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Bürgerprotest Biber, Stallpflicht und Teiche

Der Biber macht in Bördeland nach wie vor Probleme. Die Bürger und Verwaltung lassen nichts unversucht auf der Suche nach einer Lösung.

Von Klaus-Dieter Schmidt 19.08.2017, 04:35

Großmühlingen l Viele Autofahrer, die am Dienstag in den späten Vormittagsstunden die Landstraße von Eggersdorf nach Großmühlingen befahren haben, werden sich über die große Menschenansammlung an der „Weißen Brücke“ gewundert haben. Es fand wieder ein Mal eine Grabenbesichtigung statt. Die wie vielte lässt sich nur schwer ermitteln.

Es ging um die Staudämme der Biber im Mortzgraben und die daraus resultierenden Schäden. Ein Dauerthema, das seit 2005 die Eggersdorfer Bürger und die Verantwortlichen in der Gemeinde beschäftig. Am 13. Juli berichtete die Presse letztmalig über das Problem, in dem Bürgermeister Bernd Nimmich mit den Worten „So kann es nicht weitergehen,“ seinen Unmut Luft machte.

Auch die Eggersdorfer Heimatfreunde äußerten auf einer Veranstaltung der Volkssolidarität im April ihr Unverständnis darüber und baten den geladenen Bundestagsabgeordneten Tino Sorge (CDU) um Hilfe und Unterstützung bei der Lösung dieses Problems. Mit Hermann Onko Aeikens (CDU), seines Zeichens Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, besuchten sie nun den Salzlandkreis. Die beiden Politiker verschafften sich unter anderem auch einen Überblick über das Vernässungsproblem im Bereich der „Weißen Brücke“ der Gemeinde Bördeland, kamen mit Kommunalvertretern, Bürgern und Landwirten ins Gespräch.

Eggersdorfs Ortschaftsbürger Jürgen Rode gab zu Beginn detailliert Auskunft über den ländlichen Raum seines Ortsteiles und bekräftigte zum wiederholten Mal: „Der Schutz des Bibers ist natürlich auch für uns oberstes Gebot. Es kann aber nicht sein, dass ein vor über 150 Jahre von unseren Vorfahren angelegter Entwässerungsgraben in die Bedeutungslosigkeit versinkt, nur weil die Nager das aus Richtung Biere kommende Wasser anstauen und einen geregelten Wasserfluss nicht mehr zulassen.

Und besagter Graben war ja angelegt, damit das Oberflächen- und Grundwasser aus der Bierschen und Eggersdorfer Gemarkung in Richtung Elbe weitergeleitet werden kann. Diese Aufgabe kann der Graben schon lange nicht mehr erfüllen, denn Biberstaudämme verhindern dies, setzen Ackerflächen unter Wasser, lassen das angrenzende Land versumpfen und letztendlich sind wachsende Grundwasserstände besonders in Eggersdorf zu beklagen.“

Der Schutz der Biber steht im Vordergrund und verbietet jegliches Handeln an den Biberbauten. Diese Tatsache ist den Eggersdorfern hinlänglich bekannt - doch eine geeignete Lösung für alle Seiten blieb bislang aus.

Dem Unterhaltungsverband und der Gemeinde sind die Hände gebunden, denn die strengen Gesetze zum Schutz der Biber müssen sie einhalten. Vertreter der Unteren Naturschutzbehörde waren an diesem Tag nicht vor Ort.

Der Staatssekretär ging in seinen Ausführungen auf den Naturschutz ein, brachte aber zum Ausdruck: „Der Naturschutz muss auch im Einklang mit der Lebensqualität der Bürger stehen und demzufolge muss es hier eine Anpassung geben. Da die Biberpopulation sich in den letzten Jahren gut entwickelt hat, könnte hier auch eine Ausnahmeregelungen in der Gesetzesvorgabe Anwendung finden.“ Der Staatssekretär bemängelte: „Das Bibermanagement im Landkreis lässt Einigkeit im Handeln vermissen.“

In diesem Zusammenhang bildeten die Schachtteiche einen zweiten Anlaufpunkt. Der Durchfluss unter dem Feldweg ist fast vollständig zu und von einem fließenden Gewässer (gemeint der Mortzgraben) ist nichts mehr zu erkennen. „Ein desolater Zustand“, so die Meinung der Politiker und aller Anwesenden.

Der stellvertretende Vorsitzende des Geflügelzuchtvereins, Winfried Hamel, ging dann noch auf die Stallpflicht, die bei Seuchengefahr strikt einzuhalten ist und deren Einhaltung besonders bei den Kleintierhalter zu beklagen ist, ein, und sagte: „Wir Geflügelzüchter werden genauso wie die Großtierhalter behandelt, und dies lässt sich nicht vereinbaren.“

Staatssekretär Hermann Onko Aikens, so sagt er bei diesem Vor-Ort-Termin, sieht diesen Sachverhalt genauso, denn auch seine Frau ist Geflügelzüchterin und kenne demnach die Problematik.

Und der Vorsitzende des Angelverbandes bemängelte an diesem Tag den hohen Wasserstand der Teiche wie zum Beispiel die Wasserqualität, unter Wasser stehende Angelstege, verstärktes Absterben von Bäumen in Ufernähe.