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Gesundheitssystem Sachsen-Anhalt als Vorbild

Drei japanische Gesundheitsexperten machten sich einen Überblick über das deutsche Gesundheitssystem.

13.03.2017, 23:01

Schönebeck l Was verbindet Sachsen-Anhalt mit Japan? Weder das Essen noch die Musik – eine grundlegende Gemeinsamkeit besteht jedoch, nämlich der demografische Wandel. Dabei geht es auch um die schwierige Situation der Sicherstellung der ambulanten Versorgung im Land.

Japan hat mit einem Alter von 84,1 Jahren durchschnittlich die weltweit höchste Lebenserwartung. Daher machte sich eine japanische Delegation im Auftrag des japanischen Gesundheitsministeriums in der vergangenen Woche auf den Weg nach Sachsen-Anhalt und auch nach Schönebeck. Dort informierten sie sich drei Tage lang bei der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA).

Hiesiges Ziel für Takeshi Tsuchida, Ehrenprofessor der Waseda Universität in Tokyo, Shinichi Tomioka von der University of Occupational and Environmental Health und dem ersten Botschaftssekretär für Gesundheit und soziale Sicherung Hirotaka Furukawa, war eine Besichtigung des Ambulanten Geriatrischen Senioren-Rehakomplexes (AGR).

„Wir haben uns auf eine ambulante Reha spezialisiert und haben überwiegend Patienten über 70 Jahre“, erklärt die AGR-Verwaltungsleiterin Manuela Zirpins-Ecke. Dabei gehe es meist um eine 20-tägige-Komplex-Behandlung in der Einrichtung in Schönebeck.

Seit 17 Jahren gibt es die AGR in Schönebeck. Seit vielen Jahren arbeitet die Einrichtung mit Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten sowie Sozialberatern im Team zusammen. „Ziel ist es, die Patienten wieder zu stabilisieren und in den Alltag zu integrieren. Zum Beispiel nach einem Schlaganfall muss vieles wieder neu erlernt werden“, so Zirpins-Ecke.

Dies wird bei der AGR durch modernste Technik ermöglicht, die auch die Japaner selbst testeten. So zum Beispiel Hirotaka Furukawa, der ein Gerät für den Aufbau der Bein- und Rückenmuskulatur ausprobierte und daran Gefallen fand. Besonderes Interesse hatten die japanischen Gäste an der Zusammenarbeit zwischen Haus- und Fachärzten. Im japanischen Gesundheitssystem gibt es nämlich keine Hausärzte, wie man sie in Deutschland kennt. Die Patienten in Japan suchen direkt Fachärzte auf oder gehen gleich in ein Krankenhaus.

Dafür standen auch die beiden Diplommedizinerinnen Birgit Burkhardt, ärztliche Leiterin im AGR und die AGR-Ärztin Petra Soika Rede und Antwort für die interessierten Fragen der Japaner. Auch die leitende Physiotherapeutin Liane Kreitlow stand für anfallende Fragen bereit und führte einige medizinische Geräte vor. Natürlich immer mit der Unterstützung der Übersetzerin Keiko Yoshida, die die Delegation begleitete. In einem Vortrag brachten die deutschen AGR-Mitarbeiterinnen den Japanern die Struktur und die Arbeit der Einrichtung nahe.

Bereits einen Tag zuvor waren die japanischen Wissenschaftler zu Besuch in Magdeburg und trafen Vertreter des Hausärzteverbandes, um sich über die hausärztliche Versorgung zu beraten. Beim Besuch von haus- und fachärztlichen Einrichtungen der KVSA, die dem sich abzeichnenden Ärztemangel entgegenwirken und drohende Unterversorgung abwenden sollen, besprachen die Delegationsteilnehmer eine Vielzahl von praxisrelevanten Themen mit den dort tätigen Ärzten.