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Feuerwehr Frohse Die Suche nach dem „Rezept“

Die Stadtteilfeuerwehr Frohse hat zu wenig Nachwuchs in den Reihen der Aktiven.

Von Heike Liensdorf 20.02.2017, 00:01

Frohse l Was tun, damit die Frohser Stadtteilfeuerwehr bald mehr als die jetzigen elf aktiven Kameraden zählt? Neben den zehn Kameraden der Alters- und Ehrenabteilung und den 22 Mitgliedern des Fördervereins. Eine Frage, die am Freitagabend während der Jahreshauptversammlung im Mittelpunkt stand, die aber bei den Kameraden allgegenwärtig ist.

„Im vergangenen Jahr haben wir gemeinsam mit unserem Förderverein viele Aktivitäten in punkto Werbung für unsere Feuerwehr unternommen“, betonte Wehrleiter Michael Pohle, musste aber gleich dazu sagen: „Bei den Leuten fruchteten diese aber nicht oder es war allgemein kein Interesse da.“ Er glaubt, die Menschen würden Angst haben - vor Veränderung oder vor dem Übernehmen von Verantwortung. „Sie machen es sich einfach. Wenn sie Hilfe brauchen, wählen sie den Notruf. Dass dies Ehrenamtliche sind, die zur Hilfe eilen, scheint keinen zu interessieren“, machte Michael Pohle seinem Ärger Luft. „Löschen, retten, bergen, schützen - das machen wir Feuerwehrleute als Hobby, nicht als Beruf. Aber genau der und noch andere Pflichten warten auf uns, wenn wir die Einsatzkleidung wieder in den Spint hängen.“

Wo Schatten ist, sei naturgemäß auch Licht, so der Leiter der Stadtteilfeuerwehr. Michael Pohle erzählte von Aktionen in Kitas und Schulen und wie gut diese den Kindern gefallen haben.

Doch die Feuerwehrleute lassen sich nicht entmutigen: „Wir werden uns weiterhin um eine gute Überzeugungsarbeit bei uns in Frohse und Umgebung bemühen, damit wir die Reihen der Aktiven wieder stärken können“, sagte Michael Pohle und hofft, dass die Personalsituation bald besser wird. „Wir denken, dass es noch nicht 5 vor 12, sondern erst dreiviertel vor 12 ist.“

Stadtwehrleiter Uwe Tandler sieht das etwas anders: „Ein bisschen ist es schon dreiviertel vor 12 durch ...“ Er lobte die Tradition, die in Frohse hochgehalten wird und zollte den Kameraden Respekt für das, was sie geleistet haben und leisten. Er wisse darum, was die Wehr alles an Aktionen gestartet habe, um neue Kameraden zu bekommen. „Sehr viel für eine so kleine Wehr“, so Tandler.

Er verstehe auch, dass es frustrierend sein müsse, wenn die Resonanz dann ausbleibt. „Ich habe auch kein Patentrezept, wie man es machen sollte. Aber im März, wenn die Jahreshauptversammlungen durch sind, sollten wir uns mit der Stadt zusammensetzen und beraten, was wir noch tun können“, kündigte der Stadtwehrleiter an und sicherte Unterstützung zu.

Die Probleme, die die Frohser quälen, seien nicht neu, weiß auch der zuständige Dezernent Joachim Schulke. Er verwies am Freitagabend auf die generellen Schwierigkeiten, mit denen Feuerwehren in der heutigen Zeit konfrontiert werden: die demografische Entwicklung und der Rückzug aus dem Ehrenamt. Ihm ist klar: „Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir die Feuerwehr in Schönebeck schlagkräftig aufstellen und Frohse erhalten, dass sie Bestand hat. Wenn Sie keine Einsätze mehr alleine fahren können, müssen wir überlegen ...“ Wichtig sei es, dass die Stadtteilfeuerwehren gemeinsam Einsätze fahren und üben, sich treffen. „Wir hoffen, dass wir die Situation hier in Frohse stabilisieren können. Weil die Feuerwehr auch kultureller Anker des Stadtteils ist.“

Roland Rasehorn vom Vorstand des Kreisfeuerwehrverbandes Salzlandkreis, der ebenfalls bei der Versammlung zugegen war, sieht bei dieser Thematik die große Politik in der Verantwortung. „Das Interesse an der Arbeit in der Feuerwehr ist sehr zurückgegangen. Das können wir hier alleine nicht lösen.“