Bürgerfragestunde Manche singen etwas vor

Weil bei der Bürgerfragestunde nicht so viel los war, hatte SPD-Mann Burkhard Lischka in Barby etwas Zeit, aus dem Nähkästchen zu plaudern.

Von Thomas Linßner 20.09.2016, 17:38

Barby l Doch ehe Lischka die Volksstimme-Fragen beantwortete, kümmerte sich der Landeschef und Bundestagsabgeordnete um zwei Bürger, denen etwas auf der Seele lag: Rainer Bittersmann, hartnäckiger Verfechter eines Radweges nach Pömmelte, erkundigte sich nach dem Stand der Dinge, nachdem ein Fördermittelantrag abgelehnt worden war. Burkhard Lischka will jetzt einen Termin bei Landesverkehrsminister Thomas Webel (CDU) einfädeln, an dem neben Barbyer Kommunalvertretern und Landrat Markus Bauer auch sein CDU-Bundestagskollege Tino Sorge teilnehmen soll. Lischka hatte beim jüngsten Brückenfest zu Bauer und Sorge deswegen Kontakt aufgenommen. Ausgelotet werden soll, ob das Vorhaben nicht in der Radweg-Prioritätenliste des Landes vorrücken könne. Der veränderten Rahmenbedingungen wegen: der Lkw-Verkehr hat zugenommen, das „Ringheiligtum“ ist fertig und generiert eine Zunahme des Radtourismus. (Als die Prioritätenliste erstellt wurde, spielten diese Faktoren noch keine Rolle.)

Brigitte Linde beklagte die Erschütterungen und den Lärm, der von zu schnell fahrenden Lkw in der Otto-Beckmann-Straße verursacht wird. „Wir halten es zu bestimmten Tageszeiten nicht mehr aus“, so die Barbyerin, deren Haus direkt im Kurvenbereich der Calbenser Chaussee zur Beckmannstraße liegt. (Schon in der vorletzten Bürgerfragestunde beklagte eine Anwohnerin des Wilhelmsweges die ähnliche Situation.) Stadtrat Torsten Reinharz bestätigte, dass mit Aufhebung des Fußgängerschutzweges die Hemmschwelle, langsamer zu fahren, in dieser Kurve gesunken sei. „Den Verkehr kriegen sie da nicht weg. Aber es muss möglich sein, dass die Polizei Geschwindigkeitskontrollen macht“, so Lischka. Die Stadt soll nun Kontakt zur Polizeibehörde aufnehmen.

Aus Burkhard Lischkas Erfahrung heraus sprachen die beiden Barbyer Bürger „normale Anliegen“ an. Oft kommen Leute zu ihm, die Probleme mit Behörden haben oder sich auf andere Weise benachteiligt fühlen. So wie ein Großvater, dessen Enkeltochter eine seltene Krankheit hatte. Die Krankenkasse verweigerte die teure Spezialbehandlung. Lischka fragte deshalb beim Vorstandsvorsitzenden der Kasse an, der die Operationskosten schließlich bewilligte. „Ich frage mich nur, was mit den Leuten passiert, die nicht die Kraft haben, dafür zu kämpfen“, räumte der 51-Jährige ein.

Zur Abteilung „Kurioses“ zählte sein Besuch bei einer Opernsängerin, die kaum Probleme vortrug, dem Bundestagsabgeordneten dafür eine Stunde etwas vorsang ...

Burkhard Lischka ist neben seinen Funktionen als Bundestagsabgeordneter, Innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Magdeburger Stadtrat seit April 2016 auch Landesvorsitzender der SPD.

Wie der gebürtige Sauerländer einräumt, sei die aktuelle Arbeitsbelastung nicht von Pappe. „Um 5.30 Uhr klingelt mein Wecker, kurz vor Mitternacht bin ich wieder im Bett“, sagt er. Dabei würden „die kleinen, persönlichen Termine“ oft auf der Strecke bleiben. Außerdem stelle er an sich fest, in Sitzungen „auch mal gereizt zu reagieren“.

Dennoch versucht der 51-Jährige mit viel Kraft, das Bild der Sozialdemokraten wieder aufzupolieren. Die SPD sei gut beraten, in Zukunft mehr mit den Menschen zu sprechen als über sie. Sie müsse nicht immer komplett fertige Antworten haben, aber sie sollte das Gefühl vermitteln, dass sie zuhört und sich um den Alltag der Menschen kümmert. (Zu dieser Rubrik dürften wohl auch Termine wie die Bürgerfragestunde in Barby zählen.)

Bei seiner Wahl im April machte der Zweimeter-Mann klar: Seine Zeit als Landesvorsitzender ist begrenzt: „Ich habe immer gesagt, dass es kein richtiger Neuanfang ist, wenn jemand, der schon seit vielen Jahren Verantwortung in der SPD Sachsen-Anhalt übernommen hat und die Partei auch auf Bundesebene vertritt, meint, dauerhaft Landespolitik machen zu müssen.“

Nach einer „gewissen Konsolidierung“ möchte Lischka den Staffelstab des Parteivorsitzenden wieder weitergeben.