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Flaschenpost Überraschung in der Sektflasche

Zu seinem 9. Wiegenfest versenkten die Geburtstagsgäste von Titus Teichert eine Flaschenpost in der Elbe bei Barby.

Von Thomas Linßner 17.02.2018, 03:34

Barby l „Lieber Finder dieser Flaschenpost, am 14. Februar ist unser Freund Titus neun Jahre alt geworden. Wir stehen heute, am 26.02.2016 auf der alten Elbbrücke in Barby und feiern mit ihm.“

Diesen Text schickten Titus‘ Freunde und Verwandte auf die Reise. Nicht mit der Gelben- oder der Biberpost - nein, ganz romantisch per Flaschenpost. Es folgte noch ein Nachsatz, mit einer Bitte der Absender: „Wenn Du ihm auch nachträglich gratulieren möchtest, schicke ihm eine Karte in die Schloßstraße 26 in Barby. Er wird sich bestimmt freuen.“ In Krakelschrift bedankten sich schon mal Leonie, Gion-Luca, Florian, Johann, Giordano, Thore, Clemens, Kendra und Titus‘ älterer Bruder Victor.

Soweit zum Inhalt der Flaschenpost, die Ende Februar 2016 den Fluten der Elbe übergeben wurde.

Die Monate gingen ins Land und Titus, der mittlerweile Elfjährige, hatte seine Postwurfsendung fast schon vergessen. Damals war er mit seinen Geburtstagsgästen unterwegs gewesen, um mithilfe eines GPS-Empfängers einen Geocache-Behälter zu finden. Der würde sich irgendwo am Elbpfeiler befinden. Weil Titus, sein Bruder und einige Kindergeburtstagsgäste christliche Pfadfinder sind, hatte man auf Topfschlagen oder andere antiquierte Kinderspiele keinen Bock mehr und war mit zeitgeistigem Anspruch zur Brücke aufgebrochen.

Doch Titus‘ Eltern Onna und Björn Teichert wiegten bedenklich die Häupter, ob ein Brückenpfeiler für neunjährige Kinder der richtige Geocache-Suchort ist. Dennoch nahmen sie vorsichtshalber ein Tauschgeschenk mit, wie es in der Geocachingbranche üblich ist. Das war eine leere Sektflasche mit oben erwähntem Brief. Und eben die wurde schließlich an jenem nachträglichen Kindergeburtstag Anno Domini 2016 in die Elbe geworfen.

Doch Pfadfinder Titus hatte nicht mit den wachsamen Zeitgenossen des Schönebecker Naturschutzbundes (NABU) gerechnet, als diese nette Geburtstagsepisode so langsam in seinem Gedächtnis nebliger wurde. Die NABU-Mitglieder Michael Wunschik und Jens Thesenvitz waren Mitte Januar zwischen Schönebeck und Magdeburg unterwegs, um Wasservögel zu zählen. Zwischen Graugänsen, Stock- und Schellenten sowie einem einsamen Silberreiher fiel ihnen in Höhe Frohse eine Sektflasche auf, in der ein Stück Papier schimmerte. Der Brief verriet zwar jede Menge Vor- aber keinen einzigen Familiennamen. Aber die Worte „Barby“ und „Schloßstraße 26“.

Nun begab es sich aber zu der Zeit, dass ein engagiertes NABU-Mitglied in Barby wohnt, Gudrun Sommerfeld heißt und viele Leute kennt. Hinzu kam, dass es den Vornamen Titus höchstwahrscheinlich in der Elbestadt nur einmal gibt. Die Wahl-Barbyerin wählte die Nummer des elbestädtischen Pfarramtes - Pfarrer Björn Teichert bestätigte seine Familie als geistige Urheber dieser unorthodoxen Postwurfsendung. Gudrun Sommerfeld besuchte Titus am 14. Februar dieses Jahres zu seinem elften Geburtstag. Er bekam erstens seine „Post“ zurück und zweitens ein kleines Naturbüchlein zum Geschenk.

So schloss sich der Kreis.

Nachtrag: Es war nicht die erste Flaschenpost, die der kleine Barbyer in den Fluss warf. „Bei einer Hochzeitsfeier haben wir das schon mal gemacht. Die Flasche wurde drei Wochen später gefunden“, erzählt der Elfjährige, als ob es das normalste Ding der Welt wäre, seine Botschaften auf diese Weise zu versenden.

Fazit: „E-Mail“ ist out, „Message in a Bottle“ in.