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Gewerbeansiedlung Investor lobt Bedingungen in Schönebeck

Im Schönebecker Stadtrat geht es um die Ansiedlung einer Recyclinganlage. Der Investor nimmt dazu Stellung.

Von Ulrich Meinhard 08.12.2016, 00:01

Schönebeck l „Der Ritterhuder Betrieb war über 32 Jahre aus kleinsten Anfängen als Existenzgründung in äußerst beengten Verhältnissen in heikelster Gemengelage auf einem unbeplanten Industriegebiet einer großen Lackfabrik gewachsen“, verdeutlicht Wolfgang Koczott in einem Schreiben an die Volksstimme. Koczott will im Schönebecker Industriepark West eine Anlage zum Recyceln von Farben und Kunststoffen errichten lassen (Volksstimme berichtete). Über den in Ritterhude bei einer Explosion zerstörten Betrieb Organo Fluid erklärt er: „Niemand beabsichtigt einen Wieder-Aufbau nach altem Stand, unter ähnlichen Bedingungen und bei identischem Tätigkeitsumfang, schon gar nicht in Schönebeck.“

Der Betrieb in der Nähe von Bremen sei bekannt gewesen für Aufbereitungs-Lösungen, die sonst nicht angeboten werden. Dieser Betrieb sei nicht mehr existent, das Gelände vollständig beräumt, die Umweltschäden beseitigt und die belasteten Flächen seien „mustergültig in kürzester Zeit in den total sanierten Zustand überführt“ worden. „Alle Gläubiger sind restlos bedient, der Betrieb ohne Insolvenz aufgelöst“, versichert Koczott.

Weiter schreibt er: „Die zunächst lautstark geäußerten Vorwürfe zu einem ungenehmigten Betrieb der Anlage und mangelnder Überwachung und laxer Kontrollen sind übersichtlich im Abschlussbericht zum Explosionsunfall der Koordinierungsgruppe der Ministerien für Inneres, für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und Umwelt, Energie und Klimaschutz vom 11. Mai 2015 aufgearbeitet.“

Dem Bericht sei zu entnehmen, dass der Betrieb intensiv kontrolliert wurde und Mängel in angemessenen Zeiträumen beseitigt wurden. Aus diesem Bericht gehe auch hervor, dass zahlreiche von Anwohnern angezeigte und Organo Fluid zugeschriebene Emissionen nicht dem Betreiber anzulasten waren, sondern weitestgehend anderen Quellen zugeordnet werden mussten.

Die Klagen und Einwendungen von Einwohnern seien trotzdem „naturgemäß“ erheblich, da das Betriebsgelände sehr dicht an die Wohnbebauung gelegen war und auch nach Errichtung der Anlage weitere Wohnbebauung im näheren Umfeld durch die Stadt genehmigt wurde.

Eine andere Ebene sei die Betrachtung der möglichen Ursachen des Explosionsereignisses. „Dazu wurden durch die zuständige Staatsanwaltschaft Untersuchungen eingeleitet, in die ebenfalls Sachverständige des Sachversicherers mit einbezogen wurden. Die Untersuchungen durch die Staatsanwaltschaft sind noch nicht abgeschlossen, jedoch wurden seit über einem Jahr keine konkreten Ermittlungen mehr geführt“, heißt es in der Stellungnahme. Und: „Das uns bislang zur Kenntnis gebrachte Ergebnis ist: kein technisches Versagen, keine Anlagen-, Rohrleitungs- oder Tankexplosion, kein Organisationsverschulden.“ Das Verhalten der Ermittlungsbehörden widerspreche dieser Sachlage nicht.

Möglicherweise sei der Auslöser für die Explosion mit 100- prozentiger Sicherheit nicht mehr festzustellen, vermutet werden könnte menschliches Versagen. „Bei jeder eingesetzten Technik bestehen letztendlich Risiken, die es gilt in Planung, Bau und Betrieb der Anlage so gering wie möglich zu halten“, stellt Koczott pauschal fest

Um die mit jeder technischen Einrichtung verbundenen Restrisiken zu mindern und planungsrechtliche Fehler von vornherein auszuschließen, gelte es, eine in Schönebeck geplante Ansiedlung auf einem planungsrechtlich eindeutig ausgewiesenen Industrie-Gebiet und den daraus resultierenden Sicherheitsabständen zur Wohnbebauung vorzunehmen.

Das Fehlen dieser Voraussetzungen sei im Fall Ritterhude sicherlich ausschlaggebend gewesen für eine negative Einstellung der Bevölkerung. „Außerdem war der Betrieb mit anderen stark emissionslastigen Betrieben in der Stadt angesiedelt. Dies entsprach zwar den damaligen Genehmigungen, jedoch würden wir aus heutiger Sicht nur Standorte auswählen, die auch bei Versagen von höchst abgesicherter Technik oder menschlichem Versagen keine Gefährdungen für Bevölkerung und Umfeld erzeugen.“

Gegenwärtig werden vom Investor nach eigenen Angaben drei Firmen „ohne jegliche Auffälligkeiten“ betrieben. Ein Recycling-Betrieb in Göttingen stelle eine Vorzeige-Anlage auf höchstem Niveau mit einer Produktion in Pharma-Qualität dar. Die Anlage dürfte eine der bestüberprüften in der Nation sein, so Koczott.

Eigentlich seit 20 Jahren, aber intensiviert seit 2008, werde von der Basis Ritterhude aus die Suche nach einem Ausweichgelände betrieben, um neue Trennverfahren für qualitativ hochwertige Lösemittel-Regenerate zu etablieren. Der wesentliche Aufhänger sei allerdings das Recycling von Granulaten aus fehllackierten Kunststoffteilen.

„Schönebeck weist gute Rahmenbedingungen auf, zumindest nach gegenwärtigem Erscheinungsbild“, würdigt Wolfgang Koczott die hiesigen Gegebenheiten. Es liege ihm fern, eine Ansiedlung aufdrängen zu wollen. „Ohne überzeugende Akzeptanz wird nichts eingeleitet werden.“ Die angedachte Investition sollte als Angebot gewertet werden.