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Bibliothek Längere Wege für junge Leser

Die Verwaltung in Schönebeck prüft zurzeit, ob die Stadtbibliothek in den Ratskeller ziehen könnte. Für die Schulen wäre das eine Umstellung.

Von Heike Liensdorf 26.02.2020, 09:54

Schönebeck l „Die Idee hat was ...“ sagt Mark Kowolik. Die Stadtverwaltung prüft, ob es von den Räumen und den Kosten her sinnvoll wäre, den Ratskeller wieder zu beleben – indem die Stadtbibliothek vom Stadtfeld an den Markt zieht.

Dann schiebt der parteilose Stadtrat ein großes Aber hinterher: „Der jetzige Standort liegt im Nahbereich von vier Grundschulen unserer Stadt: Dr. Tolberg, Ludwig Schneider, Am Lerchenfeld und Montessori. Von zwei der Schulen weiß ich, dass diese die Bibliothek für die Leseanfänger regelmäßig nutzen, indem in den letzten Stunden an einem festen Tag die Bibliothek besucht wird, damit man stöbern und ausleihen kann.“ Er gibt zu bedenken, dass zum Ratskeller die Erst- und Zweitklässler mit Betreuern zwischen 25 und fast 40 Minuten Fußweg einplanen müssten. „Das sollte beachtet werden. Und das Statement der Schulen wäre dabei für mich nicht unerheblich ausschlaggebend“, so Mark Kowolik, der im Stadtrat in der Fraktion FDP/Grüne/Below/Kowolik ist.

Wie sehen das die Schulen? Die Volksstimme hat sich bei den Schulleitungen umgehört. „Fast alle Schulen sind näher am Stadtfeld, dem jetzigen Standort der Bibliothek“, sagt Jeanette Ladebeck, Grundschule am Lerchenfeld. Ihre Erstklässer seien regelmäßig zu Projekten dort, zum Beispiel zum Lesefest; die Drittklässler alle vier Wochen. Sicherlich würde man die Bibliothek auch besuchen, wenn sie im Ratskeller sei, aber wohl nicht so oft.

Auch Kerstin Arndt, Tolberg-Grundschule, sagt, dass ihre Schüler dann längere Wege hätte. „Wir nutzen die Bibliothek regelmäßig, gehen mit Terminvorgabe dorthin, alle zwei Monate etwa.“

Einmal im Jahr mit den Erstklässlern, zwei Mal im Jahr mit den anderen Klassen besuche die Ludwig-Schneider-Grundschule die Einrichtung, so Heike Gruschke. „Eventuell später bis zum Markt Schönebeck mit unseren Schülern zu laufen, das ist weit, sehr weit.“ Allerdings verstehe sie, wenn in das Bibliotheksgebäude investiert werden müsse, die Stadt zum Sparen angehalten sei, nach Alternativen schaue.

„Der Weg zum Rathaus ist dann schon ein Stückchen länger ...“, räumt auch Elvira Ludwig-Bauer, Karl-Liebknecht-Grundschule, ein. Die Klassen würden die Bibliothek für Projekte und Aktionstage wie Lesekönig nutzen. Ein regelmäßiger Besuch sei aufgrund der Personalsituation nicht möglich.

Klare Worte findet Kathrin Steuer, Freie Montessori-Schule. „Zieht die Bibliothek in den Ratskeller, würden unsere Besuche wegfallen, weil der Weg dorthin zu lang ist.“ Man besuche thematische Veranstaltungen in der Einrichtung am Stadtfeld, aber gehe auch so wöchentlich mit den Kindern hin.

Mit einzelnen Klassen würde man Projekttage in der Bibliothek besuchen, sagen Kerstin Gundlach, Gorki-Sekundarschule, und Gabriele Priske, Sekundarschule am Lerchenfeld. „Von der Moskauer Straße aus haben wir momentan kurze Wege. Aber wenn wir mit 25 Kindern durch die Stadt gehen sollen? Die Zeit fehlt dann für den Unterricht“, so Gabriele Priske. Auch Kerstin Gundlach ist sich sicher: „Ich denke, das meine Deutschlehrer froh sind, wenn die Bibliothek dort bleibt, wo sie jetzt ist.“

Anders die Käthe-Kollwitz-Grundschule. „Wir würden es begrüßen, wenn die Bibliothek näher an uns heranrückt“, so Ines Hausherr. Zum jetzigen Standort laufen sie gut 40 Minuten – und nutzen das Angebot dennoch, vor allem für Projekte. „Aktuell sind wir ja näher dran“, sagt sie, denn da ihre Schule saniert wird, sind die Kollwitzschüler in der Tolbergschule an der Hellgestraße mit untergebracht.

Vorschlag von Stadtrat Mark Kowolik: „Eine Möglichkeit wäre ein Transport der Schüler zum neuen Standort, damit nur ein Fußmarsch anfällt und noch genügend Zeit zum Stöbern und Lesen bleibt.“

Zu dieser Thematik hatte Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) beim Gespräch mit der Volksstimme Anfang Februar angemerkt, dass es schon lange eine Kooperation mit der Schule Welsleben gebe. Die Anreise erfolge mit dem Bus. „Mit dem neuen Fahrplan ab August gibt es dann vielleicht auch die Haltestelle Breiteweg, die wir uns schon so lange wünschen. Wir arbeiten daran.“