1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Operettensommer vor Verschiebung

Bierer Berg Operettensommer vor Verschiebung

Kann "Die lustige Witwe" trotz Corona-Pandemie aufgeführt werden?

30.03.2020, 23:01

Schönebek (vs) l Die Geschäftsführerin der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie, Anita Bader, ist Optimistin und lässt sich so leicht nicht unterkriegen. Auch in Angesicht der Corona-Pandemie wollte sie so lange wie möglich am Operettensommer auf dem Bierer Berg festhalten. Doch das lässt sich inzwischen kaum noch durchhalten. „Ich hatte noch immer eine kleine Resthoffnung, aber diese schwindet von Tag zu Tag. Eine Verschiebung wird immer wahrscheinlicher“, teilte sie nun mit.

Selbst wenn die eigentlichen Proben erst im Mai beginnen sollten und die Premiere für den 20. Juni angesetzt ist: Auch mit so einem Vorlauf wird es immer riskanter, ein Bühnenstück mit internationaler Besetzung und mehr als 600 Zuschauern pro Aufführung in Zeiten einer globalen Erkrankung weiter zu verfolgen. „Wir denken in verschiedene Szenarien“, erklärte Anita Bader. Eine der zumindest bisher angedachten Optionen war, das Stück auf den Spätsommer oder Herbst zu verschieben. Eine endgültige Absage dieser Spielzeit möchte man bei der Kammerphilharmonie (noch) nicht laut in den Mund nehmen. Bühnenleute sind angeblich abergläubisch: Die Show muss schließlich weitergehen. Am Ende entscheiden darüber aber Verordnungen und Ausgangsbeschränkungen.

Eigentlich ist für diese 24. Auflage von Deutschlands größtem Operettenfestival „Die lustige Witwe“ des österreichischen Komponisten Franz Lehár angesetzt. „Ein Schokoladenstück“, wie Anita Bader in der Vergangenheit bereits schwärmte, „da jagt ein Walzer den nächsten“.

Doch gerade auch mit der internationalen Besetzung ist die Planung für so ein Stück in diesen Zeiten schwer. Die Schauspielstudenten der Universität Harrisonburg im US-Bundesstaat Virginia, die in den vergangenen Jahren am Bierer Berg immer zu gastierten, haben bereits abgesagt. Derzeit wären die Grenzen sowieso dicht. Auch Regisseurin und Operetten-Urgestein Katharina Kutlil hatte bei bisherigen Anreisen aus Österreich bereits massive Probleme.

Trotzdem stirbt am Bierer Berg die Hoffnung zuletzt. Wie anderswo auch, warte man im Orchesterbüro die weiteren Maßnahmen der Landesregierung nach Ablauf der Eindämmungsverordnung am 19. April ab, heißt es von der Philharmonie. Eine Lockerung der Ausgangsbeschränkungen ist allerdings vorerst nicht in Sicht.

Auch die Künstler müssen sich nun auf die ungewisse Situation einstellen. Die Sopranistin Sophia Revilla aus Niedersachsen, die die Rolle der Valencienne in „Die lustig Witwe“ übernehmen soll, kündigte aber bereits an, dass sie auch für einen späteren Termin im Jahr zur Verfügung stehen würde. „Ich habe das Glück, dass ich noch im Master studiere an der Musikhochschule Hannover und meine Semesterferien bis Anfang Oktober gehen“, teilte sie mit. „Somit wäre ich zeitlich tatsächlich sehr flexibel.“ Ihre nächsten Konzerte und Tourneen beginnen erst wieder ab Herbst 2020.

Noch am 10. März spielte Sophia Revilla in der Premiere der Kinderoper „Gold!“ am Theater Osnabrück mit. Es sollte die einzige Aufführung des Stückes bleiben. Alle weiteren Vorstellungen mussten wegen des Coronavirus abgesagt werden. Und das nach sechs Wochen intensiven Proben. Derzeit lernt Revilla ihre Gesangsrolle für „Die Lustige Witwe“ auswendig.

Fest steht bereits die Absage der nächsten Konzerte der Mitteldeutschen Kammerphilharmonie bis zum 21. April, darunter die Konzerte „Von Agthe bis Zeppelin“ in Schönebeck im Dr.-Tolberg-Saal am 3. April, in Barby am 4. April und in Ballenstedt am 5. April. Die Veranstaltung in Schönebeck wurde auf den 22. Oktober verschoben. Die Tickets behalten ihre Gültigkeit.