1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Die Imker haben einen Notfallplan

Bienen Die Imker haben einen Notfallplan

Die Corona-Pandemie trifft auch die Imker. Die Verunsicherung darüber ist groß, was in diesen Tagen noch erlaubt ist.

Von Thomas Höfs 06.04.2020, 19:02

Calbe l Bei Frank Kaina steht in diesen Tagen das Telefon kaum still. Der Imker, der Ansprechpartner seines Imkervereins ist und mit Telefonnummer im Internet steht, erlebt in diesen Tagen großen Gesprächsbedarf von anderen Imkern, schildert er. Denn in den kommenden warmen Tagen erwacht die Natur zum Leben. Die Obstbäume zeigen in den nächsten tagen die volle Blüte. Gleichzeitig beginnt schon die Rapsblüte.

Auf der anderen Seite gibt es Ausgangsbeschränkungen für die Bürger, um die Zahl der Ansteckungen mit dem Coronavirus zu verlangsamen. Viele Imker fragen sich, wie sie damit umgehen sollen, bestätigt Frank Kaina. Doch einen Grund zur Sorge gibt es nicht: „Egal, was für eine Situation eintritt, ob der Imker selbst erkrankt oder unter Quarantäne gesetzt wird, die Imkervereine innerhalb des Vereins besitzen einen Notfallplan. Die Imker helfen sich gegenseitig. Somit ist die Versorgung sichergestellt. Für die Imkerschaft besteht eine Sonderregelung, so dass sie ihre Bienen auf jeden Fall versorgen dürfen“, teilt er auf Nachfrage mit. Die zuständigen Ordnungebehörden stellen den Imkern die notwendigen Bescheinigungen auf Wunsch aus, schildert er.

Denn mit dem Beginn der Obst- und Rapsblüte beginnt das Leben im Bienenstock zu pulsieren. Die Bienen schwärmen dann aus, um den Pollen einzusammeln. Mit dem wachsenden Arbeitseifer der Bienen müssen die Imker auch öfter bei den Insekten vorbeischauen, um den Honig zu ernten. Weil in diesen Tagen alles gleichzeitig blüht, wird es keinen reinen Rapsblütenhonig geben, sagt Frank Kaina voraus.

In den kommenden Tagen und Wochen reagieren die Honigbienen wie andere Insekten auch auf das Überangebot an Nahrung. Im Bienenstock ist die Königin jetzt umso mehr damit beschäftigt, für Nachwuchs zu sorgen. Jeden Tag legt sie deshalb viele Eier. Die Nahrung von den Blüten wird deshalb im Bienenstock gebraucht. In den kommenden Wochen wächst die Zahl der Bienen im Stock beständig. Das Frühjahr ist für die Imker die arbeitsreichste Zeit im Jahr. Regelmäßig müssen sie hier ihre Bienenstöcke überwachen und den Honig ernten. Auch während der Corona-Pandemie.

Noch ist kein Imker selbst daran erkrankt, sagt Frank Kaina. Doch sollte ein Imker an dem Virus erkranken und in Quarantäne geschickt werden, werden andere Imker die Arbeit für ihn übernehmen.

Der Winter war für einige Bienenvölker dabei nicht leicht. Obwohl die harte Frost ausblieb, seinen einige Stöcke allerdings geschädigt aus der Winterruhe gekommen, sagte er. Die Insekten gingen bereits durch den vergangenen trockenen Sommer geschwächt in die Winterruhe. Ob es zu Ausfällen gekommen ist. Darüber gebe es in Sachsen-Anhalt aktuell noch keine Zahlen, sagt er weiter. Die geschwächten Insekten seien aber anfälliger für Parasiten, die auch Bienen befallen können. Milben sind seit Jahren unter anderen ein Problem.

Nicht nur die Insekten wurden durch die lang anhaltende Trockenheit geschwächt. Die Honigerträge sanken vielerorts auf neue Minimummengen. Im vergangenen Jahr lagen die Honigerträge zum Teil nur noch bei der Hälfte und darunter im Vergleich zu normalen Jahren. Die Hoffnungen der Imker ist in diesem Frühjahr, dass sich die Wetterbedingungen wieder normalisieren und dass die Niederschläge in den Frühlings- und Sommermonaten wieder steigen.

An sehr heißen Tagen können nicht alle Bienen die Blüten anfliegen. Um die Temperatur im Bienenstock konstant zu halten, ist ein Teil der Insekten dann damit beschäftigt, Wasser in den Stock zu fliegen. Dabei nutzen die Insekten instinktsicher ein einfaches Prinzip aus. Wechselt flüssiges Wasser in den einen gasförmigen Aggregatzustand, entzieht es der Umgebung Energie. Es wird kühler. Jeder, der aus der Dusche oder aus einem Bad steigt, kennt diesen Effekt.

„Wir hoffen alle auf eine normale Ernte“, sagt Frank Kaina. Sollte sich das trockene Wetter aber im dritten Jahr wiederholen, sei erneut mit einer Reduzierung der Erntemenge um bis zu 45 Prozent zu rechnen, sagt er weiter. Doch das wünsche sich kein Imker noch einmal, weiß er.