Diamantene Hochzeit Heimat nie vergessen

60 Jahre sind Hannelore und Rudolf Tobiasch aus Calbe verheiratet. Die Lebenswege führten im benachbarten Groß Rosenburg zusammen.

Von Andreas Pinkert 29.06.2016, 01:01

Calbe l Hannelore und Rudolf Tobiasch haben in der vergangenen Woche ihr Jubiläum der Diamantenen Hochzeit begangen. Seit nunmehr sechs Jahrzehnten geht das Calbenser Ehepaar durch dick und dünn. Dass sie zueinander fanden, haben sie letztendlich mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges der großen Weltgeschichte zu verdanken. Rudolf Tobiasch gehört zu den über drei Millionen Sudetendeutschen, welche nach 1945 aus ihrer Heimat in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien vertrieben und über die ganze Welt verstreut wurden.

Rudolf, genannt Rudi, landete nach Kriegsende als Zwölfjähriger in Groß Rosenburg. Seine Kindheit und Jugend war von schwerer körperlicher Arbeit in der Landwirtschaft geprägt. „Damals musste täglich die Milch mit dem Pferdewagen vom Rosenburger Gut nach Schönebeck gefahren werden“, erinnert sich der 83-jährige zurück. Beim Erzählen huscht ein Schmunzeln über sein Gesicht und das nicht ohne Grund. Schließlich lernte er als junger Schmiedgeselle im Dorf seine Hannelore kennen. Beide fanden sich auf Anhieb sympathisch.

Doch beim Pferdefuhrwerk blieb es keineswegs: Am 11. November 1953 machte Rudi den Führerschein und knatterte alsbald mit einer „Diesel-Ameise“ umher. 1956 schloss er mit Hannelore den Bund fürs Leben. „Das war ein schöner Sommertag mit vielen Gästen aus der Familie“, erinnert sich die 81-Jährige. In Calbe wohnten beide erst in der Nienburger Straße und in der Deichstraße, bevor sie sich Anfang der 1960er Jahre ein Haus mit Garten in der Barbyer Straße zulegten. 35 Jahre lang arbeitete er bei der Wasserwirtschaft und schachtete in der Region viele Straßenkilometer auf. „Besonders im Barbyer Raum waren damals Rohrbrüche an der Tagesordnung“, erinnert sich Rudolf Tobiasch. Seine Ehefrau war zuerst als Hilfserzieherin im Kindergarten „Haus des Kindes“ tätig und fing schließlich bei der Post in der Neuen Wohnstadt an. „Täglich 425 Volksstimmen verteilen gehörte dazu“, erinnert sich Hannelore Tobiasch. Zur Familie zählen drei Kinder, vier Enkel und ein Urenkel. Die Heimat seiner Kindertage hat Rudolf Tobiasch allerdings nie vergessen. Mit seiner Frau fuhr er mehrmals in die spätere Tschechoslowakei. „Das war immer ein Erlebnis“, schwärmt der 83-Jährige und könnte ganze Bücher füllen. Und immer wenn böhmische Blasmusik – beispielsweise in der nahegelegenen Grünen Lunge - erklingt, zieht es ihn magisch dorthin.