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Blumenpracht Krokus-Herz wird im Schlosspark blühen

Der Barbyer Schloßpark wird im kommenden Frühling ein bisschen gelber sein.

Von Thomas Linßner 11.11.2016, 00:01

Barby l „Wir müssten das jetzt mal markieren, vielleicht mit Haferflocken?!“, schaut Initiatorin Antje Knopf fragend in die Runde. Die junge Landwirtin und ehrenamtliche „Blumenaktivistin“ ist von Grundschulkindern umringt, die „Gewehr bei Fuß“ mit ihren Pflanzenstechern bereit stehen, um Blumenzwiebeln im Boden zu versenken. Auch Bauamtsleiter Holger Goldschmidt von der Stadtverwaltung und Reha-Qualitätsmanagerin Sabine Futterlieb sind dabei. (Stadt und Klinik übernehmen die Kosten für das Pflanzgut.)

„Ich hole welche“, sagt Sabine Futterlieb, und entschwindet Richtung Elbe-Saale-Klinik. Kurz darauf ist sie mit zwei Tüten Haferflocken zurück. Schließlich gehören die gequetschten Haferkörner zur Lebensmittel-Grundausstattung der Klinik-Küche, die auf gesunde Ernährung setzt.

Die Krokuszwiebeln werden normalerweise wahllos grüppchenweise gesteckt. Antje Knopf möchte aber noch ein bisschen gestalten: Mit den Haferflocken, so sie nicht zuvor in den Kindermündern verschwinden - wird die Form eines Herzens auf den kalten Rasen gestreut. „Das erinnert mich an Hänsel und Gretel, die den Weg mit kleinen Brotkrümeln markiert haben“, freut sich ein Neunjähriger. Also ein Herz.

Den Kontakt zu Antje Knopf hatte Holger Goldschmidt hergestellt, dem ihre bisherigen Aktivitäten im Stadtgebiet von Schönebeck nicht verborgen blieben. Die ehrenamtliche Naturschutzhelferin hatte Orte wie den Ruth-Lübschütz- und Karl-Jänecke-Platz sowie den Kurpark mit ihren Krokussen veredelt. Auch dort waren es Freiwillige, die ihr zur Seite standen.

Antje Knopf ist seit mehreren Jahren im Herbst unterwegs, um pflanzend den Startschuss dafür zu geben, dass es im Frühling hier und da blüht. Sie organisiert das Saatgut, das von Sponsoren finanziert wird. Für Barby sind noch 2000 Blumenknollen über.

Die Pflanzbedingungen im Barbyer Schlosspark sind gut. Der Boden ist feucht, es liegen kaum Blätter auf dem Rasen. Im Frühjahr ist somit genug Licht da, damit die freundlichen Frühblüher gedeihen. Im Sommer wirkt das Blattwerk dann wieder schützend.

Wo einst eine alte Blutbuche stand, die nach rund 200 Jahren gefällt werden musste, wird es nun von Jahr zu Jahr gelber werden. „Die Krokusse sind sehr vermehrungsfreudig“, erklärt Antje Knopf.

Es wird nicht ausbleiben, dass ihre Blätter im nächsten Sommer dem Rasenmäher zum Opfer fallen. Was aber nicht schädlich ist. Im Gegenteil: Die Zwiebeln bekommen so genug Energie, um über den Sommer und Winter zu kommen.

Landwirtin Antje Knopf erklärt den Kindern, dass nicht nur der Schönheitsgedanke in der Aktion zähle, sondern auch ein Naturschutzgedanke hinter allem steckt. „Die frühen Krokusse sind die ersten Nektarquellen für Wildbienen und Hummeln“, hebt sie den Finger.

Die Krokuswiese dürfte aber noch einen anderen Effekt haben: Die Kinder werden sich vermutlich später daran erinnern, dass sie es waren, die den Grundstein legten. Vielleicht spazieren sie dereinst mit ihren Sprösslingen durch den Schloßpark und zeigen stolz auf die Wiese: „Siehst du, dafür bin auch ich ein bisschen verantwortlich.“

So was nennt man dann wohl Nachhaltigkeit.