Erntekronebinden Eine Frage der Ähre

Das traditionelle Binden der Erntekrone in Biere findet diesmal bei Bauer Vorwig statt.

Von Massimo Rogacki 18.09.2016, 17:43

Biere l Wenn nur jemand wüsste, das wievielte Erntekronebinden in Biere in diesem Jahr stattfindet ... Beim Bierer Kulturverein wird gerätselt. Ist es die 16. oder 17. Auflage? Auch Bauer Claus-Dieter Vorwig, in dessen „Festscheune“ sich das ganze Dorf und zahlreiche Besucher zum Binden eingefunden haben, kann nur den Kopf schütteln. „Genau weiß ich es nicht. Aber wichtig ist ja auch, dass es Spaß macht und so viele Leute gekommen sind“, sagt er mit einem Lächeln. Dann läuft der Bauer auch schon zum nächsten fleißigen Binder - mit einem Pflaumenschnäpschen. So ist das an diesem Abend. Zusammen essen, trinken und gemeinsam eine liebgewonnen Tradition pflegen.

„Die Initiative zum ersten Erntekronebinden ging übrigens von den Bierer Bauern aus“, erläutert Klaus Saplata vom Bierer Kulturverein. Das habe mit der Tradition der Landwirtschaft in Biere zu tun. Heute kümmern sich noch drei Bauern im Bördeland-Ortsteil darum, die Tradition zu bewahren. Sie wechseln sich jedes Jahr mit der Ausrichtung des Festes ab – Speis‘ und Trank wird von ihnen gestellt.

„Es ist immer schön, ich muss einfach jedes Jahr hierherkommen“, sagt Christine Becker. Sie ist einer der „externen“ Besucher, die heute hergekommen sind. Früher wohnte sie in Biere, heute lebt sie in Grünewalde. Willkommen bei den „Bierschen“, wie sich die alteingesessenen Bewohner gern bezeichnen, ist sie natürlich trotzdem.

In jedem Jahr dabei ist auch der Traditions- und Heimatverein Östliche Börde aus Eickendorf. Die Vorsitzende Christa Hoyer meint: „Das Erntekronebinden ist immer toll, um mit anderen Vereinen in Kontakt zu kommen.“

Während sie das sagt, bearbeitet Wilfried Hartke wenige Meter entfernt Ähren mit einer Gartenschere. „Die müssen eine passable Größe bekommen“, so Hartke. Die Weizenähren und der Hafer werden um einen Strohkern herumgebunden, der in seinem Inneren wiederum von einem Stahlgestell gehalten wird.

Nach etwa zwei Stunden lässt sich die fertige Erntekrone an einem Radlader hängend bestaunen: 1,80 Meter ist sie hoch, Durchmesser: 1,50 Meter.

„Nicht schlecht, oder?“, fragt der Vorsitzende des Kulturvereins, Andreas Werner, in die Runde, bevor er die obligatorische Schleife befestigt. Ihren großen Tag erlebt die Erntekrone indes erst am 2. Oktober beim Gottesdienst zum Erntedankfest. Auf einem Pferdewagen wird die imposante Krone zur nahegelegenen St.-Andreas-Kirche gefahren und im Altarraum aufgehängt. Mit Pfarrer Götz Beyer wird dann ein ökumenischer Familiengottesdienst gefeiert.

Apropos Feier, in der Festscheune wird noch bis in die späten Abendstunden getrunken und gegessen. Und beinahe am Schluss wird sogar noch das Geheimnis um das erste Erntekronebinden gelüftet. „Das fand definitiv 1998 statt“, sagt die „Biersche“ Elli Schulze. Das bedeutet: Im nächsten Jahr steht mit dem 20. Erntekronebinden ein Jubiläum an. Wetten, dass dann in Biere wieder gefeiert wird ...