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Feuerwehr Felgeleber Bürger schlagen Alarm

Eine Bürgerversammlung fand am Donnerstagabend im Ortsteil Felgeleben statt.

Von Olaf Koch 26.02.2016, 17:48

Felgeleben/Sachsenland l Es gibt sicherlich schönere Termine. Als am Donnerstagabend Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) und sein Ordnungs- und Sicherheitsdezernent Joachim Schulke im Kulturhaus Rede und Antwort zur geplanten Fusion der Feuerwehren standen, gab es nicht nur den Austausch von Argumenten, sondern auch hitzige Streits über das Für und Wider.

Oberbürgermeister Bert Knoblauch stellte zu Beginn nochmals den Status Quo fest: Die Stadt Schönebeck möchte in Zukunft den Brandschutz in der Kernstadt von Schönebeck mit zwei Feuerwehren praktizieren – einer Wache Nord und einer Wache Süd. Und: Die Feuerwehr in Salzelmen benötigt dringend neue Räume für die Kameraden und die Fahrzeuge. Dabei steht entweder ein An- oder ein Neubau zur Debatte.

„Wenn wir nun einmal an die Zukunft der Feuerwehren denken, dann sollten wir Strukturen schaffen, die auch in Jahren noch Bestand haben sollen“, argumentierte er. Aus diesem Grund arbeitet die Verwaltung an dem Vorhaben. So wurde bereits ein Grundstück in der Boeltzigstraße ins Auge gefasst. Über den Flächennutzungsplan wird die Machbarkeit dafür nun geprüft. „Ich kann nur nochmal sagen, dass wir jetzt im Diskussionprozess sind – nicht mehr und nicht weniger“, so der Oberbürgermeister. Und weiter: „Selbstverständlich wird das Thema, wenn es spruchreif ist, dann auch im Stadtrat beraten.“

Aus Sicht der Stadt bringe eine Fusion zu den Wachen Nord und Süd Vorteile: Starke Wehren würden ausrücken. „Die Sicherheit ist gefährdet, wenn wir weiter so agieren“, machte Bert Knoblauch deutlich. Warum erst nach einer Fusion die Wehren eine „starke Wehr“ sind und nicht auch schon jetzt, wenn sowieso Frohse und Tischlerstraße sowie Bad Salzelmen und Felgeleben parallel ausrücken, ließen die Verantwortlichen offen.

Stefan Böttcher, ein Einwohner von Felgeleben, der gemeinsam mit Stadtrat Werner Grundmann (SPD-Fraktion) eine Unterschriftenaktion in Felgeleben und Sachsenland ins Leben rief, stellte nochmals ausführlich die Verdienste der Wehr in den Vordergrund. Böttcher sagte außerdem, dass er mit vielen Kameraden aus Frohse, Salze und Felgeleben gesprochen habe – mit folgendem Ergebnis: „30 Kameraden, Aktive und Alterskameraden, wollen nach den geplanten Fusionen austreten.“

Im Sinne eines Rechtsanwaltes entgegnete der Oberbürgermeister, dass „diese Zahl nicht belastbar ist“. Er machte deutlich, dass in nächster Zeit bei allen Kameraden noch Überzeugungsarbeit zu leisten wäre, was zwischen den Zeilen nichts anderes heißt als: Wir werden unseren Plan durchsetzen.

Stadtrat Mark Kowolik (parteilos) fragte unter anderem nach den Kosten, um die Varianten des Anbaus und eines Neubaus vergleichen zu können. Genaue Zahlen konnte die Verwaltung am Donnerstag allerdings nicht präsentieren, weil bisher auch unklar ist, wie hoch die Förderung des Landes bei An- und Neubau sein werde. Fest steht nur: „Wir benötigen in Bad Salzelmen sechs Einstellplätze. Die würden uns mit einem Anbau nicht ideal gelingen“, so Bert Knoblauch.

Eigentlich wollte er am Abend nichts sagen, doch die Kameraden warteten wohl doch darauf: Felgelebens Stadtwehrleiter Daniel Schürmann, selbst Stadtrat der SPD-Fraktion, machte deutlich, dass seine aktive Wehr aus 36 Kameraden besteht, das Durchschnittsalter beträgt 26 Jahre (Stand gestern). „Auch wenn das immer anders verbreitet wird: Wir haben nichts gegen die Kameraden aus Salze“, so Schürmann.

Er fragte den Oberbürgermeister nach einem Szenario: Was habe denn die Stadt davon, wenn nach einer möglichen Fusion sich 20 Kameraden aus Felgeleben fragen, ob sie beim Alarm nun zum Gerätehaus in die Boeltzigstraße fahren sollten oder nicht? Ein Hinweis auf den Identitätsverlust im Stadtteil.

Eine Brandrede hielt am Abend auch Dieter Berge. Er ist Vorsitzender des Fördervereines der Felgeleber Feuerwehr. Der Verein hat in den vergangenen Jahren Tausende Euro Sponsorengelder von Firmen eingesammelt. Dafür konnten zahlreiche Ausrüstungsgegenstände für die Feuerwehr gekauft werden, für die die Stadt in diesem Umfang kein Geld hat. „Wir werden eine fusionierte Feuerwehr nicht mitmachen. Der Verein wird sich dann auflösen“, kündigte Berge an.

Eisiger Wind für die Verantwortlichen der Verwaltung. Luft machte sich zum Abschluss noch Stadtrat Werner Grundmann: „Ich bin vom Oberbürgermeister enttäuscht.“