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Gefahrenabwehr Radweg bis zum Kieswerk unbezahlbar

„Achtung Lebensgefahr“ heißt es auf einer Tafel am Ortsausgang Barby in Richtung Pömmelte. Radfahrer leben auf dem Asphalt gefährlich.

Von Thomas Höfs 24.05.2016, 01:01

Barby l Radfahrer, die von Barby aus in Richtung Pömmelte fahren wollen, müssen dies auf der Landesstraße 51 machen. Denn einen Radweg gibt es an dieser Stelle nicht. Die Lokalpolitik und ebenso die Bauverwaltung haben das Problem seit längerer Zeit erkannt. Nur mit der Abhilfe scheitert es immer wieder.

Hoffnung schöpfte Bauamtsleiter Holger Goldschmidt, als das Land ein neues Förderprogramm für den Bau von Radwegen auflegte, schilderte er kürzlich. Allerdings könne die Kommune mit dem Programm das Ziel kaum umsetzen. Denn es gebe eine finanzielle Grenze in dem Programm. So dürfe der Radweg maximal 200 000 Euro kosten. Mehr als 800 Meter Länge seien mit den maximal zur Verfügung gestellten Mitteln nicht drin, schätzt der Bauamtsleiter ein. Die Kommune müsse sich an den Kosten ebenfalls beteiligen.

Der Radweg hänge allerdings noch an einigen offenen Fragen, räumte er jüngst bei der Sitzung des Bauausschusses ein. So habe die Stadt die Grundstücksanlieger über ihre Absichten informiert, schilderte er. Noch hätten nicht alle Anlieger ihr Einverständnis zum Bau des Radweges gegeben. „Lehnt nur ein Betroffener ab, scheitert der Radweg an der Stelle“, erklärte er.

Für den Radweg an der Landesstraße müsse die Kommune außerdem die Flächen für den Weg käuflich erwerben, machte er deutlich. Die Kosten werden hierfür auf rund 25 000 Euro geschätzt. Würde der Radwegbau vollzogen werden, fehlen noch rund 500 Meter zur Einfahrt zum Kieswerk, dem eigentlichen Ziel des Bauvorhabens.

Eigentlich hatten die Barbyer gehofft, dass der Landkreis den Radwegebau mit unterstützt. Der Kreis, zuständig für das Ringheiligtum im nahen Pömmelte, plane sicherlich ebenso den Besuch von Radfahrern ein. Anstatt einen Radweg in Richtung Barby zu unterstützen oder zu fördern, baue der Kreis einen Radweg in Richtung Schönebeck, wundert sich Barbys Bürgermeister Jens Strube (parteilos). Logisch sei für ihn die Entscheidung nicht, fügt er hinzu. Denn es fehle ein Radweg zwischen Pömmelte und Barby. Das hätte dem Landkreis doch auffallen müssen, schätzt der Bürgermeister ein.

Was die Bürger von der fehlenden Radweganbindung halten, haben sie mehrfach auf Schildern am Ortsausgang dargestellt. Ein stummer Protest steht hier seit einiger Zeit. Denn es ist gefährlich auf der Landesstraße mit dem Rad zu fahren. Die Fahrzeuge sind hier zwischen Pömmelte und Barby meist schnell unterwegs.

Mit dem beginnenden Frühling nimmt die Zahl der Radfahrer auf der Straße beständig zu. Denn viele Radtouristen, die die Elbe auf dem Fahrrad bereisen, nutzen die Landesstraße, um in Richtung Schönebeck zu fahren.

Im Rahmen der Erschließung des Ringheiligtums wäre der Bau eines Radweges sicherlich nicht ganz unsinnig, meint Jens Strube. Denn es kommen nicht nur Radfahrer aus Richtung Schönebeck, sondern ebenso aus der anderen Richtung.

Da die hölzerne Anlage nur wenige Kilometer von der Elbe entfernt liegt, dürfte sie in Zukunft zu einem festen Programmpunkt für viele Radfahrer werden, die auf die Sehenswürdigkeit aufmerksam geworden sind, schätzt der Bürgermeister ein.

Obwohl das Ringheiligtum in knapp einem Monat mit großem Pomp eröffnet werden soll, fehlt bislang noch ein Konzept zur touristischen Nutzung beim zuständigen Landkreis. Erst werde mit großem Aufwand die alte Kultstätte wieder aufgebaut, doch touristisch zeige sich die Kreisverwaltung überfordert, wundert sich der Barbyer Bürgermeister.

In der Stadt gibt es seit längerer Zeit Kritik in Richtung Kreisverwaltung zur touristischen Entwicklung. Zwar ist die Stadt bei den Gesprächen vertreten. Doch der bisherige Zeitplan bei der Umsetzung zur Nutzung der neuen Touristenattraktion verärgert die Barbyer zunehmend. Denn in ihrer Stadt werden die Touristen nach dem Ringheiligtum fragen und sich informieren, schätzt der Bürgermeister ein.

Für den Bau des geplanten Radweges zwischen Barby und Pömmelte gibt es außerdem noch ein weiteres Risiko, räumte der Bauamtsleiter bei der Sitzung des Bauausschusses ein. So werde die Kommune im kommenden Jahr versuchen, den zweiten Teil des Radweges zu bauen. Wie die zuständige Fördermittelstelle dies dann beurteile, sei völlig offen. So könne die Behörde eine weitere Förderung auch ablehnen, weil der zweite Radweg mit dem ersten Radweg zusammen hänge, sagte er. Allerdings könne die Behörde ebenso der Argumentation der Kommune folgen und das zweite Teilstück ebenso fördern. Dennoch bleibe ein gewisses Risiko, bestätigte der Bauamstleiter auf Nachfrage.

Dennoch sei für alle klar, dass der Radweg gebaut werden müsse. Deshalb werde sich die Kommune weiter um die notwendigen finanziellen Mittel für den dringend von der Bevölkerung gewünschten und notwendigen Radweg bemühen.

Bis dahin grüßen den Autofahrer täglich die Warnschilder am Ortseingang Barby. Aber auch die Radtouristen werden informiert, dass es für den Radwegebau in Sachsen-Anhalt noch Bedarf gibt und noch nicht überall an der Elbe die entsprechenden Verbindungen hergestellt sind. Vielleicht kommt das Thema ebenso zur Sprache, wenn zur Sommersonnenwende das Ringheiligtum von den Spitzen der Lokal- und Landespolitik für die Öffentlichkeit eingeweiht werden soll. Manchmal haben solche Termine schon wahre Wunder in anderen Regionen bewirkt, die mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten, wie die Bürger in der Kleinstadt Barby.