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Biathlon Neue Munition aus Schönebeck trotzt der Kälte

Mehr als 90 Prozent der Topathleten im Biathlon verwenden die Produkte das Marktführers.

Von Jan Iven 23.01.2019, 16:51

Schönebeck l Beim Neujahrsempfang der Stadt Schönebck im Dr.-Tolberg-Saal war der Munitionshersteller Nammo 2019 ausnahmsweise nicht vertreten. Allerdings aus einem erfreulichen Grund, wie Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) in seinem Grußwort betonte. Denn die Chefetage des Unternehmens weilte an diesem Tag zur Kontaktpflege beim Biathlon-Weltcup in Oberhof. Zählt doch die Nammo Schönebeck GmbH mehr als 90 Prozent der Top-Athleten in der Sportart zu seinen Kunden, und das weltweit bei sämtlichen Nationalmannschaften im Biathlon.

Und auch wenn die Ergebnisse der deutschen Mannschaft an diesem Wochenende in Oberhof eher durchwachsen war, konnte Nammo-Geschäftsführer Peter Harms mit den Ergebnissen des Weltcups zufrieden sein. „Wir freuen uns auch, wenn andere Mannschaften mit unserer Munition gewinnen“, sagt er.

In den vergangenen Jahren hat sich die Nammo Schönebeck GmbH mit ihrer 22er Kleinkalibermunition zum unangefochtenen Marktführer unter den Top-Biathleten entwickelt. „Unsere gute Qualität hat sich unter den Sportlern einfach rumgesprochen“, sagt Geschäftsführer Peter Harms.

Rund 15 Millionen Patronen produzieren die Schönebecker inzwischen jährlich, wobei ein Profischütze schon mal 10.000 Schuss Munition im Jahr verbraucht. Allein bei den Olympischen Spielen im russischen Sotschi 2014 lieferten die Schönebecker die Munition für 33 der insgesamt 34 Medaillengewinner im Biathlon. Auch alle großen deutschen Athleten gehören zu den Kunden. Immer wieder besuchen Trainer und Sportler das Schönebecker Werk an der Wilhelm-Dümling-Straße, um die Munition am betriebseigenen Schießstand zu testen und die richtigen Produkte auszuwählen.

Das Geheimnis liegt nicht zuletzt in der Bleilegierung der Kugeln, in denen möglichst keine Luft eingeschlossen werden darf. Denn selbst die kleinsten Einschlüsse können die Kugeln in ihrer Flugbahn ablenken. Ziel ist es, dass die Kugeln selbst bei einer fest montierten Waffe innerhalb eines Trefferkreises von 1,5 Zentimeter landen. Denn die Schießscheibe beim Biathlon hat einen Durchmesser von gerade 4,5 Zentimetern. Daher müssen sich die Sportler darauf verlassen können, dass die Kugeln auch im Wettbewerb immer gleich fliegen.

Um die Munition zu testen, verfügt das Unternehmen in Schönebeck über einen eigenen Schießstand, der sich auf bis zu minus 20 Grad Celsius abkühlen lässt. Denn in manchen Wintersportnationen herrschen derart eisige Temperaturen.

Extra für solche Extrembedingungen hat die Nammo GmbH zuletzt eine neuartige Munition unter dem Namen Lapua X-Act auf den Markt gebraucht, die nicht eingefettet wird. Denn normalerweise soll eine Fettschicht auf Parafinbasis verhindern, dass die Patrone anfängt zu rosten. Das Problem: Bei großer Kälte wird das Fett hart, was zu Ladehemmungen im Wettbe- werb führen kann. „Wir haben einen völlig neuen Überzug entwickelt, der auch bei Kälte nicht hart wird“, sagt Peter Harm.

Woraus der neue Überzug für die Patronen besteht, ist allerdings ein Betriebsgeheimnis der Schönebecker und wird daher auch nicht verraten. Mit der Markteinführung der neuen Munition ist das Unternehmen zufrieden. Das neue Produkt werde von den Sportlern gut angenommen, heißt es seitens des Unternehmens.

Für die Produktion der neuen Munition hat das Schönebecker Unternehmen, das inzwischen zum finnischen Rüstungskonzern Nammo gehört, auch in neue Maschinen investiert. Diese sind allerdings in der Lage, auch die bisherigen Produkte herzustellen. Gleichzeitig wollen die Schönebecker auch ihre Produktion von Munition für das sportliche Pistolenschießen ausweiten. In dem Bereich liegt der Marktanteil von Nammo derzeit bei rund 30 Prozent. Aufgrund ihrer Erfahrungen und ihres Rufs sind die Schönebecker allerdings zuversichtlich.

Übrigens: Der Weltcup in Oberhof ist für die deutschen Biathleten am Ende doch gar nicht so schlecht verlaufen. So belegten die Frauen nach einem enttäuschenden Einzel-Wettbewerb zumindest in der Staffel den zweiten Platz. Und auch bei den Männern fuhr Biathlet Arnd Pfeiffer im Verfolgerrennen auf den zweiten Podestplatz.