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Bürgerinitiative Unterschriften für Tempo-30-Zone

Der Verkehrslärm in der Martin-Luther-Straße in Schönebeck nervt. Nun unternehmen die Anwohner einen neuen Anlauf für weniger Krach.

Von Jan Iven 18.11.2018, 05:00

Schönebeck l Iris Czech macht sich jedes Mal Sorgen, wenn sie die Dr.-Martin-Luther-Straße in Schönebeck überquert, an der sie wohnt. „Die Autos nehmen immer den Schwung von der Brücke an der Bahnhofstraße mit und fahren dann viel zu schnell bei uns vorbei“, erzählt die 61-Jährige. Iris Czech ist gehbehindert, geht am Stock und ist daher nicht besonders gut zu Fuß. Wenn die ehemalige Vorsitzende des Behindertenverbandes in Schönebeck die Straßenseite wechseln muss, ist das für sie alles andere als einfach.

Auch ihr Mann Gerold Czech ärgert sich über die hohen Geschwindigkeiten der Autofahrer an seiner Straße, allerdings noch aus einem ganz anderen Grund. „Wegen des Lärms können wir nicht mit offenem Fenster schlafen“, sagt der 63-jährige Rentner. Gerade im Sommer sei es aber in der Wohnung viel zu heiß. „Viele Anwohner in der Straße haben ihre Schlafzimmer nach vorn zur Straße raus und wachen deswegen immer wieder auf“, sagt Gerold Czeck. Denn auch in der Nacht seien auf der Dr.-Martin-Luther-Straße immer wieder Fahrzeuge unterwegs, spätestens, wenn die Menschen vom Schichtdienst nach Hause kommen oder zur Arbeit fahren. Und die unebene Betonstraße aus DDR-Zeiten würde beim Befahren viel Lärm verursachen.

Das Ehepaar Czech hat sich daher entschlossen, etwas gegen den Lärm in ihrer Straße zu unternehmen. Das Ziel: „Die Dr.-Martin-Luther-Straße sollte eine Tempo-30-Zone werden“, fordern die beiden. Gemeinsam mit einigen Nachbarn haben sie daher eine Unterschriftensammlung in der Straße gestartet. Noch haben sie nicht alle Listen zurückbekommen. „Wir haben bisher 40 Unterschriften zusammen bekommen“, sagt Iris Czech.

Damit sprachen sie jüngst bei der Sprechstunde von Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) vor. Das Stadtoberhaupt kennt das Problem, es wurde in der Vergangenheit bereits im Schönebecker Stadtrat angesprochen. „Wir haben das Thema an die zuständigen Mitarbeiter in der Verwaltung weiter gegeben“, erklärt Bert Knoblauch dem Ehepaar Czech. Derzeit werde geprüft, welche Möglichkeiten es gebe.

Ganz neu ist das Thema Dr.-Martin-Luther-Straße allerdings nicht. Bereits vor Jahren hatte es einen Vorstoß zur Verkehrsberuhigung gegeben. Allerdings ohne Erfolg „In den angrenzenden Straßen ist auch überall nur Tempo 30 erlaubt. Warum also nicht dort?“ wundert sich Gerold Czech. Ob eine Sanierung der alten Straße sinnvoll wäre, um den Lärm zu reduzieren, bezweifelt er allerdings. „Dann würden wohl alle noch schneller fahren“, befürchtet der Rentner.

Anwohnerin Gabriele Block hat ebenfalls für eine Verkehrsberuhigung unterschrieben. „Bei uns vibriert das ganze Wohnzimmer, wenn Autos vorbeifahren“, erzählt die 58-Jährige. Eine 30er-Zone hält sie sie für sinnvoll, damit der Durchgangsverkehr auf die größeren Prallelstraßen ausweicht.

Auch im Stadtrat wurde das Thema Dr.-Martin-Luther-Straße bereits zur Sprache gebracht. „Die Anwohner der Dr.-Martin-Luther-Straße haben mich gebeten, nach der Möglichkeit einer Tempo-30-Zone zu fragen“, sagte Stadtrat Heinz-Günter Burghardt (CDU) in einer Fragestunde. Die Mitarbeiter der Schönebecker Stadtverwaltung nahmen die Frage ebenfalls auf, eine Antwort steht bisher allerdings noch aus.

Und so müssen auch Iris und Gerold Czech erst einmal der Dinge harren. Die beiden waren schon vor fünf Jahren bei einer Sprechstunde des Oberbürgermeisters. Damals haben die beiden noch in Ranies gewohnt. „Stimmt, jetzt erinnere ich mich. Damals hatte ich gerade als Oberbürgermeister angefangen“, sagt Bert Knoblauch. Seinerzeit ging es um einen Container für Grünschnitt, der hinter dem Grundstück des Ehepaars stand. „Die Leute haben dort aber nicht nur Pflanzen entsorgt, deswegen stank es immer bis zu uns“, sagt Gerold Czech. Der Oberbürgermeister hatte ein Einsehen und der Container wurde an den Rand der Ortschaft verlegt. Inzwischen sind die Container für Grünschnitt aber nicht mehr abgeschafft.

Doch auch wenn Oberbürgermeister Knoblauch dem Ehepaar noch keine konkreten Hoffnungen machen kann, sind die beiden mit ihrem Besuch zufrieden. „Er hat sich alles genau angehört und uns erklärt, welche rechtlichen Probleme es geben könnte“, sagt Gerold Czech. Dass die Dr.-Martin-Luther-Straße nicht ohne weiteres in eine Tempo-30-Zone umgewandelt wird, ist dem Ehepaar auch klar. Dennoch haben sie die Hoffnung, dass sich in Zukunft vielleicht doch noch etwas verbessert.