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Firma Schirm 20 Millionen Euro sind verbaut

Eine hochmoderne Mehrzwecksyntheseanlage hat auf dem Gelände der Firma Schirm in Schönebeck ihren Betrieb aufgenommen.

Von Dan Tebel 17.09.2018, 21:43

Schönebeck l Glänzendes Metall, wohin das Auge reicht, große Kochtopf ähnliche Behälter mit mehreren Metern Durchmesser. Dazu dominieren Blau und Gelb im dritten Abschnitt der neuen Mehrzwecksyntheseanlage der Firma Schirm an der Geschwister-Scholl-Straße. Es ist leise, sie ist an diesem Tag nicht in Betrieb. „Sonst hätten wir hier nicht ohne Weiteres stehen können“, erklärt Projektleiter Sascha Thomas den Teilnehmern während eines Rundgangs.

Drei Jahre Bauzeit und 20 Millionen Euro stecken in der Anlage, mit der sich Syntheseprodukte herstellen lassen. Synthese bedeutet mit einfachen Worten etwas zu verknüpfen oder zusammenzustellen. Bei einer chemischen Synthese lässt man Substanzen und „Zutaten“ unter verschiedenen Temperatur- und Druckverhältnissen miteinander reagieren. Die entstanden Stoffe haben spezifische Eigenschaften und können nicht zurückgewandelt werden. Dabei entstehen Produkte unter anderem für den Automobilbau (zum Beispiel Lacke, Reifen, Klebstoffe), der Elektroindustrie, Baugewerbe, Kunststoffindustrie sowie für die Landwirtschaft. Die Schirm GmbH versteht sich selbst als Produktdienstleister und produziert diese im Kundenauftrag. Etwas Eigenes für den Markt wird hier nicht produziert.

Der Clou an einer Mehrzwecksyntheseanlage ist nun, dass sie diese Vorgänge mehrfach und separat voneinander gleichzeitig durchführen kann – auch auf verschiedenen Reaktionswegen, egal ob einfach (also mit wenigen „Zutaten“) oder komplex. Bis zu fünf Produkte gleichzeitig können so entstehen, ist von der Firma zu erfahren. Dies ist in diesem Falle aber nicht neu, bereits 2002 wurde der erste Teil einer solchen prozessgesteuerten Anlage von Schirm in Schönebeck in Betrieb genommen. Der neue dritte Abschnitt ist sozusagen eine Erweiterung in einem separaten Gebäude.

Der Abschnitt der Anlage steht auf rund 380 Betonsäulen, die rund acht Meter hoch sind. Rund 500 Tonnen Stahl sind verbaut, dazu kommen rund neun Kilometer Rohrleitungen und insgesamt fast 62 Kilometer Kabel wurden verlegt. Der Komplex steht auf einer ein Meter dicken Betonplatte. Im Erdgeschoss der mehrgeschossigen Gebäudes befindet sich eine Art kleine Mauer, sodass auch in einem Störfall keine Flüssigkeiten aus dem Gebäude austreten können.

Gerüche soll es auch in der neuen Anlage nicht geben. Im vergangenen Jahr hatten sich Anwohner, die in der Nähe und Frohse wohnen, über Gerüche beschwert und brachten eine Petition beim Land ein. Behördliche Untersuchungen ergaben jedoch keine Befunde.

Ein wichtiger Einsatzort für die Mitarbeiter ist die „Kommandozentrale“, in der die Prozesse an mehreren Bildschirmen überwacht werden. An diesem Tag der Besichtigung blinken die roten Knöpfchen auf, da die Anlage nicht in Betrieb ist. Sonst sollte das nicht passieren. Störfälle nach einer entsprechenden Störfallverordnung bei Schirm in Schönebeck gab es nach Angaben des Unternehmens bisher noch nicht.

Fünf von insgesamt 264 Arbeitsplätzen am Standort in Schönebeck beansprucht der neue Abschnitt effektiv pro Schicht. Mit Vertrieb, Logistik und Instandhaltung rund um die Anlage sind bis zu 25 Mitarbeiter jeden Tag an der Anlage im Einsatz. Insgesamt seien durch die vergangenen Investitionen – das Projekt zur Mehrzwecksyntheseanlage läuft seit 2012 – mehr als 80 Arbeitsplätze geschaffen worden.

Grund genug für Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die wirtschaftlich positive Standortentwicklung zu begrüßen. „Ich habe großes Interesse daran, dass es ihnen gut geht“, sagte er vor mehreren hundert Gästen zum Schirm-Geschäftsführer Dirk Unterstenhöfer auf der feierlichen Eröffnungsveranstaltung am Freitag. 2,1 Millionen Euro flossen an Fördermitteln in die Mehrzwecksyntheseanlage.

Dirk Unterstenhöfer bedankte sich auch bei den anwesenden Mitarbeitern. „Wir haben vieles geschafft, was ohne euch nicht möglich gewesen wäre.“ Schönebecks Oberbürgermeister Bert Knoblauch sprach von einem Meilenstein für das Unternehmen.