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Coronavirus Durststrecke für Gastronomen

Die Diskussion über die Wiedereröffnung von Restaurants weckt auch in Schönebecker Gastronomen Hoffnung.

Von Bianca Oldekamp 28.04.2020, 01:01

Schönebeck l Seit Mitte März dürfen Restaurantinhaber keine Gäste mehr empfangen. Seit sechs Wochen müssen sie herbe Umsatzeinbußen hinnehmen. Die Eindämmungsverordnung trifft viele Geschäftstreibende, Gastronomen aber wohl besonders hart.

So auch Hendrik Treffehn. Seit 27 Jahren betreibt er die Gaststätte „Stadtpfeifer“ in der Geschwister-Scholl-Straße in Schönebeck. Von den Hochwassern 2002 und 2013 abgesehen, habe er noch nie eine solche Ausnahmesituation aushalten müssen. „Bevor die ganze Corona-Sache losging, hatten wir ein volles Haus. Es lief gut“, sagt Treffehn. Jetzt ist es in der Gaststube still geworden.

Um seine Verluste zumindest ansatzweise zu kompensieren, bietet er seit Ostern auch ausgewählte Speisen zum Mitnehmen an. „Das ist bei unseren Stammgästen auch gut angekommen. Die nehmen dieses Angebot schon in Anspruch.“ Dennoch sei dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Miete, Nebenkosten, Rentenversicherung – die Kosten für den Einzelunternehmer bleiben. Es geht ans Privatvermögen. Mittlerweile hat Hendrik Treffehn einen Antrag auf finanzielle Hilfe gestellt. Geld hat er noch keines gesehen.

Anders sieht das bei Eveline Krüger aus. Seit rund einem Jahr ist sie die Chefin des Restaurant und Cafés „Elbstern“ an der Baderstraße. Außerdem betreibt sie ein Restaurant bei Zerbst. Die Gastronomin sagt: „Ich habe für meine zwei Läden insgesamt 9000 Euro bekommen.

Das Geld ist für drei Monate vorgesehen. Das reicht aber vorne und hinten nicht, da ich monatlich zwischen sechs- und siebentausend Euro fixe Kosten habe.“ Allerdings hat Krüger das Glück, dass ihre Vermieterin in Schönebeck sehr wohlwollend ist. „Sie hat mir einfach zwei Monatsmieten geschenkt. Dafür bin ich wahnsinnig dankbar!“

Darüber hinaus sind sich die beiden Gastronomen einig, dass die Kontaktbeschränkungen schon wichtig und richtig sind. Dennoch hoffen sie natürlich, bald wieder ihre Geschäfte öffnen zu können. „Man kann ja, ähnlich wie in Geschäften, für Abstand unter den Gästen sorgen, indem man beispielsweise die Tische weiter auseinander stellt“, so Hendrik Treffehn. Ähnlich sieht das Eveline Krüger. Im „Elbstern“ sind die Tische sogar bereits auseinander gerückt worden, sagt sie.

Erst vor gut einem Jahr hat Jenny Ostoike das Café & Bistro am Bierer Berg übernommen. „Wir hatten viele Reservierungen über Ostern und den ersten Mai. Die mussten wir aber alle absagen“, berichtet ihr Lebensgefährte Matthias Böhmer. Immerhin: Mit der Wiedereröffnung des Heimattiergartens kann das Paar über einen Kioskverkauf wieder etwas Geld einnehmen. „Sonntag war ein guter Tag“, findet Matthias Böhmer.

Trotz des lahm gelegten Terrassenbetriebs ist auf der abgesperrten Terrasse des Café & Bistro am Bierer Berg aber einiges los. Denn der geplante Terrassenumbau inklusive Teichsanierung ist in vollem Gang. „Wir müssen einfach weitermachen“, sagt Matthias Böhmer und hofft auf einem baldige Wiedereröffnung – zumindest die der sanierten Terrasse. Denn auf dieser könnten mögliche Abstandsregelungen zwischen den Tischen pro-blemlos umgesetzt werden.

Was beispielsweise Abstandsregelungen, als Auflagen für die Wiedereröffnung von Restaurants und Gaststätten angeht, hat Durim Keputa so seine Bedenken. Neben Restaurants in anderen Städten betreibt er in Schönebeck das griechische Restaurant „Syrtaki“. „Es wäre besser, wenn Restaurants erst wieder öffnen, wenn das auch ohne Auflagen geht“, findet er. Bislang habe er keine spürbaren finanziellen Einbußen hinnehmen müssen, bietet seine Gerichte seit dem 8. April zum Abholen an.

Übrigens: Ab 1. Juli sollen Gastronomen von einer Mehrwertsteuersenkung profitieren. Für ein Jahr befristet müssen sie für verkaufte Speisen nur 7 statt 19 Prozent zahlen. Wenn das Geschäft wieder gut anläuft und viele Gäste kommen, dann habe das sicher auch einen positiven Effekt, meint Hendrik Treffehn.

Eveline Krüger betont hingegen: „Diese Maßnahme bringt uns aber nur etwas, wenn wir auch wirklich geöffnet haben – denn bei außer Haus Verkäufen gelten ja ohnehin schon die sieben Prozent.“ Auch Matthias Böhmer und Durim Keputa sehen die Mehrwertsteuersenkung eher skeptisch. „Das würde man nur minimal merken“, vermutet Matthias Böhmer.