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Förderung Exakter für Porsche und Co.

Die Firma Werkzeugbau GmbH in Schönebeck investiert in eine moderne Hochleistungsmaschine. Das Land fördert die Anschaffung.

Von Ulrich Meinhard 10.01.2017, 20:00

Schönebeck l Die Werkzeugbau GmbH Schönebeck hat investiert. Eine neue, hochmoderne Maschine ist für rund eine halbe Million Euro angeschafft worden. Mit der computergestützten Anlage lassen sich Werkteile schneller und vor allem exakter erzeugen. Diese Anschaffung will das Land Sachsen-Anhalt unterstützen. Aus dem Programm „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) fließen knapp 90 000 Euro. Den Förderbescheid hat am Dienstag der Staatssekretär im Landeswirtschaftsministerium, Thomas Wünsch (SPD), übergeben. Die im Pömmelter Weg ansässige Firma konstruiert und fertigt mit ihren 30 Mitarbeitern vor allem Umformwerkzeuge für die Herstellung komplexer Karosserieteile in der Automobilindustrie. Kunden des Betriebes sind genau genommen die Lieferanten der Automobilbranche, die große Bauteile bereitstellen. Die Schönebecker Firma liefert unter anderem Formteile, die in den Rückleuchten des VW Tigra eingebaut werden sowie Halteteile für den Porsche Panamera. „Wer hätte das gedacht“, staunt Thomas Wünsch.

Der übrigens in Schönebeck geborene Staatssekretär nimmt die Gelegenheit wahr, um sich umfassend von Geschäftsführer Peter Mundt über die Ausrichtung der Werkzeugbau GmbH, über ihre Stärken und ihre Probleme unterrichten zu lassen.

Das größte Problem hat für den Firmenlenker fünf Buchstaben: „Es heißt China“, sagt er. Der fernöstliche Staat produziere in der Regel 30 Prozent günstiger und wenn deutsche Konzerne, wie etwa Volkswagen in Wolfsburg, sparen wollen, „dann weiß ich, wen die meinen - natürlich uns“, verweist Mundt auf die deutschen Automobilzulieferer. Leider spiele auch die Gewerkschaft hier eine unrühmliche Rolle, fügt er hinzu. Wieso? „Die Gewerkschaft ist Vertreter der westdeutschen Industriearbeiter.“ Eine vergleichbare Bezahlung der Kollegen in den neuen Bundesländern sei deshalb nicht möglich, weil die Löhne der Mitarbeiter zum Beispiel bei VW in Wolfsburg für ostdeutsche Arbeitgeber Fantasielöhne seien. „Das kann ich hier nicht bezahlen“, winkt Mundt ab.

Hinsichtlich der Qualität von Produkten made in China gebe es eine große Streuung. Einige europäische Betriebe hätten gute Erfahrungen gemacht. Was mit den Chinesen nicht gehe, sei eine verzögerte Bezahlung. Da heiße es: Erst das Geld, dann die Ware. Hingegen würden deutsche Firmen oft lange auf ihr Geld warten. Womit mittelständische deutsche Firmen punkten können, sei Qualität und Service. „Wir müssen machen, woran sich andere nicht herantrauen“, zeigt Mundt eine Art Nische auf. Zwar gebe es in der Branche der Metallverarbeitung genug Arbeit am Markt, die Crux sei, „dass wir nicht wissen, welcher Konzern auf China umschwenkt“.

„Oder aber es geht mit den Aufträgen Richtung Osteuropa - so einen Fall haben wir aktuell in Schönebeck“, merkt Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) an, der an dem Gespräch ebenso teilnimmt wie der Schönebecker Wirtschaftsförderer Detlef Lorbeer, die SPD-Landtagsabgeordnete für den hiesigen Wahlkreis Katrin Budde und der Vorsitzende der Mittelstandsvereinigung der CDU im Salzlandkreis, Gunnar Schellenberger.

Thomas Wünsch betont, dass das Land sehr gern Investitionen wie die von der Werkzeugbau GmbH vorgenommene unterstützt. Er weist darauf hin, dass es in Sachsen-Anhalt für kleinere Firmen leichter werden soll, Investitionen mit einem Höchstfördersatz gefördert zu bekommen. Ein entsprechender Beschluss sei auf den Weg gebracht.

Welche Forderungen hat Peter Mundt an die Politik? Der gibt sich prinzipiell zufrieden, die Rahmenbedingungen seien in Ordnung. Sicherlich gebe es keine Sicherheit, „aber wenn ich Angst hätte vor den nächsten Jahren, müsste ich mich im öffentlichen Dienst bewerben“, merkt er lakonisch an.

Gunnar Schellenberger lobt das gesellschaftliche Engagement des Geschäftsführers, der etwa im Sommer 2016 eine Ausschilderung zum Ringheiligtum Pömmelte unterstützt hatte.

An der neuen Maschine arbeitet Ben Meyer. „Das ist schon eine Highend-Maschine, ein gutes Stück. Sie ist das Nonplusultra, vor allem sehr genau in der Ausführung, es bieten sich viel mehr Möglichkeiten - auch für neue Bauteile“, sagt er.

Tipp: Die Firma sucht übrigens Werkzeugmacher und CNC-Fräser.