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Feuer in Zuchau Frau stirbt bei Wohnhausbrand

Eine 68-jahre alte Frau ist bei einem Wohnhausbrand in Zuchau im Salzlandkreis ums Leben gekommen. Es soll ein Fernseher implodiert sein.

Von Thomas Linßner 13.06.2016, 19:00

Zuchau l Die Flammen hatten sich mit rasender Geschwindigkeit ausgebreitet. Der Schwiegervater der 67-Jährigen, der sich ebenfalls im Haus aufhielt, wurde mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Am späten Nachmittag kehrte der 85-Jährige auf eigene Verantwortung mit einer Taxe nach Zuchau zurück. Ein Nachbar, der helfen wollte, erlitt eine Rauchgasvergiftung. Der Schaden wird auf bis zu 150 000 Euro geschätzt. Das Mehrfamilienhaus gegenüber der Kirche ist nicht bewohnbar.

Kurz nach Alarmierung bauten die Kameraden der Zuchauer Feuerwehr die Löschwasserversorgung auf. Die Wehren Groß Rosenburg, Bernburg, Sachsendorf und Nienburg waren wenig später am Einsatzort. Wie Stadtwehrleiter Detlef August sagte, sei die Wasserversorgung aus dem Trinkwassernetz an ihre Grenzen gestoßen. „Wir können von Glück sagen, dass wir den Dorfteich in der Nähe haben“, ergänzte Zuchaus Ortswehrleiter Mike Mikoleit. Dorthin hatte man eine Schlauchleitung verlegt, die von zwei Tragkraftspritzen unter Druck gesetzt wurde.

Als die Wehr Groß Rosenburg und die Drehleiter aus Bernburg eintrafen, stand das Dachgeschoss bereits unter Vollbrand. Der 85-Jährige und sein Stiefsohn hätten immer wieder zurück ins Haus gewollt, um die 67-Jährige zu retten.

Die Frau wurde zunächst vermisst. Erst als das Feuer gelöscht war und die Räume betreten werden konnten, fand man ihre Leiche.

Insgesamt waren 54 Kameraden und 13 Fahrzeuge im Einsatz. Etwa fünf Minuten nach der Alarmierung waren die ersten Retter vor Ort.

Die verletzten Personen wurden seelsorgerisch betreut.

Einige organisatorische Probleme bereitete die Sperrung der viel befahrenen Landesstraße. Durch Zuchau verläuft gegenwärtig heftiger Umleitungsverkehr infolge Sperrung der Calbenser Brückenstraße und damit der Saalebrücke. „Wir wissen nicht, ob der Giebel noch hält oder ob er durch die Vibrationen der vielen Lkw vielleicht auf die Straße stürzt“, so Stadtwehrleiter Detlef August. Aus diesem Grund musste ein Statiker aufgetrieben werden, der die Ruine begutachten sollte. Laut Barbyer Ordnungsamt habe man deswegen „viel rumtelefoniert“. Weil das über Behördenwege nicht möglich gewesen sei, klappte es auf dem „kleinen Dienstweg“. Über die Tochter einer ehemaligen Stadträtin, die als Architektin tätig ist, konnte eine Statikerin aus Schönebeck beauftragt werden. Ob die Landesstraße weiterhin gesperrt bleibt, stand zu Redaktionsschluss noch nicht fest.

Ebenso erwies sich die Ausschilderung der Umleitungsstrecke über Stunden zähe. So hatte der Zuchauer Kamerad  Friedrich Becker über den ganzen Nachmittag und Abend sein Tun, die Kraftfahrer wieder zurück zu schicken, die die Radiomeldung nicht gehört hatten. Ortskundige benutzen „Schleichwege“. Auf dem neuen Betonspurenweg von Zuchau nach Neu Norderney war demzufolge viel Betrieb.

Die Brandursachenermittler nahmen gestern Nachmittag sofort ihre Arbeit auf. Nach ersten Vermutungen sei die Bildröhre eines Fernsehgerätes implodiert und hatte Gardinen und Mobiliar entzündet.

Die Bewohner hätten zu Beginn noch versucht, selbst zu löschen. „In solchen Fällen zählt jede Sekunde, in der man das Haus verlassen sollte“, mahnte Detlef August.

Die 300-Seelen-Gemeinde ist in den vergangenen Jahrzehnten von Bränden verschont geblieben. Das letzte spektakuläre Feuer war der Brand einer großen Feldscheune an der Müntzerstraße 1972.