1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Viele Nationen bei nur wenigen Besuchern

Fest der Begegnung Viele Nationen bei nur wenigen Besuchern

Das „Fest der Begegnung“ in Calbe sollte ein großes Aufeinandertreffen von Generationen und Nationen werden.

Von Andreas Pinkert 19.09.2016, 01:01

Calbe l Graue Wolken hängen am Himmel. Aus ihnen schüttet es unaufhörlich. Pech bereits zu Beginn auf der Bühne. „Unser CD-Player ist nass geworden und hat den Geist aufgegeben“, sagt der Calbenser Gitarrist Andreas Schneidewind an der kleinen überdachten Bühne auf dem Marktplatz. Schnell wird ein Leihgerät organisiert. Vorschulkinder der Arbeiterwohlfahrt-Kita Haus des Kindes führen mit ihren Erzieherinnen Christel Butz und Kirstin Kirst mit viel Herzblut die „Vogelhochzeit“ auf, nach einem Arrangement von Kinderliederautor Rolf Zuckowsky.

Im Rahmen des Projektes „Willkommenspartnerschaften von Kommunen und Migrantenorganisationen“ initiiert und begleitet das Landesnetzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (Lamsa) die Etablierung einer Willkommenskultur in Calbe. „In Sachsen-Anhalt wird das Projekt 2016 außerdem in Kretzschau im Burgenlandkreis und Sangerhausen im Landkreis Mansfeld-Südharz durchgeführt“, erklärt Projektleiterin Mary Lange. Ziel des Projektes sei es, die Attraktivität besonders der ländlichen Regionen für Migranten und deren Familien zu erhöhen, um deren Abwanderung zu verringern.

Wie das konkret aussehen kann, das zeigt ein Trio, das sich abseits des Projektes über das Internet fand. Unter dem Namen „Rêga“ musizieren Thomas (23) aus Barby sowie Zardascht (20) und Cheleng (23), beide vor mehr als zwei Jahren aus dem kurdischen Norden des kriegsgebeutelten Syriens nach Deutschland geflohen. Die Musik hat sie zusammengeführt, auch wenn es manchmal mit der Sprache noch etwas hapert. „Wir spielen kurdische Popsongs aber auch andere Sachen, zum Beispiel von Bob Marley“, erklärt Thomas, der Schlagzeug spielt. Zardascht spielt Saz (Langhalslaute) oder Bouzouki (Schalenhalslaute). Cheleng singt und begleitet mit der Gitarre. Das Trio kommt regelmäßig in der Barbyer „Villa Kunterbunt“ zur Probe zusammen. Ihr öffentlicher Auftritt auf dem Markt wird mit Applaus belohnt, ebenso wie der Auftritt einer Trommel- und Tanzgruppe, dem Reggae-Sänger Johnny Kwesi Annahn oder dem Trio von „Spirit Flow“.

Von den rund 140 Migranten, die in Calbe wohnen, als auch von Einheimischen selbst besuchte nur ein winziger Bruchteil das Fest.

„Schade“, meint auch Kerstin Weber mit Blick in den Dauerregen. Sie ist lokale Ansprechpartnerin des Landesnetzwerkes und im evangelischen Gemeindehaus in der Breite 44 anzutreffen. „Für Calbe suchen wir weiterhin Paten, die Geflüchtete beim Einleben in der Stadt unterstützen, den Austausch in der Nachbarschaft fördern, als Begleitperson zum Arztbesuch gehen“, sagt Weber. Wer sich dafür interessiert, kann sich gern bei ihr melden unter kerstin.weber@lamsa.de oder telefonisch unter (0176) 81 60 04 98.