Bildung Tablet statt Tafel

In der Corona-Krise setzen Schulen auf das Internet und auf digitale Hilfsmittel, um den Schülern Wissen zu vermitteln.

Von Paul Schulz 05.06.2020, 01:01

Schönebeck l „Berechne den Widerstand eines Eisendrahtes, der die Länge von 15 Metern und eine Querschnittsfläche von drei Quadratmillimetern hat.“ Diese Physikaufgabe richtet sich an die Neuntklässler der Oskar-Kämmerer Schule in Schönebeck – und wurde nicht im regulären Unterricht erteilt. Stattdessen finden die Schüler diese und weitere Aufgaben im Aufgabenpool auf der Website der Schule. In Zeiten der Corona-Beschränkungen haben nämlich zahlreiche Schulen auf digitales Lernen und „Homeschooling“ (Heimunterricht) gesetzt.

Das Konzept ist leicht erklärt: Die Lehrer laden, je nach Klasse und Unterrichtsfach, die verschiedenen Aufgaben auf die Website. Zudem geben sie Hinweise, an welcher Stelle im Lehrbuch weitere Informationen zum jeweiligen Thema zu finden sind. Die Schüler lösen die Aufgaben zuhause und schicken ihr Ergebnis via Mail an den Lehrer beziehungsweise bringen es zum nächsten Präsenzunterricht mit in die Schule. In der Oskar-Kämmerer Schule wechseln die Klassen nämlich derzeit täglich zwischen Präsenzunterricht und Homeschooling, teilt Schulleiterin Burglind Auge mit.

Darüber hinaus gibt es an der Kämmerer Schule eine „i-Pad-Klasse“. Die Fünftklässler sind mit Tablets ausgestattet und haben während der Corona-Pandemie Videounterricht gehabt. Über die Software „Zoom“ wurden sie in Videokonferenzen von ihren Lehrern in den Kernfächern und in Biologie unterrichtet – die Tafel wird durch das Display ersetzt.

„Im Grunde waren das ganz normale Unterrichtsstunden, nur eben über Video. Wir haben lediglich die Klasse in drei kleinere Gruppen aufgeteilt, weil das leichter umzusetzen ist“, sagt Burglind Auge. Und wie kam das bei den Schülern an? „Wir haben von den Eltern erfahren, dass das ein absoluter Höhepunkt für die Kinder war“, berichtet die Schulleiterin.

Videounterricht gibt es in der in der Sekundarschule „Maxim Gorki“ zwar nicht, aber auch hier wird zwischen Unterricht in der Schule und von zuhause aus gewechselt – allerdings in einem wöchentlichen Rhythmus. Und natürlich wird auch hier das Internet genutzt, um Wissen zu vermitteln. In der Gorki-Schule geschieht das über die Online-Plattform „Moodle“. Schulleiterin Kerstin Gundlach erklärt: „Die Schüler loggen sich bei Moodle ein und können die von den Lehrern erteilten Aufgaben einsehen. Über Moodle können die Lehrer auch kontaktiert werden, wenn Fragen bestehen.“

Zudem würde diese Art des Arbeitens manchen Schülern sehr entgegenkommen. „Sie können selbst entscheiden, wann sie welche Aufgabe angehen. Das ist natürlich vorteilhaft für die Schüler“, meint die Schulleiterin.

Wurde die Moodle-Plattform in den vergangenen Wochen generell für die Vermittlung von Wissen genutzt, so finden sich jetzt vermehrt Übungsaufgaben darin, die sich auf die zuvor im Präsenzunterricht durchgenommenen Themen beziehen, sagt Gundlach. Die Grundlagen werden also wieder im „klassischen“ Unterricht vermittelt. Gefestigt werden die Inhalte, zum Beispiel mittels Übungsaufgaben, via Moodle. Besonders praktisch findet die Schulleiterin, dass Moodle auch als App verfügbar ist und somit auch auf den Smartphones der Kinder und Jugendlichen verwendet werden kann.

Zudem kann die Schule nachvollziehen, ob ein Schüler Moodle genutzt und die Aufgaben bearbeitet hat. „Ist das nicht der Fall, werden die Eltern kontaktiert“, so Gundlach. Faulenzen ist also auch im Homeschooling eher schwierig.

Allerdings hat das Lernen über Online-Plattformen auch einen signifikanten Nachteil: Ohne Technik geht nichts. Von solchen Erfahrungen können auch Auge und Gundlach berichten. Sowohl in der Kämmerer- als auch in der Gorki-Schule gibt es nämlich Schüler, die keine geeigneten Geräte (Computer, Laptop, Smartphone) oder kein Zugriff aufs Internet haben. Auch wenn das eher die Ausnahmen sind, so müssen schließlich auch diese Kinder unterrichtet werden. In beiden Schulen hat man dieses Problem auf die gleiche Weise gelöst: Die Aufgaben werden ausgedruckt und den Schülern übergeben.

Von kleinen anfänglichen technischen Schwierigkeiten abgesehen, sind beide Schulleiterinnen der Ansicht, dass die Arbeit übers Internet ganz gut funktioniert hat. „Wir wollten Moodle auch vor Corona schon stärker in den Alltag einbinden, darin wurden wir jetzt nur bestärkt“, zieht Gundlach ihr Fazit. Burglind Auge sagt: „Zuvor haben wir nicht viel in Richtung Online-Unterricht unternommen, die Tablet-Klassen werden wir weiter ausbauen.“