Bollenfest Novum rettet Brauch
Beim Bollenfest in Calbe wurde unter anderem die neue Königin gekrönt. Sie war bereits einmal als Hoheit unterwegs: als Bollenprinzessin.
Calbe l Nachfolger sind wichtig, damit eine Königslinie Bestand hat. An einem solchen Thronfolger wollten es die Mitglieder des Bollenvereins auch in diesem Jahr nicht fehlen lassen. „Für die Region ist die Bollenkönigin und -prinzessin sehr wichtig“, findet Reiner Tischler, der Vorstand der Calbenser Agrargenossenschaft. Das zwiebelhafte - pardon, zauberhafte - Amt ist einerseits identitätsstiftend und stärkt andererseits das Heimatbewusstsein der Einwohner in ihrer Stadt. Genau aus diesem Grund sollte das Majestätenamt in jedem Fall fortgeführt werden. So sieht es auch die neue Prinzessin, Josephine Würffel.
In einem maßgeschneiderten Kleid der „Vereins“-Schneiderin Ilona Kelle schreitet die brünette 21-Jährige über den roten Laufsteg. In einem hellgelben, mit Glitzer versehenen Kleid. Unter einigen Anwohnern gibt es erstaunte Blicke, denn sie kennen Würffel bereits einmal als Prinzessin.
In den vergangenen Jahren hat die Calbenserin es bereits zur Bollenkönigin gebracht. Gehört sozusagen zum „alten Eisen“, wie Bürgermeister Sven Hause mit breitem Grinsen scherzhaft äußert. Für die Auszubildende zur Erzieherin eine adlige Verpflichtung. „Wir haben bis drei, vier Wochen vor dem Bollenfest vergeblich auf eine eingehende Bewerbung für das Prinzessinnenamt gewartet“, erzählt Würffel.
Dass die Zeit als Majestät sehr lohnend sein kann, vermittelte die scheidende Königin Bettina I. in ihrer emotionalen Abkrönungszeremonie. „Wenn ich vorher gewusst hätte, wie viel Aufwand die Arbeit bedeutet, hätte ich es mir nicht zugetraut“, sagt sie. Fast jedes Wochenende im Sommer sei sie unterwegs gewesen, relativiert aber: „Da mein Freund und meine Mutter meistens dabei waren, waren die Auftritte wie Familientage für mich“.
Die neue Königin, Kerstin Merkel, betritt in einem prachtvoll anmutigen roten Kleid mit güldenen Glitzereien die Bühne. Umjubelt wie eine richtige Königin und begleitet von „ihrem Besten“. Dabei handelt es sich um Ritter Ben, Merkels Sohn. „Du gehst vornweg, trägst die Bollen und hast immer ein Lächeln“, richtet die zwiebelhafte Hoheit ihren Blick ganz auf den Sohn. Aus diesem Grund soll dieser besonders geehrt werden: Zum großen Erstaunen des kleinen Mannes durch einen richtigen Ritterschlag. „Du hast nun die Aufgabe, die Königin zu beschützen“, ruft Ritter Reiner in die Besuchermasse.
Übrigens: Allein zum Bollenfest werden zehn Tonnen Zwiebeln verschenkt oder verkauft.
