Geschäft Stadtwerke und der Iran

Die Stadtwerke Schönebeck haben drei alte Motoren ihres Blockheizkraftwerkes einschließlich der Nebenanlagen nach Iran verkauft.

Von Olaf Koch 18.07.2016, 02:59

Schönebeck/Isfahan l Da waren die Stadtwerke Schönebeck einen Schritt schneller: Während Ende Mai eine Wirtschaftsdelegation aus Sachsen-Anhalt in Richtung Teheran und Isfahan aufbricht, um zukünftige Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und der Islamischen Republik Iran auszuloten, landen die Stadtwerke der Elbestadt einen Coup und haben schon längst einen unterschriebenen Vertrag mit einem Unternehmen dieses Landes, das lange Zeit für Ausländer verschlossen blieb. Drei alte Motoren des Blockheizkraftwerkes einschließlich der Nebenanlagen wurden nach Isfahan verkauft. In der Millionenmetropole werden sie demnächst für eine stabilere Stromversorgung laufen.

„Am Anfang war uns doch ein wenig mulmig, weil keiner mit dem Iran als Geschäftspartner Erfahrung hatte. Aber die Abwicklung lief sehr gut und zuverlässig“, freut sich Friedrich Husemann, Geschäftsführer der Stadtwerke Schönebeck. Beide Seiten zeigten sich in diesem ungewöhnlichen Geschäft als ehrliche Partner.

Dass sich ausgerechnet ein Unternehmen aus der Islamischen Republik in der Elbestadt meldete, ist einem Zufall geschuldet. Ähnlich wie bei Privatangeboten werden auch solche Maschinenteile auf einer Internetplattform im weltweiten Netz offeriert. Zunächst meldeten sich unter anderem Firmen aus Europa, doch das Geschäft kam nicht zustande. Und das, obwohl die Maschinen noch in einem sehr guten Zustand sind.

„Ja, das ist so“, erklärt Alexander Honka, Leiter des Blockheizkraftwerkes im Schwarzen Weg. Seinen Informationen nach wurden die drei alten Motoren im Jahr 1998 gebaut und vor wenigen Jahren in Österreich generalüberholt. „Damit waren sie wieder so gut wie neu“, so Honka. Sie überzeugen nach wie vor mit einer Leistung jeweils von zwei Megawatt und sind elektrisch und thermisch einsetzbar. Damit können rund 10 000 Haushalte mit Strom versorgt werden.

Als im Sommer die Stadtwerke drei neue Generatoren für das Blockheizkraftwerk kaufen, die im Übrigen nicht nur effizienter als die alten sind, sondern aus den fernen USA eingekauft wurden, wurden die drei alten Motoren unter großem Aufwand aus dem Blockheizkraftwerk abgebaut. Seitdem standen sie zum Verkauf.

Gemeldet hat sich später ein deutscher Geschäftsmann, der schon seit geraumer Zeit im Iran tätig ist. Er fädelte den Deal ein, weil er in Isfahan erhebliche Probleme mit einer durchgängigen Stromversorgung für sein Unternehmens hat. „Wir waren uns trotz der positiven Pressemeldungen nicht ganz sicher, ob wir die Motoren nach Iran liefern können“, berichtet Friedrich Husemann. Aus diesem Grund wurde das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle kontaktiert. Wenig später kam grünes Licht.

Nachdem der Kaufpreis für die drei Generatoren und der Nebenanlagen – zusammen rund 70 000 Euro – auf das Konto überwiesen waren, rollten die Transporter auf den Hof des Blockheizkraftwerkes. „Die kamen tatsächlich direkt aus dem Iran“, erinnert sich der Geschäftsführer.

Der Anblick der sonderbaren Autokennzeichen mit persischer Schrift war selbst für den weitgereisten Husemann auffällig. Deswegen und vermutlich wohl auch zur Sicherheit wurden die Schilder der Laster fotografiert.

Nach dem Verladen ging es für den Konvoi zunächst zum Hauptzollamt Magdeburg. Dort wurden die Papiere erledigt, dann ging es auf den langen Weg in Richtung Südosten: 5000 Kilometer zurück nach Isfahan – über den Balkan, durch die Türkei, dann nach Iran. „Die Fahrer haben uns erzählt, dass sie für die Rücktour mit der Beladung mindestens sieben Tagen brauchen“, erzählt Alexander Honka.

Inzwischen werden die drei riesigen Motoren in der Millionenmetropole angekommen sein. Dann wird sich wieder beweisen, ob der Ruf, den deutsche Technik im Ausland hat, wieder einmal bestätigt wird. Der Grund: Vertraglich war vereinbart, dass die Iraner die Generatoren kaufen „wie gesehen“. Einen Probebetrieb gab es in Schönebeck nicht mehr. „Aber wir haben sie mit einem guten Gewissen verkauft, das klappt schon“, ist der Geschäftsführer der Stadtwerke optimistisch.

Er und Alexander Honka warten dieser Tage auf eine E-Mail aus Isfahan, dass alle Maschinen einwandfrei laufen.