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Corona-Krise Doppstadt plant Kurzarbeit in Calbe

Der größte Arbeitgeber in Calbe, das mittelständische Unternehmen Doppstadt, will seine Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken.

Von Thomas Höfs 01.05.2020, 08:00

Calbe l Die Corona-Pandemie wird sich auch auf größere Unternehmen in Calbe auswirken. Das kündigte die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung jetzt an. So plant der Umweltmaschinenproduzent Doppstadt am Standort Calbe die Einführung von Kurzarbeit von Ende Mai bis Ende Juli, teilte die Stadtverwaltung nach einem Besuch des Bürgermeisters in dem Unternehmen zusammen Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Wünsch (SPD) mit.

Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 400 Mitarbeiter am Standort Calbe. An mehreren Standorten produziert das 1965 gegründete Unternehmen Maschinen für die Umwelttechnik. Im Schwerpunkt geht es dabei um den Bau von Maschinen, die zur Aufbereitung verschiedenster Materialien wie Altholz, Haus-, Gewerbe- und Industriemüll, Biomüll, Erdaushub und Grünschnitt eingesetzt werden können. Weltweit liefert das Unternehmen seine Maschinen aus. Wegen der Corona-Pandemie kommen weltweit die Fertigungsprozesse zum Teil zum Erliegen, weil Zulieferer keine Teile liefern können oder die Nachfrage nach Maschinen zum Teil deutlich zurück gegangen ist.

Das Unternehmen hat seinen Fokus demnach auf die Stabilisierung der Liquidität gelegt. Die Sicherung der Liquidität ist für viele Unternehmen aktuell eine große Herausforderung. Denn in der Regel laufen die Kosten weiter, und die Einnahmen bleiben seit Wochen aus. Hier sind nicht nur große Mittelständler, sondern auch kleine Unternehmen gleichermaßen betroffen. Das Land will hier den Unternehmen helfen und stellt den Firmen Hilfen zur Verfügung, um durch die Krise zu kommen. Über die Investitionsbank des Landes gibt es die Möglichkeit für Unternehmen, Darlehen in Anspruch zu nehmen, um die Liquidität im Unternehmen zu erhalten. Das Unternehmen erkundigte sich beim Wirtschaftsstaatssekretär Thomas Wünsch nach den Möglichkeiten zur Inanspruchnahme von Liquiditätskrediten, bestätigte das Wirtschaftsministerium auf Nachfrage. Das Land hatte kürzlich die Möglichkeiten dafür deutlich erhöht. Zunächst habe es nur die Möglichkeit für Unternehmen bis zu 50 Beschäftigten gegeben, Liquiditätshilfen vom Land zu bekommen, sagte Pressereferent Robin Baake. Da allerdings auch größere Unternehmen von der Corona-Pandemie stärker betroffen seien, als zunächst angenommen, seien die Hilfen auf Unternehmen bis zu 500 Mitarbeitern erweitert worden. Die Herausforderung für die heimische Wirtschaft könne nach Einschätzung des Wirtschaftsministeriums vielfältig sein. So bekamen Unternehmen nach dem Ausbruch der Pandemie plötzlich keine Teile aus China, weil die Lieferketten unterbrochen waren. Betroffen waren zum Teil auch Zulieferer. Mit dem Fortschreiten der Pandemie über den Globus gab es dann Reaktionen aus der Kundschaft. Dies könne sich in der Stornierung von Aufträgen äußern.

Mit den Hilfen will das Land sichern, dass viele Unternehmen die wirtschaftliche Durststrecke überwinden und anschließend wieder in den gewohnten Rhythmus zurück finden. Die Hilfen von Bund und Ländern ergänzen sich hier. Waren die Fachleute zu Beginn der Corona-Pandemie noch der Meinung, dass die Folgen für die Wirtschaft nur gering ausfallen werden, habe sich inzwischen die Meinung deutlich geändert, bestätigte der Sprecher. Deutliche Spuren werde die Pandemie in den Bilanzen der Unternehmen hinterlassen, sind die Fachleute inzwischen überzeugt.

Wie lange die Wirtschaft benötigt, um wieder die Leistungsfähigkeit wie vor der Pandemie zu erreichen, ist von Branche zu Branche unterschiedlich und hängt von den Einschränkungen ab. Dennoch wird die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt als relativ robust bewertet, weil es im Land vor allem eine sehr kleinteilige Wirtschaft gibt. Immerhin gibt es im Land rund 100 000 Unternehmen mit bis zu 50 Beschäftigten. Sie gelten als weniger anfällig in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Das habe sich schon bei der Finanzkrise gezeigt. Ob diese Weisheit diesmal allerdings erneut gilt, muss abgewartet werden. Das Land sei jedenfalls bemüht, den Unternehmen so schnell und gut über die Krise zu helfen, bestätigte der Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Dazu sei auch der Besuch des Staatssekretärs ein Mittel, um mit den Unternehmen direkt in Kontakt zu treten.