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Geburtstag Tulpenstrauß, Lexikon und Friedenstaube

Mit Radsportgrößen ins Gespräch kommen - das war bei der Geburtstagsfeier des Radsportmuseums Kleinmühlingen möglich.

Von Heike Liensdorf 27.11.2017, 21:07

Kleinmühlingen l Radsportfreunde und Radsportgrößen feiern am Freitagabend zusammen das zehnjährige Bestehen des Radsportmuseums Kleinmühlingen. Am Rande bleibt ausreichend Zeit, um sich zurückzuerinnern ‑ an Radrennen und Friedensfahrten – aus Fahrer- und Zuschauersicht.

Zum Beispiel erzählt Sven Hause, dass er als Kind Autogramme von Sportprofis gesammelt hat. Und mit Uwe Raab verbindet der Calbenser Bürgermeister eine ganz besondere Erinnerung: „Uwe Raab holte 1984 den Etappensieg, 1. Etappe von Berlin nach Magdeburg. Zieleinfahrt war damals in der heutigen Hegelstraße. Ich war da, mit einem Strauß Tulpen in der Hand aus dem heimischen Garten und habe ihm gratuliert. Ich war seinerzeit zwölf Jahre und völlig fanatisch, wenn es um Sport ging.“ In Kleinmühlingen kann er davon nun – 33 Jahre später – Uwe Raab erzählen, der die Episode schmunzelnd aufnimmt.

Die Gunst der Stunde nutzt auch Michael Landmann. Er ist aus dem rund 500 Kilometer entfernten Rodgau angereist. „Ich komme ursprünglich aus Wolmirstedt, bin mit der Friedensfahrt groß geworden. Seit meinem achten Lebensjahr, seit 1970, habe ich alles darum verfolgt“, erzählt er und bahnt sich den Weg zu Elisabeth Eichholz. Die Schönebeckerin wurde 1965 im spanischen San Sebastian im Straßeneinzelrennen Weltmeisterin. Er hat das Lexikon „Sportler in der DDR“ unter dem Arm und möchte, dass sie ihren Eintrag signiert. Den Wunsch erfüllt sie ihm gern.

Für das Radsportmuseum findet die 78-jährige Elisabeth Eichholz nur lobende Worte. „Das ist ganz toll. Ich habe es von Anfang an begleitet. Selbst als die Exponate noch in der Garage waren, fanden wir es sensationell. Was Horst Schäfer hier geleistet hat, ist sagenhaft“, sagt sie, blickt in die Runde und fügt an: „Das merkt man ja an der Resonanz.“

Diese Einschätzung kann Reiner Rechenberger nur teilen. Der Sportreporter moderiert kurzweilig-frisch durch den Geburtstags-Abend. Und ist angetan vom Radsportmuseum, dem Fundus an Ausstellungsstücken, den Kontakten, den Verbindungen. „Als ich das erste Mal von der Idee eines Museums gehört habe, war ich riesenhaft begeistert und habe Horst Schäfer und seinem Team alle Daumen gedrückt, dass es gelingt. Und wenn ich heute sehe, was hier zustande gekommen ist ... das sucht seinesgleichen.“

„Das Museum ist eine Einmaligkeit“, betont auch Gerd Barwinsky aus Magdeburg. Er ist dem Radsport verfallen, das ist an seiner Kleidung nicht zu übersehen und dank seiner mobilen Fahrradklingel am Zeigefinger auch nicht zu überhören. Für ihn steht das Museum für die Friedensfahrt und damit für eine friedliche Koexistenz der internationalen Völker.

Friedensfahrt – Friedenstaube. Das Symbol schlechthin gibt es von Kerstin und Ingo Schramm vom Fahrzeugmuseum Staßfurt geschenkt. Eine weiße Taube aus Porzellan. Zum Radsportmuseum pflegen sie einen guten Kontakt, haben privat einen harmonischen Austausch, ohne über Kommerzielles zu reden, betont Ingo Schramm. „Wir sehen die Museen alle als Miteinander und nicht als Konkurrenz“, sagt er. Es seien auch solche Enthusiasten, die zum Aufbau dieses Museums beigetragen haben, wie es bei ihrem Fahrzeugmuseum gewesen sei.

Rund um die Friedensfahrt kann auch Landrat Markus Bauer einiges erzählen. Seine erste Wahrnehmung daran sei 1979 gewesen, angestrebt durch seine Eltern, die die Rennen immer im Fernsehen verfolgt haben. „Ich bin selber auch gern Rad gefahren. Deshalb bin ich 1981 oder 1982, ich weiß es nicht mehr ganz genau, zu BSG Lok Güsten gegangen, weil ich Radfahren wollte. Das waren damals die Einzigen in der Region, die das angeboten haben.“ Und in der „Jungen Welt“ sei immer die Etappenführung abgedruckt gewesen, zum Herausnehmen. Die einzelnen Sieger habe er dann auch immer ausgeschnitten und zugeordnet. Und natürlich auch die Berichte im Radio verfolgt, zählt er auf. „Olaf Ludwig, Uwe Raab, Thomas Barth - sie haben meine Jugend begleitet.“ Am Freitagabend in Kleinmühlingen konnte er mit ihnen darüber erzählen. Es sei schade, dass derzeit keine Friedensfahrten mehr stattfinden, weil das Geld fehle ...