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Bierer Berg „Schweinehitze“ im Tierpark

Die Tierpfleger auf dem Bierer Berg in Schönebeck haben sich einiges einfallen lassen, um den Tieren eine Abkühlung zu bieten.

Von Emily Engels 30.07.2018, 03:40

Schönebeck l „Gleich fangen sie an, vor Freude zu tanzen“, sagt Tierpfleger Uwe Schlöcker. Und damit meint er nicht etwa einen bunten Vogel oder eine grazile Gazelle, sondern das Stachelschwein. Als er den Wassersprinkler auf die ursprünglich aus Afrika stammenden Tiere hält, beginnen sie erst, zu „rasseln“ (laut Schlöcker ein Zeichen dafür, dass sie sich wohlfühlen), dann spreizen sie ihre Stacheln aus und drehen sich im Kreis. Sie sehen dabei so tänzerisch aus, wie es bei einem Stachelschwein nur geht.

Uwe Schlöcker und seine Kollegen vom Bierer Berg haben durch die langanhaltende Hitze derzeit allerhand zu tun. Das fängt bei der Versorgung an. „Während wir normalerweise einmal pro Tag die Wassernäpfe auffrischen, geben wir derzeit dreimal täglich frisches Wasser“, so der Tierpfleger. Hinzu kommt viel wasserhaltiges Gemüse. Normalerweise geben die Bierer-Berg-Mitarbeiter viel Grünschnitt. „Doch den gibt es zur Zeit auch nicht mehr ausreichend – dafür regnet es zu wenig“, bedauert Uwe Schlöcker. Umso dankbarer ist der Tierpfleger über viele Gemüse-Spenden – unter anderem von Kleingärtnern. Er hält eine krumme Gurke hoch. „Was so manch einer nicht essen mag, freut unsere Tiere“, so Schlöcker.

Ein Gang durch den Tierpark macht deutlich, wie unterschiedlich die Bewohner mit den heißen Temperaturen umgehen – und wie vielfältig derzeit die zusätzlichen Aufgaben der Mitarbeiter sind. „Vor allem bei den Schweinen ist es wichtig, dass sie einen schlammigen Bereich zum Suhlen haben“, erklärt Schlöcker. Denn den Schlamm verwenden sie unter anderem als Sonnenschutz. Da der Heimattiergarten ein bestimmtes Budget nicht überschreiten darf (der Bierer Berg zählt zu den freiwilligen Leistungen der Stadt), bekommen zwar einige Tiere eine Dusche, die Pflanzen und Bäume werden jedoch nicht gegossen. Dies ist auch an den Wegen im Tiergarten erkennbar: Bäume werfen ihr Laub ab, man könnte – abgesehen von der Hitze – meinen, dass Herbst ist. „Den Weg müssen wir täglich haken, was ebenfalls schwerer ist als sonst, da alles sehr staubig ist“, erklärt Schlöcker. Er sagt: „Die Versorgung der Tiere hat höchste Priorität und kommt natürlich vor den Pflanzen.“

Um auch den wilden Vögeln die Möglichkeit zu geben, an den Tränken ihren Durst zu stillen, hat der Tierpfleger einen Tipp, der auch im Garten oder auf dem Balkon umgesetzt werden kann: Einfach einen großen Stein oder ein Holzbrett in die Tränken legen. So haben die Vögel sicheren Halt und es besteht keine Gefahr, dass sie ertrinken.

Während des Spaziergangs durch den Tiergarten wird deutlich: Während die südamerikanischen Bewohner, darunter beispielsweise Meerschweinarten, die Hitze genießen, verbringen die einheimischen Tiere die meiste Zeit im Schatten. Besonders heiß ist den Schafen, erklärt Schlöcker. Obwohl sie geschoren wurden, liegen sie ab mittags im Schatten und tun nichts mehr. Ähnlich macht es der Schneehase. Er bewegt sich bei den Temperaturen kaum. Und hat im Sommer noch eine weitere Strategie. „Er wechselt seine Farbe von weiß zu braun-grau, damit er gut getarnt ist“ erklärt der Tierpfleger.

Weniger Besucher gibt es durch die Hitze nicht. „Da es hier oben durch die Bäume viele schattige Plätze gibt, nutzen Familien die Ferienzeit für einen Besuch“, beobachtet Schlöcker. Neben Kleingärtnern bringen auch die Besucher Grünzeug – beispielsweise Kohlrabiblätter oder Möhrchengrün – auf den Ausflug mit und geben es bei den Tierpflegern ab. „Darüber freuen wir uns“, sagt Schlöcker.

Am Ende des Rundgangs geht es an einem Tier vorbei, das sich sehr über die Sonne freut: die Sizilianische Bergziege. Schlöcker: „Die sind das warme Klima gewöhnt und genießen es.“