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Existenzgründer Stubbenfräsen - mehr als eine Alternative

Sein eigener Chef werden - Existenzgründerkurse helfen auf diesem Weg. Heute vorgestellt: Frank Schröder aus Löderburg.

Von Frank Nahrstedt 28.09.2017, 04:55

Löderburg l Den Älteren, sagt Fred Schröder, müsse man nicht erklären, was ein Stubbenfräser wirklich macht. „Die Jüngeren fragen aber meist nach.“ Und so leistet der 55-Jährige zuweilen Aufklärungsarbeit, bevor er ans Werk gehen kann. „Eine Stubbe ist nichts anderes als ein Baumstumpf.“ Und diesen aus dem Erdreich zu bekommen, wenn der Baum darüber gefällt wurde, ist – je nach Durchmesser – aufwändig und teuer. Doch es gibt eine Alternative. „Da komme ich ins Spiel“, sagt der Löderburger mit einem Lachen. Dann rückt er mit seiner 30 PS-starken Fräse an, wandelt den Stumpf in kleine Holzschnitzel und gelangt dabei bis zu 40 Zentimeter tief ins Erdreich. Anschließend Erde drüber und festdrücken: „Problem gelöst.“

Die Idee zur Selbständigkeit mit dem Fräsen fiel ihm quasi in den Schoß. Es war im Jahr 1978, als Schröder mit einem Wohnwagen des Öfteren am Plattensee bei Gommern zu Besuch war. Irgendwann folgte ein eigenes Grundstück. Dann wurde das zu klein, Folge war der „Umzug“ auf ein größeres Wochenend-Areal in Pretzien, das aus- und umgebaut wurde. Dafür benötigte Schröder alsbald einen Stubbenfräser. „Etliche Bäume waren bereits weg. Es standen nur noch die Stümpfe. Ausgraben wäre zu viel, zu schwer gewesen.“

Nach Internetrecherchen fand er Firmen in Stendal und Brandenburg. „Aber hier in der Gegend war keiner ansässig.“ Obwohl der Bedarf da ist, wie er bereits festgestellt hat. So kam die Idee auf, es selbst zu probieren. Recht zügig ging es über das eigene Grundstück hinaus. Inzwischen weitet er seinen Kundenkreis auf Firmen, die Bäume ausästen und fällen, sowie Privatpersonen, Wohnungsbaugenossenschaften oder Städte und Kommunen aus. „Die Wurzeln mit dem Bagger zu entfernen, ist teilweise schwierig.“ Dabei bleibt ein großes Loch zurück, das verfüllt werden muss, und die Entsorgung der Wurzel kommt noch dazu. „Das fällt beim Fräsen weg, weil das Füllmaterial ja entsteht.“

Seit etwas mehr als einem Monat ist Schröder nun am Markt, hat in dieser Zeit viele positive Erfahrungen gesammelt. „Wenn jeder Monat so laufen würde wie der erste, wäre das der Wahnsinn. Aber diesen Illusionen gebe ich mich nicht hin. Ich rechne liebe auch mit einem Rückgang.“ Immerhin ist er nicht saisonabhängig. Die Baumfällung, die viele Aufträge verspricht, dauert vom 1. November zum 28. Februar. „Bis zum Ende bekomme ich aber wahrscheinlich nicht alle Aufträge abgearbeitet.“ Und danach? Dann startet die Hausbau-Phase, in der sicherlich einige Grundstücke von Baumwurzeln befreit werden wollen. „Es gibt eigentlich immer etwas zu tun.“

Auf dem Weg in die Selbständigkeit fand Schröder große Unterstützung bei Marion Kallas von der Wirtschaftsfördergesellschaft des Salzlandkreises in Bernburg. Neben der kostenfreien Beratung, „die wirklich super war“, unterstützt sie Schröder bei den Voraussetzungen zur Gewährung des Gründungszuschusses. Nach der Anmeldung im Haupterwerb wird er seit Anfang September durch den kostenfreien Begleitkurs des Innovations- und Gründerzentrums (IGZ) Inno-Life Schönebeck (nach Richtlinien über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von Unternehmensgründungen; Runderlass des Ministeriums für Wirtschaft vom 15. April 2015 – 23-32327/12-02) qualifiziert. „Der Existenzgründerkurs bringt sehr viel. Wir haben uns in den ersten Stunden viel mit Zahlen auseinander gesetzt. Das war sehr interessant. Vor allem, was man beachten muss. Auch das Thema Büroorganisation war spitze. Diese 25 Wochen sind nicht verkehrt. Der Kurs ist sehr zu empfehlen.“

Die Unwetter der vergangenen Wochen und Monate haben für jede Menge Aufträge gesorgt, doch es ist nicht so, dass der gelernte Heizungsinstallateur nun ausschließlich auf schlechtes Wetter hofft. Grünanlagen, Ausbau von Wegen und Gartenumgestaltung – alles Tätigkeiten, bei denen eine dicke Wurzel stört. Das Schöne dabei: Weiter als bis nach Neundorf musste er bisher nicht fahren. „Alles ist im Umkreis.“ Zu seinem Leistungsspektrum gehören zudem Dienstleistungen rund ums Haus wie Rasenmähen, Pflastern oder kleine Baumschnitte.

Als Existenzgründer kann sich Schröder seine Zeit selbst einteilen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil. „Natürlich muss man sehen, dass man alles unter einen Hut bekommt.“ Denn auch der Aufwand im Büro – Abrechnungen, Angebote, Steuerangelegenheiten – ist vorhanden. „Aber so habe ich auch noch Gelegenheit, etwas am Grundstück selbst zu machen.“ Zurzeit wird ein Swimmingpool fertiggestellt. Zudem verlangen nicht nur zwei Hunde nach Aufmerksamkeit, sondern auch ein zweijähriger Enkel. Ihm wird Schröder gern erklären und natürlich zeigen, was ein Stubbenfräser macht.