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Fotografie Schönebecks Kirchen in Planetenoptik

Die Hobbyfotografin Angelika Will aus Schönebeck zeigt die Kirchen der Stadt auf eine ganz besondere Art.

Von Paul Schulz 03.07.2020, 01:01

Schönebeck l Angelika Will hat schon immer gerne Fotos geknipst. Doch über das banale Betätigen des Auslösers ist die Schönebeckerin mittlerweile schon weit hinaus. Vor etwa fünf Jahren hat sie damit begonnen, sich intensiver der Fotografie und ihren zahlreichen Möglichkeiten zu widmen – und das mit Erfolg. Das wird deutlich, wenn sie stolz ihre Bilder präsentiert.

Von spektakulären Nachtaufnahmen, die eindrucksvoll den Sternenhimmel und sogar Kometen abbilden über fast schon lebendig wirkende Tierfotografien bis hin zu einigen ihrer neuesten Werke: „Little-Planet-Fotografien“. Dabei handelt es sich um Bilder, die aus mehreren Fotos zusammengesetzt und über ein Computerprogramm verzerrt werden. Die Ergebnisse zeigen eine runde und in sich abgeschlossene Welt – eben wie ein kleiner Planet.

Im Fall von Angelika Will handelt es sich dabei um Innenaufnahmen aus den Kirchen der Region. Sie zeigt die St.-Jakobi-Kirche, die St.-Johannis-Kirche, die St.-Laurentii-Kirche und die St.-Marien-Kirche auf eine ganz neue Art. Mit ganz besonderen stilistischen Schwerpunkten. Zu sehen sind die Little Planets derzeit im Gemeindezentrum der St.-Jakobi-Kirche in Schönebeck. Die Idee, das Innenleben der Gotteshäuser als Litte Planet darzustellen, hat Angelika Will zusammen mit dem Fotografen Kai Knappe entwickelt.

Doch wie genau kommen diese ungewöhnlichen Bilder zustande? Das erklärt die 53-Jährige so: „Im Grunde besteht jedes Litte-Planet-Foto aus 28 einzelnen Bildern. Diese werden dann mithilfe von Bildbearbeitungsprogrammen am Computer zu einem Kugelpanorama zusammengesetzt. Die Endbearbeitung und den Feinschliff erledige ich mit Photoshop.“ Will spricht bei ihrer Arbeit mit Photoshop vom „wegputzen“. Das heißt, dass sie mit digitalen Werkzeugen am Computer beispielsweise Flecken von Wänden oder der Decke entfernt und Fehlerstellen am entstandenen Kugelpanorama ausbessert. „Vor allem bei den Übergängen zwischen den einzelnen Bildern muss nachgebessert werden“, sagt sie. Denn das Computerprogramm, das die Bilder zusammensetzt, erkennt beispielsweise nicht die Fugen von Fliesen. Damit diese nicht unsanft ineinander übergehen, ist der Mensch gefragt. Mit geübtem Auge und ruhiger Hand sorgt Angelika Will dafür, die Übergänge zwischen den einzelnen Bildern nicht mehr zu erkennen sind.

Doch bevor die Fotos am Rechner zusammengesetzt werden, müssen sie natürlich erst einmal geschossen werden. Dabei kommt es darauf an, die Fotografien auch im richtigen Winkel anzufertigen. Dazu wird die Kamera auf einem Stativ und an einem sogenannter Nodalpunktadapter montiert. Letzter ermöglicht es die Kamera um eine frei wählbare Achse zu drehen. Anschließend wird die Umgebung flächendeckend abgelichtet. „Nach oben im 45-Grad-Winkel, nach unten im 45-Grad-Winkel – einmal ringsherum Fotos schießen.“

Sich selbst bezeichnet die Schönebeckerin übrigens als Semi-Profi. Sie hebt immer wieder bescheiden hervor, dass sie in einigen Situationen die Hilfe ihrer „Männertruppe“ in Anspruch nimmt. Das sind befreundete Fotografen wie der Magdeburger Dirk Wandel. „Dirk hat mir sehr viel beigebracht. Er ist gewissermaßen mein ‚Little-Planet-Mentor‘ und hat mir gezeigt, wie man diese Bilder erstellt“, sagt Angelika Will. Generell scheut sie sich nicht, auch mal um Hilfe zu fragen. „Ich muss nicht alles über Fotografie und Bildbearbeitung wissen. Ich muss nur wissen, wen ich fragen muss.“ Doch beim Sichten ihrer Bilder kann sie sich einen gewissen Stolz auch nicht verkneifen. „Ich kann schon ganz geile Bilder machen“, kommt ihr dabei über die Lippen.

Mit der Zeit lernt sie immer mehr über ihr größtes Hobby. Und gleichzeitig beansprucht dieses Hobby immer mehr Zeit in ihrem Leben. Fernsehen gucke sie mittlerweile nahezu gar nicht mehr – die Zeit verbringt sie lieber mit ihrer Kamera. Sie ist immer auf der Suche nach dem nächsten Motiv oder sorgt am Computer für den Feinschliff ihrer Bilder. Ihrer Arbeit als Physiotherapeutin geht sie nur nach, um ihre Passion auch finanzieren zu können. Der Gedanke, von ihrer Fotografie leben zu können, habe sich aber mittlerweile auch schon in ihrem Kopf breit gemacht.