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Geburtstag Ein Mann des Wortes und der Tat wird 60

Der Eickendorfer Bernd Nimmich feiert heute seinen 60. Geburtstag.

Von Olaf Koch 03.01.2017, 00:01

Eickendorf l Die Nacht zu heute muss kurz gewesen sein. Und laut. Zumindest in der Straße, in der die Familie Nimmich in Eickendorf wohnt. Der ursprüngliche Gedanke, um 23 Uhr mit einem Bierwagen vor das Haus zu fahren und mit dem Geburtstagskind, vermutlich schon im Schlafanzug, anzustoßen, ist dann noch verworfen worden. Ein kleines Mobil mit Glühweinausschank tut es auch.

Es ging nicht um eine wilde Party heute Nacht zum 60. Geburtstag von Bernd Nimmich. Viel mehr ist der Aufwand, den Freunde, Kollegen, Bekannte und Weggefährten betrieben haben, einem Menschen gewidmet, dem Danke gesagt werden soll. Bernd Nimmich ist ein verbindlicher Mensch, ein unaufgeregter, ein begeisterungsfähiger, einer, der sich kümmert und auch mal mehr macht, als er machen muss.

Eine schöne Begebenheit zu Bernd Nimmich kann Hans-Jürgen Korn aus Welsleben berichten. Er ist nicht nur Mitglied im Sportverein und Gemeindekirchenrat, sondern auch hauptamtlich verantwortlich für ein großes Stück Kultur in der Gemeinde Bördeland. „Ein bekannter Welsleber ist in einem Pflegeheim in Schönebeck“, berichtet Hans-Jürgen Korn der Volksstimme. Zur Mittagszeit kommen Bernd Nimmich und er auf die Idee, ihn zu besuchen. Dort im Heim angekommen, wünscht sich der ältere Herr Grillhähnchen. „Das gab es aber an diesem Tag nicht. So luden wir den Herren zu frischem Gehacktes ein.“ Ewigkeiten ist Bernd Nimmich daraufhin unterwegs und kauft nicht nur Gehacktes, sondern gleich noch ein frisches Brot. „Musstest du erst ein Schwein schlachten?“, fragt der Heimbewohner wegen der langen Wartezeit. Dass er gleich noch frisches Brot in Scheiben mitbringt, macht Bernd Nimmich aus. „Er macht eben keine halben Sachen“, so Hans Jürgen Korn.

Nein, das kann man nun wirklich nicht sagen. Die Menschen, die die Volksstimme trifft und die über Bernd Nimmich erzählen, beschreiben ihn als Mann nicht nur der Worte, sondern der Taten. So unter anderem Willi Kempa, Vorstandsvorsitzender des Vereines Nestwärme, das in Zens ein Kinderheim betreibt. Als die obere Etage des Hauses vor knapp zwei Jahren Feuer fängt, ist Bernd Nimmich auch an einem Sonntag zur Stelle. „Nicht, um die Hilfsarbeiten zu delegieren. Er kommt auch mal im ‚Blaumann‘ und packt selbst mit an. Dafür ist er sich als Bürgermeister nicht zu schade“, kann sich Willi Kempa an die schwere Zeit von damals erinnern.

Zuhören und Lösungen finden: Das beschreibt ungefähr die Arbeit des Bürgermeisters von Bördeland, dem man an seinem Führungsstil nicht unbedingt anmerkt, dass er der SPD angehört. Als sich der Eickendorfer unlängst für seine zweite Amtszeit von seinen sozialdemokratischen Genossen aufstellen lässt, winken die Christdemokraten ab. Bieres Ortsbürgermeister Peter Buchwald (CDU) sagt damals der Volksstimme. „Bernd Nimmich ist der beste Kandidat, den wir bekommen können.“ Das aus dem Mund eines „Schwarzens“ kommt für einen „Roten“ einem Ritterschlag gleich.

In Gemeinderatssitzungen ist Bernd Nimmich auf Ausgleich aus, jeder Ort soll gleichermaßen berücksichtigt werden. Parteiengerangel spielt nicht einmal ansatzweise eine Rolle, sondern viel mehr die Sache. Das macht die Gemeinde Bördeland bis heute erfolgreich. Welche Kommune kann als eine der ersten im Landkreis einen ausgeglichenen Haushalt zur Genehmigung vorlegen?

