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Feuerwehr Bierer wollen Nachwuchsproblem lösen

Noch kann die Freiwillige Feuerwehr Biere ihre Mitgliederzahl halten. 2016 wurde sie zu 27 Einsätzen gerufen.

Von Kathleen Radunsky-Neumann 16.01.2017, 00:01

Biere l Aufregung. Die hat Alexander Wierzbowski am Freitagabend schon kurz verspürt. Schließlich ist der 21-Jährige gerade einmal seit Dezember in Amt und Würden. Denn Ende 2016 hat der junge Mann die Leitung der Freiwilligen Feuerwehr Biere übernommen. Und am vergangenen Freitag hat er seine erste Jahreshauptversammlung als Chef der 68 Kameraden zählenden Wehr geleitet.

„Die Aufregung hat man ihm nicht angemerkt“, sagt Hans-Jürgen Schulze, der bis dato die Wehr geleitet hatte. Er und der stellvertretende Leiter Reinhard Bester haben dem „Neuen“ unter die Arme gegriffen. Das ist Unterstützung, die Andreas Wierzbowski gern annimmt. Nicht nur das. Im Gespräch mit der Volksstimme bringt er zudem seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Altersgrenze bei den Feuerwehren in naher Zukunft von 65 Jahre auf 67 erhöht wird. Somit könne ihm sein Stellvertreter nämlich noch länger erhalten bleiben, sagt er. Grundsätzlich hat die Freiwillige Feuerwehr in Biere mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie andere Wehren in der Region, im ganzen Land. Es fehlt am Nachwuchs.

„In den kommenden fünf Jahren werden mehrere Kameraden in die Alters- und Ehrenabteilung wechseln“, blickt er voraus. Bis dato habe die Wehr den Abgang von Aktiven verkraften können. „Wir waren in der glücklichen Lage, die Abgänge durch Neuzugänge kompensieren zu können“, sagt er. Gehen fünf Kameraden auf einmal, dann sei das jedoch schwer auszugleichen.

In der Jugendabteilung engagieren sich drei Mitglieder. Das reicht nicht aus. „Mit unserem Tag der offenen Tür im Mai und unsere Beteiligung an Festen sind wir in der Öffentlichkeit tätig“, sagt Alexander Wierzbowski. Doch was kann man noch tun? „Wir brauchen hierbei die Unterstützung der Gemeinde“, sagt er. Wie diese Hilfe aussehen könnte, darüber hat er noch keine konkreten Vorstellungen. Doch in diesem Jahr wollen er und die Wehrleiter der anderen Bördeland-Wehren sich zusammensetzen und kreative Ideen sammeln.

Bernd Nimmich, Bürgermeister von Bördeland, zeigt sich jedenfalls offen für Hilfe. Dem ist sich der Bierer Wehrleiter bewusst. Zu fordernd will er ja auch nicht sein. So weiß er es beispielsweise zu schätzen, dass die Gemeinde Bördeland jährlich die Ausbildung eines Kameraden der sieben Wehren zum Lkw-Fahrer übernimmt. „Dieses Mal hatten wir das Glück“, sagt der Leiter, dass er in seinen Reihen nun einen Kameraden mit Lkw-Führerschein hat. Sollte das Brandschutzgesetz und damit die Altersgrenze tatsächlich bald geändert werden, dann könnte Bieres „alter“ Wehrleiter Hans-Jürgen Schulze sogar zurück in den Dienst kommen. Und die Bierer hätten damit noch einen zweiten Lkw-Fahrer. Die Hoffnung bleibt.

Insgesamt verfügt die Freiwillige Feuerwehr Biere über 68 Kameraden. Das sind 27 im Einsatzdienst, drei in der Jugendabteilung, sieben in der Altersabteilung plus die 31 Mitglieder des Spielmannzuges. 2016 konnte die Zahl der digitalen Funkalarmempfänger auf 23 erhöht werden. „Ausgebildete Atemschutzgeräteträger, die Stütze jeder Wehr, stehen uns jetzt elf zur Verfügung“, sagt Alexander Wierzbowski.

Die Bierer Brandbekämpfer sind 2016 zu 27 Einsätzen gerufen worden. Diese gliedern sich auf in 14 Brandeinsätze, 12 Hilfeleistungen (davon drei auf der Autobahn 14) und eine Übung. An der Übung, die einen Brand in einem Mehrfamilienhaus simulierte, nahmen die Wehren Welsleben, Biere, Eggersdorf und Eickendorf teil. Dazu sagt der Wehrleiter: „Die Vorbereitung der Übung durch Reinhard Bester war perfekt und die Zusammenarbeit der Wehren klappte. Im Ernstfall klappt sie oft noch besser.“

Das klingt alles positiv. Drückt aber trotzdem irgendwo der Schuh? „Grundsätzlich sind wir zufrieden“, sagt der Wehrleiter. Und Hans-Jürgen Schulze ergänzt: „Die Gemeinde hilft uns, wo sie kann.“ Nichtsdestotrotz gibt es für die Zukunft noch Einiges zu tun. So entspricht das Gerätehaus der Bierer Kameraden beispielsweise nicht den Anforderungen der Feuerwehr-Unfallkasse. Die sogenannte Schwarz-Weiß-Trennung liegt nicht vor. Soll heißen: Die Kameraden haben vor Ort keinen Sozialtrakt, wo sie sich nach dem Einsatz waschen können, so dass sie dann wieder in die Privatsachen schlüpfen und den Dreck vom Einsatz in heimischen Gefilden abwaschen. Und ein Fahrzeug der Bierer Wehr hat inzwischen 26 Jahre auf dem Buckel. „Hier ist künftig eine Ersatzbeschaffung nötig“, schätzt Alexander Wierzbowski ein.

Die Dienstabende der Freiwilligen Feuerwehr Biere finden jeden zweiten Donnerstag ab 19 Uhr statt. Das nächste Mal also am 26. Januar.