Aufklären sowie Angebote von Vereinen und Trägern bündeln - Fazit der Podiumsdiskussion Demenzkrank: Hilfe im Servicezentrum
Für Menschen, die Demenzkranke pflegen, gibt es viele Hilfeleistungen. Verschiedene Vereine und Träger halten Angebote bereit. Doch es fehlt im Raum Schönebeck eine zentrale Stelle, an die sich Hilfesuchende wenden können. Das soll sich bald ändern.
Bad Salzelmen l In Schönebeck soll ein Demenzservicezentrum entstehen. Zum einen soll es einen telefonischen Auskunfts- und Beratungsdienst bieten. Zum anderen soll es Wohnraum bieten für Ehepaare. Derzeit findet oft nur der Demenzkranke einen Betreuungsplatz, der Partner kann nur zu Besuch kommen. Im neuen Zentrum sollen sich beide gut aufgehoben wissen.
"Wir sind optimistisch, dass im nächsten Jahr damit begonnen werden kann, das Projekt zu realisieren", sagte Burkhard Lischka. Das SPD-Bundestagsmitglied hatte zu einer Podiumsdiskussion zum Thema "Demenzerkrankungen - Herausforderungen für Sachsen-Anhalt" eingeladen. Dieses fand im Innovations- und Gründerzentrum Inno-Life in Bad Salzelmen statt.
Idee vom Stammtisch
Grund für diese Veranstaltung, so Lischka, sei sein Besuch in zwei Demenzwohngruppen gewesen. Er habe erkannt, dass es nicht an Hilfeleistungen, denn es gebe viele Vereine und Träger, die etwas anbieten. Aber es gebe keine zentrale Anlaufstelle.
Das merkte auch Annett Lazay, Vorsteherin vom Diakonieverein Heimverbund Burghof Schönebeck, an. Es gebe viele Angebote in der Region, aber sie seien nicht für jedermann sichtbar und somit wirksam. "Man sollte sich besser zusammensetzen. Nicht konkurrieren, sondern miteinander gestalten", regte Annett Lazay an und fügte hinzu: "Es macht uns kaputt, wenn wir alleine für uns rumwurschteln." Sie ermutigte dazu, einen Stammtisch ins Leben zu rufen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
Prof. Jürgen Wolf von der Hochschule Magdeburg-Stendal betonte, dass es kein Wissensproblem sei. Viele Menschen würden über die Angebote Bescheid wissen, aber keine Leistungen nutzen. Oft würden Rollenvorstellungen zum Tragen kommen und das schlechte Gewissen sich melden, vor allem bei Ehepaaren: Bin ich ein guter Partner, wenn ich eine Pflegestufe in Anspruch nehmen? Denkst du, ich schaffe das nicht mehr alleine?
Sigrid Meyer von der Bürgerstiftung Salzland nickte und appellierte deshalb: "Wir müssen aufklären, damit die Hemmschwelle sinkt, Hilfe in Anspruch zu nehmen." Für ein besseres Miteinander unter den verschiedenen Vereinen und Trägern spricht sich auch Britta Duschek von der Bürgerstiftung aus. Dafür gebe es bereits das Modellprojekt "Anker".
Zeigen, was machbar ist
Der Begriff Anker stehe für Haltgeben im Chaos. "Denn bei den Demenzkranken herrscht Chaos im Kopf und im Umgang mit der ganzen Problematik", erklärte Britta Duschek im Gespräch mit der Volksstimme. Deshalb setze sich die Stiftung für den Aufbau eines entsprechenden Kompetenzzentrums in den Region Schönebeck ein. Es soll eine größtmögliche Vernetzung erfolgen, um zu zeigen, was machbar und leistbar ist - aber auch, um zu erkennen, wo noch Bedarf besteht.
Burkhard Lischka weiß aus Erfahrung, dass viele Angehörige bereit seien, ihre Angehörigen zu Hause zu pflegen. Ihnen selbst fehle dann aber die Zeit, ihren Interessen nachzugehen, einzukaufen, eigene Arzttermine wahrzunehmen. "Dafür sind aber verschiedene Angebote da", hakte Olivia Lange, Referatsleiterin im Landessozialministerium, ein. Sie riet den Hilfesuchenden, sich an die Pflegekasse zu wenden. "Sie muss solche Strukturen vorhalten."
Der Hausarzt sei der unmittelbare Ansprechpartner für die Menschen, so Jürgen Wolf, Professor für Alternswissenschaft. "Wenn der Hausarzt entsprechende Erfahrungen hätte, würden sich oft viele Wege überspringen lassen." Dann wäre eine lückenlose Versorgung von daheim bis zu stationären Angeboten hin möglich.