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Feuer Schaustellerwagen brennt in Biere ab

Im Salzlandkreis musste die Feuerwehr den Theaterwagen einer Schaustellerfamilie löschen - die Polizei vermutet Brandstiftung.

Von Julia Schneider 19.03.2016, 12:54

Biere l Der Wagen eines bayrischen Schaustellerbetriebes, der sich derzeit auf Gastreise im Salzlandkreis befindet, ist in der vergangenen Nacht in Biere abgebrannt. Dort hatte das Schaustellerehepaar Diana und Sascha Prinzler mit seinen Kindern Angelina-Madlin (14) und Marco-Sanny (10) vor gut einer Woche sein Lager im Park aufgeschlagen.

Die Familie schlief, als das Feuer am frühen Sonnabendmorgen ausbrach. Gegen 4.45 Uhr wurde die Bierer Feuerwehr alarmiert, die nur sechs Minuten später mit zwei Fahrzeugen am Brandort eintraf. Den 16 Kameraden um Einsatzleiter Andreas Arlandt war die Situation schnell klar: "Sowohl die Zugmaschine als auch der Anhänger  brannten. Weil auch die übrigen Wagen der Familie nah am Brandherd standen, bestand unsere Hauptaufgabe darin, das Übergreifen der Flammen zu verhindern", berichtete der Einsatzleiter auf Volksstimme-Nachfrage. Den gut ausgebildeten Kameraden gelang es, die Ausweitung des Brandes zu unterbinden. Nach gut zwei Stunden hatte die Feuerwehr die Löscharbeiten abgeschlossen.

Auch die Polizei schaltete sich in den Fall ein. So untersuchten Ermittler den Brandort. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit muss von einer Brandstiftung ausgegangen werden", informierte eine Polizeisprecherin am Nachmittag. Abschließende Untersuchungen eines Brandgutachters des Landeskriminalamtes würden jedoch noch ausstehen.

Die Familie, der der abgebrannte Lastwagen mit Anhänger gehörte, ist unterdessen verzweifelt. In dem Theateranhänger hätte sich ihre gesamte Existenzgrundlage befunden, sagten Diana und Sascha Prinzler der Volksstimme. Die Schausteller, die nach eigenen Angaben beide aus Zirkusfamilien kommen, reisen in den Frühlings- und Sommermonaten durch ganz Deutschland und verdienen mit ihrem Puppentheater den Lebensunterhalt. In ihrem Theateranhänger hatten sie eine mobile Puppenbühne mit Sitzplätzen für 100 Gäste untergebracht. Zudem waren darin die Puppen - originale Hohnsteiner Handspielpuppen - eine Musikanlage und die gesamten Reklamevorräte der Schausteller gelagert.

Zwar sei das Ehepaar froh, dass es ihren Kindern sowie den Tieren - mehreren großen und kleinen Hunden sowie zwei Pferden und drei Ponys - gut gehe und auch sonst niemand zu Schaden gekommen ist. Wie es nun für sie weitergehen soll, ist Diana und Sascha Prinzler aber ein Rätsel. Gegen ein Feuer seien sie nämlich nicht versichert. "Wir haben viele Versicherungen. Für den Fall, dass einem Gast etwas passiert, dass das Zelt wegfliegt oder sowas ...", gibt Diana Prinzler offen zu. "Aber dass ein Zirkuswagen brennt, das habe weder ich, noch meine Schaustellerfamilie noch Kollegen die ich kenne, je erlebt", sagt sie. Auch die Schausteller selbst gehen von Brandstiftung aus. Andere Ursachen für das Feuer, wie einen technischen Defekt, schließen sie aus. "Es gibt einen Notschalter für Strom in unserem Lkw. Den schalten wir immer aus, nachdem wir das Fahrzeug abgestellt haben", sagt Diana Prinzler. Ein Kabelbrand könne damit also nicht vorgelegen haben.

Aufgeben wollen die Schausteller ihr Gewerbe wegen des Brandes aber nicht. "Klar, wir müssen die Puppen nachbestellen und schauen, wie wir weitermachen", sagt Sascha Prinzler. "Aber wir hören nicht auf." Zunächst müsse unbedingt ein Lkw her, mit dem die Familie ihre übrigen Wagen in den nächsten Spielort bringen kann. Denn Zeltwagen, Pferdetransporter, Futterwagen, Pack- und Gerätewagen transportierte Sascha Prinzler stets einzeln zum jeweils nächsten Aufenthaltsort. Nach Angaben des Ehepaares hätten Zugmaschine und Theaterwagen einen Wert von rund 25 000 Euro gehabt. Diese Summe könnten die Prinzlers unmöglich auf einen Schlag aufbringen, um sofort Ersatz zu schaffen.

Deshalb bitten sie nun um Hilfe. Wer mit einem Lkw mit 280 bis 300 PS in der Gewichtsklasse bis 7,5 Tonnen aushelfen kann, kann sich bei dem Ehepaar unter der Telefonnummer 0152/36332412 melden. Weil die Schausteller in den kommenden Tagen und Wochen voraussichtlich auch kaum Geld verdienen können, haben sie bereits jetzt Angst davor, dass das Futter für ihre Tiere knapp wird. Wer mit Heu und Stroh für die Pferde und Ponys helfen kann, werde deshalb ebenfalls gebeten, sich an die angegebene Telefonnummer zu wenden.

Die Vorstellungen, die an diesem Wochenende in Gnadau und an Ostern in Welsleben geplant waren, fallen aus.