„Ich kann mich an viele Begegnungen mit Bernd Nimmich erinnern, es sind die angenehmen des Lebens“, resümiert Superintendent Pfarrer Matthias Porzelle. Er lobt vor allen die Begeisterungsfähigkeit von Bernd Nimmich und dass sein gegebenes Wort wirklich etwas wert ist. „Es gab in der Vergangenheit eine Frage, die uns gemeinsam bewegte“, so der Pfarrer: eine Schule für Großmühlingen! „Bernd Nimmich war von Anfang an Feuer und Flamme für die Idee einer evangelischen Sekundarschule. Er sagte mir, dass wir eine Möglichkeit finden werden. Er hielt Wort“, so Pfarrer Porzelle.

Solche Worte gibt es auch aus Kleinmühlingen zu hören. Gemeindewehrleiter Hans-Georg Fabian spricht für seine Kameraden im Bördeland, die eigentlich mit Bernd Nimmich noch einen weiteren Kameraden bei Einsätzen vor Ort haben, der aber nicht aktiv eingreift. „Wenn irgendwo in den sieben Ortsteilen die Sirene geht, dann dauert es nicht lange und Bernd Nimmich ist ebenfalls da“, beschreibt Hans-Georg Fabian das Engagement auch über den Arbeitszeitraum des Bürgermeisters hinaus. Es könnte ja sein, dass seine Hilfe gebraucht wird ... „Er verschafft sich selbst vor Ort einen Lageblick und steht mit seinem Verwaltungsstab bereit, um den Menschen zu helfen. Wo gibt es denn so etwas heutzutage noch?“, fragt der Gemeindewehrleiter.

Das wird nicht nur von den Bördeländern anerkannt, sondern auch im benachbarten Schönebeck durchaus wahrgenommen, weiß Hans-Georg Fabian zu berichten. Nur eines hat Bernd Nimmich trotz mehrfacher Versprechen noch nicht halten können: Die Partnerfeuerwehr von Kleinmühlingen in Ramlingen (Niedersachsen) zu besuchen. Aber 2017 ist ein gutes Jahr, seine Vorsätze umsetzen.

Repräsentieren, dabei sein, spontan eine Rede halten. Auch das versteht Bernd Nimmich unter Aufgabenerfüllung, der sich gern unter das Volk mischt und mit feiert oder beim Fußball jubelt. Gern auch schlüpft Bernd Nimmich in andere Rollen, beispielsweise wenn der Heimat- und Traditionsverein Eickendorf sein jährliches Märchenspiel aufführt. Selbstredend bekommt der Bürgermeister jedes Jahr eine Rolle auf den Leib geschrieben. „Ich kann mich an das Märchen ‚Frau Holle‘ erinnern. Da ist Herr Nimmich aus dem Ofen in der Dekoration gekrochen und hat sich als ‚Bernd das Brot‘ vorgestellt. Bis heute ein Schenkelklopfer“, erinnert sich die Eggersdorferin Rosemarie Ziem, Vorsitzende des Seniorenrates Bördeland.

An eine Episode aus dem Jahr 1980 erinnert sich Holger Zwernemann vom Rassegeflügelzuchtverein Großmühlingen. Damals war Bernd Nimmich noch Lehrmeister im Traktorenwerk Schönebeck. Nach einem Ausbildungsaustausch nach Pardubice (Tschechoslowakei) wieder angekommen in der Börde, standen einige Lehrlinge auf dem Eickendorfer Bahnhof und kamen nicht weiter in die Dörfer. „Da hat Bernd Nimmich sein Auto geholt und uns nach Hause gefahren“, so Zwernemann.

Diese Hilfsbereitschaft spiegelt sich noch in einem anderen Erlebnis wider, das Marco Schmoldt aus Eickendorf erzählt. Ganz privat waren die Familien im Winter auf den Brocken unterwegs, auf dem kein Schnee lag. „Bernd hat gleich mal die Betreuung der Kinder übernommen und ist mit ihnen und einem Schlitten mit der Bahn auf den Bocken gefahren. Oben angekommen war von Schnee weit und breit keine Spur. Bernd war der Einzige, der mit einem Schlitten dort oben auf dem Brocken war“, erzählt Marco Schmoldt.

Hoffnung bis zum Schluss. Heute feiert Bernd Nimmich seinen 60. Geburtstag.