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Feuerwehr Die Tage in Frohse sind gezählt

Die Feuerwehr in Frohse steht vor dem Aus. Ins Gerätehaus sollen in Zukunft neue Nutzer einziehen.

Von Jan Iven 17.10.2018, 01:01

Frohse l Der alte Barkas steht ein bisschen sinnbildlich für die gesamte Ortswehr in Frohse. Das alte Feuerwehrfahrzeug aus DDR-Produktion mit der Bezeichnung B 1000 ist in die Jahre gekommen und entspricht schon lange nicht mehr den aktuellen technischen Standards. Nach 30 Jahren wurde er zuletzt nur noch für Ausfahrten genutzt, bis er schließlich an die Tischlerstraße abgezogen wurde, um versteigert zu werden.

Auch die Tage der mehr als 90 Jahre alten Ortswehr Frohse sind gezählt. Das machte der Schönebecker Oberbürgermeister, Bert Knoblauch (CDU), bei der jüngsten Bürgerversammlung im Haus der Vereine in Frohse noch einmal deutlich. „Die Ortswehr ist tagsüber nicht einsatzbereit. Wir streben daher an, die Aktiven in die Feuerwehr an der Tischlerstraße zu integrieren“, sagt das Stadtoberhaupt vor rund 30 Zuhörern. Zumal von den neun Feuerwehrleuten aus Frohse auch immer nur zwei Mitglieder einsatzbereit sind.

Das Ende der Ortswehr wird auch Auswirkungen auf die Vereinslandschaft in Frohse haben. So ist vorgesehen, dass sich die Gruppen wie die Volkssolidarität in Zukunft nicht mehr im Haus der Vereine an der Wallstraße treffen, sondern im Gerätehaus in Alt Frohse. Auch die Altersabteilung der Feuerwehr Frohse könnte nach der Schließung der Ortswehr weiter bestehen und sich weiterhin im alten Gerätehaus treffen. Das Haus der Vereine soll dann verkauft werden.

Auf einen Zeitplan für die Abwicklung der Ortswehr Frohse will sich die Schönebecker Stadtverwaltung allerdings noch nicht festlegen lassen. „Wir prüfen derzeit noch die Situation und wollen das Ergebnis zum Ende des Jahres mit den Einsatzkräften besprechen“, sagt der für Sicherheit zuständige Dezernent Joachim Schulke. So stellt sich etwa die Frage, ob die Personalsituation in der Ortswehr doch noch stabilisiert werden könnte.

Doch so richtig glauben wohl nicht einmal mehr die Einsatzkräfte aus Frohse daran. „Klar sind die Leute aus Frohse dafür, die Feuerwehr zu erhalten. Aber wenn sie sich selbst engagieren sollen, sieht es mager aus“, sagt Ortswehrleiter Michael Pohle ziemlich resigniert. Immer wieder gab es Aufrufe an die Bevölkerung, in die Feuerwehr einzutreten. Doch gebracht hätte es kaum etwas, so Michael Pohl. Zumindest ein junger Mann konnte jetzt für die Ortswehr gewonnen werden. Der 22-Jährige hat gerade den ersten Teil seiner Truppmannausbildung abgeschlossen. Doch das dürfte kaum ausreichen, um die Ortswehr noch zu retten.

Auch bei der Übernahme von Einsatzkräften aus Frohse in andere Schönebecker Ortswehren ist Ortswehrleiter Michael Pohl eher pessimistisch. „Ich kann mir das eigentlich nicht vorstellen. Da hat es in der Vergangenheit zu viele Meinungsverschiedenheiten gegeben“, sagt der Ortswehrleiter. Auch er selbst möchte eigentlich nicht wirklich in eine andere Ortswehr.

Derzeit würde die Ortswehr Frohse durchaus noch an Einsätzen teilnehmen. „Wir fahren etwa 20 Mal im Jahr raus“, sagt Michael Pohl. Auch bei den jüngsten Feldbränden auf der ehemaligen Deponie an der Magdeburger Straße am Wochenende waren Einsatzkräfte aus Frohse dabei. Die Sicherheit in Frohse sieht der Ortswehrleiter aber auch bei einer Schließung der Ortswehr nicht gefährdet. „Die Tischlerstraße ist ja gleich um die Ecke“, sagt er. Und tagsüber sichern jetzt schon die Feuerwehrleute aus anderen Stadtteilen Frohse ab.

Unterdessen hat der alte Barkas, der von der Ortswehr 30 Jahre lang liebevoll gepflegt wurde, einen Käufer gefunden. Wie die Stadt Schönebeck mitteilte, ging er für 7500 Euro an einen Feuerwehrmann aus Sachsen-Anhalt.