dient das Wohnprojekt der Vorbereitung auf ein selbstbestimmtes Leben im eigenen Wohnraum.

Und dazu gehört natürlich auch, das Haus pünktlich zu verlassen. Doch: „Jeder wird dort abgeholt, wo er steht“, erklärt Martina Kohlmann. Das bedeutet beispielsweise, dass die Mitarbeiter mit den Jugendlichen besprechen, ob sie morgens allein aus dem Bett kommen oder zur Sicherheit geweckt werden möchten.

Zur Schule beziehungsweise zur Ausbildungsstelle oder ihrem Praktikumsplatz geht es für die Bewohner dann aber allein, bevor sie ab dem Mittag in die vier Dreier-WG in der Wernigeröder Straße zurückkehren.

Innerhalb der Wohngemeinschaften bewohnt jeder Jugendliche sein eigenes Zimmer. Auf 16 Quadratmetern dürfen sich die Jugendlichen individuell einrichten – entweder mit den eigenen Möbeln von zu Hause oder mit dem, was der Fundus des Wohnprojekts so her gibt.

Bad, Flur und Küche teilen sich die Bewohner der einzelnen WG miteinander. Und wie in jeder anderen WG gehört auch das Erledigen des Haushalts in den Wohneinheiten zum Alltag. „Dafür haben wir Putzpläne erstellt“, erklärt Martina Kohlmann und zeigt einen Plan, auf dem in bunter Schrift die Namen der Bewohner bestimmten Aufgaben zugeteilt sind.

Doch ganz allein stehen die Jugendlichen mit der Hausarbeit nicht da. Die Mitarbeiter des Projekts, darunter Sozialarbeiter, Heilpädagogen und Erzieher klinken sich gern mal mit ein. „Während des Abwaschens entstehen so oftmals Gespräche über das, was die Jugendlichen bewegt, die sonst vielleicht gar nicht zustande gekommen wären“, sagt Martina Kohlmann. Eine Bindung zu den Projektmitarbeitern würden die Jugendlichen aber meist sehr schnell aufbauen. „Sie merken, dass wir uns wirklich für sie interessieren.“

Neben dem Haushalt bleibt für die Jugendlichen aber dennoch reichlich Freizeit. „Fernsehen ist in dieser Zeit ein großes Problem“, sagt Martina Kohlmann. Deshalb versuchen sie und ihr Team den Tag mit anderen Inhalten zu füllen. So wird im Garten des Hauses regelmäßig gegrillt, Gesellschaftsspiele im Gemeinschaftsraum gespielt oder zusammen gewerkelt.

In den 25 Jahren, in denen es das Projekt jetzt schon gibt lebten rund 180 Jugendliche an der Wernigeröder Straße – ein Erfolg, für den Martina Kohlmann als Projektleiterin seit 2013 verantwortlich ist. Von diesem Erfolg zeugt auch die Verbundenheit vieler ehemaliger Bewohner mit dem Haus. Denn noch immer kommen einige manchmal zu Besuch, so auch zum Fest anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Projekts vor zwei Wochen.

Neben dem Intensiv Betreuten Wohnen betreuen die Mitarbeiter des Vereins Rückenwind auch ein weiteres Wohnprojekt für Jugendliche an der Schönebecker Hermannstraße. Im Unterschied zur Wernigeröder Straße ist der Betreuungsschlüssel an diesem Standort geringer.