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Ehrenamt Wenn das Herz für das DRK schlägt

Fast rund um die Uhr spielt sich das Leben von Nils Krägermann im DRK Ortsverein Schönebeck ab. Dafür wurde er jetzt ausgezeichnet.

Von Bianca Oldekamp 11.09.2019, 01:01

Schönebeck/Staßfurt l Auf das Schreiben der Salzlandsparkasse, das Nils Krägermann vor kurzem aus dem Briefkasten seines Elternhauses in Plötzky fischte, war der 20-Jährige nicht vorbereitet. „Ich dachte erst, es geht wieder um mein Konto, für das ich jetzt nach meiner Ausbildung Kontoführungsgebühren zahlen muss. Als ich den Brief dann aber zu Ende gelesen habe, war ich völlig perplex“, erinnert sich Nils Krägermann.

Der Inhalt des Briefes: Die Salzlandsparkasse teilte dem 20-Jährigen mit, dass er unter den Preisträgern des Stiftungspreises „Gut für einander – Junges Ehrenamt 2018“ ist. Bis dato wusste Nils Krägermann nicht mal, dass er für den Preis vorgeschlagen wurde – und von wem.

Dass Nils Krägermanns Name für den Preis, der speziell für junge Ehrenämtler im Salzlandkreis gedacht ist, eingereicht wurde, hat der DRKler des Ortsvereins Schönebeck dessen Vorsitzender Martina Ede und DRK-Kollegin Anett Mingram-Schreiber zu verdanken. Denn die beiden hatten ihn ohne sein Wissen für den Preis vorgeschlagen – und das fast ein halbes Jahr geheim gehalten.

Fast intuitiv hat er Anett Mingram-Schreiber dann erstmal angerufen. „Sie hat mir dann gesagt, dass Martina Ede und sie mich für den Preis vorgeschlagen haben“, sagt Nils Krägermann. Und das nicht ohne Grund. Denn der 20-Jährige engagiert sich bereits seit April 2014 für das Deutsche Rote Kreuz – und das laut Martina Ede über das normale Maß hinaus.

Zunächst im DRK-Kreisverband Schönebeck. Martina Ede erzählt: „Ich habe Nils als 14-jährigen Jungen kennengelernt, der mit seiner Mutti bei mir im Büro stand und ein Praktikum im Rettungsdienst machen wollte. Ganz wohl war mir dabei nicht, allerdings überzeugte mich damals schon das Herzblut für das DRK, welches er an den Tag gelegt hat.“

Nach der Insolvenz des Kreisverbandes Schönebeck trat Nils Krägermann im vergangenen Jahr dem danach gegründeten DRK Ortsverein Schönebeck bei, der kein Rechtsnachfolger des Schönebecker Kreisverbands ist. „In der Zeit der Insolvenz kämpfte er für sein Ehrenamt. Die Kameraden sind mehr als nur Freunde – es ist Familie für ihn“, berichtet Martina Ede.

„Ich wüsste gar nicht, was ich ohne das DRK machen würde. Das DRK ist meine zweite Familie“, sagt Nils Krägermann, der noch bei seinen Eltern in Plötzky wohnt und von ihnen bei seinem Engagement unterstützt wird.

Schon vor seiner Zeit beim DRK in Schönebeck war Nils Krägermann seit der zweiten Klasse Mitglied des Jugendrotkreuzes in Gommern und erlernte die Grundlagen der Ersten Hilfe. Während des Praktikums habe er dann schließlich den Rest seines Herzens an das DRK verloren, sagt Martina Ede.

Dass Nils Krägermann sein Herz an das Deutsche Rote Kreuz und insbesondere den Schönebecker Ortsverein verloren hat, merkt man: „Ich bin eigentlich Tag und Nacht hier, außer, wenn ich arbeiten bin.“ Und selbst bei der Arbeit spielt das DRK eine große Rolle für den 20-Jährigen. Schließlich ist es sein Arbeitgeber.

Im Dachverband des Schönebecker Ortsvereins, dem DRK-Kreisverband Staßfurt-Aschersleben, ist Nils Krägermann seit Anfang September als Rettungssanitäter angestellt. Seine dreijährige Ausbildung hatte er zuvor bei der Lehrrettungswache des DRK-Kreisverband Börde in Erxleben absolviert.

Und immer dann, wenn Nils Krägermann frei hat, engagiert er sich im DRK-Ortsverein Schönebeck – nicht nur im Sanitätsdienst ,für den er nach einer Weiterbildung auch als Gruppenführer tätig werden darf. „Ich schmeiße hier den Haushalt mit, wasche zum Beispiel Einsatzklamotten“, berichtet Nils Krägermann. Und „zum Runterkommen“ leere er auch gern mal nachts um 22 Uhr die Kleidercontainer des DRK in Schönebeck.

Seit Dezember packt Nils Krägermann nämlich auch im Bereich Wohlfahrt und Sozialarbeit mit an. „Nils ist maßgeblich für den Ausbau dieses Bereiches verantwortlich“, sagt Ortsvereinsvorsitzende Martina Ede. Wenn es seine Arbeitszeiten zulassen, greift Nils Krägermann den Damen der Kleiderkammer dienstags und donnerstags unter die Arme, nimmt Kleider entgegen und hilft beim Sortieren der gespendeten Kleidung.

Verkauft wird diese dann, um Geld in die Kasse des Ortsvereins zu spülen. Das kann der DRK-Ortsverein Schönebeck auch gut gebrauchen. Das Dach des Vereinsgebäudes an der Geschwister-Scholl-Straße ist im Bereich der Fahrzeughalle nämlich undicht. Deshalb hat Nils Krägermann auch beschlossen, nicht nur die 500 Euro Preisgeld, die für ein persönlich ausgewähltes gemeinnütziges Vorhaben bestimmt sind, dem DRK Ortsverein Schönebeck zukommen zu lassen, sondern auch die 250 Euro, die für ihn persönlich gedacht sind.

„Nils denkt nie zuerst an sich, sondern immer an das Wohlbefinden der anderen und an das DRK. Dies zeigt sich auch darin, dass er sein Preisgeld dem Ortsverein spendet. Davon lässt er sich auch nicht abbringen“, sagt Martina Ede. „Ich kann gar nicht im Worte fassen, wie dankbar ich ihm dafür bin.“

Für die Zukunft plant Nils Krägermann gleich mehrere Weiterbildungen. Zum einen will er sich im Bereich Notfallseelsorge ausbilden lassen und im Bereich Erste-Hilfe selber Ausbilder werden. Im kommenden Jahr will der 20-Jährige dann nach Schönebeck ziehen – um noch näher dran zu sein an seinem DRK-Ortsverein Schönebeck.