Geflügelzucht Immer mehr Hobbyhalter

Gefiederte Schönheiten wurden in Hecklingen prämiert.

Von Nora Stuhr 26.11.2018, 00:01

Hecklingen l Die junge Helena Blume (10 Jahre) hat sichtlich viel Geschick, wenn sie ihr Gewinnerhuhn der Rasse „Zwerg Wyandotten weiß“ aus dem Käfig nimmt, um es für das Foto zu zeigen. Dabei gackert das Tier ziemlich aufgeregt, aber dann ist es auf einmal ganz ruhig und schaut sogar in die Kamera. Zwar hat ihr Huhn nicht mit der Bestnote „vorzüglich“ abgeschnitten, aber ein „hervorragend“ ist in Fachkreisen auch schon ein Gewinn. Helena Blume ist eine der jüngsten Züchterinnen im Hecklinger Verein und hat daheim schon über 50 Pokale, die sie bereits gewonnen hat, stehen.

Seit sie drei Jahre alt ist, nimmt sie teil. Die ganze Familie ist mit von der Partie und auch die Freundin hilft mit, Preise einer Tombola, die zur Rassegeflügelschau vor allem für die Kinder schöne Gewinne verspricht, zu betreuen. Die Mädchen vergeben Lose und nebenan hat der Vorsitzende des Vereins Lothar Peters Zeit für ein Gespräch zur Rassegeflügelzucht.

Er selbst hat sich zusammen mit seinem Cousin vor 50 Jahren als Zwölfjähriger entschlossen, Geflügel professionell zu züchten, um sie auf Schauen zu zeigen. Für Peters, der dieser Tage rund 80 Tiere im Stall hat, fing alles mit den Lux-Tauben an. Zusammen haben er und sein Cousin sich alles irgendwie selbst beigebracht. Keiner in der Familie habe sie dazu überredet oder selbst gezüchtet, alles passierte aus eigener Initiative.

Bis heute halten die Männer dem Hobby die Treue. Mit Erfolg. In diesem Jahr haben die gefiederten Schönheiten aus dem heimischen Gehege den beiden Pokale gesichert. Peters schnitt mit seinen Zwerg Wyandotten mit der Höchstnote vorzüglich ab. In Fachkreisen ist hier die Rede von „V-Tieren“. Ein solches gehört, wie bereits erwähnt, auch Günter Peters, der eine Trophäe für seine Texaner-Tauben erhält. Außerdem schneidet Uwe Roskoden (Zwerg Wyandotten) mit einem vorzüglichen Huhn ab und der Wanderpokal in der Kategorie Jugend geht an Josie Rasche.

Der Verein in Hecklingen ist zufrieden, wenngleich die Zahl der Mitglieder seit einigen Jahren stagniert. „20 Leute sind wir konstant“, berichtet Peters, freut sich aber, dass er in der vergangenen Zeit feststellte, dass sich immer mehr private Leute Hühner halten, auch wenn das keine Rassetiere sind. „Viele wollen einfach Selbstversorger sein“, hat der Hecklinger in Gesprächen erfahren, dass der ein oder andere einfach sicher sein will, dass die Frühstückseier von glücklichen Hühnern kommen. In Hecklingen hält sich so beispielsweise auch die Familie des Bürgermeisters Hühner und ist Mitglied im Verein. Tiere der Epperleins waren auch auf der Schau zu sehen.

Und auch ein Besucher erzählte im Gespräch, dass er sich die Ausstellung anschaut, weil er selbst Hühner hat. „Haushühner, die einfach nur Eier legen“, erzählt Maik Schulze aus Winnigen und lächelt. Er schaute auch vorbei, um seinen Bestand im heimischen Stall sicher zu wissen. Denn die Züchter verkaufen auch Tiere, die für den Laien schön aussehen, aber keine Kandidaten sind, um auf Schauen Preise zu gewinnen.

„Tiere, die nicht standardgerecht sind, also wo beispielsweise Federn nicht stimmen, werden auch verkauft. Der Absatz steigt. Ich habe eine gute Nachfrage. Rund 40 bis 50 Hühner gehen im Jahr weg“, berichtet Lothar Peters.

1990 hat er das letzte Mal ein geschlachtetes Huhn aus dem Supermarkt gekauft, um es zu verspeisen. Danach kam ihm kein fremdes Fleisch mehr auf den Tisch. Beim Hühnerfleisch sind die Peters also ebenfalls Selbstversorger.

Aber zurück zur Rassegeflügelzucht. Angenommen es fände sich jemand, der sich dafür interessiert. Welche Tipps könnte ein erfahrener Züchter, dem potenziellen Anwärter mit auf den Weg geben?

Dazu Peters: „Ein Tipp ist schwer. Natürlich müsste der junge Zuchtfreund begeistert sein. Das ist bei mir über die Jahre gewachsen. Noch heute lernt man dazu. Das fängt bei der Fütterung an, geht bis zur Haltung, Brut und Aufzucht.“ Jungzüchter müssten aber jemanden haben, der ihnen zur Seite steht und Erfahrung hat. Denn die Zucht sei kein „Selbstläufer“. In den Tieren, die auf solch einer Schau zu sehen sind, stecke viel „Herzblut“, erklärt Peters, dass die Mitglieder auf jeden Fall Hingabe für ihr Hobby aufbringen, weil ihnen das einfach Spaß macht.