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Gewitter Eine der Letzten vom Sturm gefällt

Barby wurde vom Gewittersturm erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Die Aufräumarbeiten haben begonnen, werden aber noch andauern.

Von Thomas Linßner 26.06.2017, 16:27

Barby l Die spektakulärste Meldung betraf die Barbyer Fähre. Laut Bürgermeister Torsten Reinharz hatte sie sich „über ein Gierseil gezogen und die Fahrrinne versperrt“. Der heftige Sturm war daran Schuld. Ein Lkw stand gerade auf der Gierfähre, als die Misere ihren Lauf nahm. Das Wasser- und Schifffahrtsamt bugsierte wenig später den Havaristen wieder in seine ursprüngliche Position. Noch immer auffällig sind die vielen umgestürzten Bäume und abgebrochenen Äste. Der Bürgermeister bittet um Nachsicht, dass die Aufräumarbeiten noch einige Tage dauern werden.

Mächtig Glück hatte am Donnerstag der Fahrer eines Pkw, der die Barbyer Bahnhofstraße befuhr. Kurz vor ihm krachte eine alte Pyramidenpappel auf die Straße, dass die Äste nur so flogen. Sie stand auf dem Colphusplatz zwischen Karl-Liebknecht- und Bahnhofstraße. Die Feuerwehr war schnell zur Stelle; der benachbarte Landwirtschaftshof half mit einem Kopflader, den mächtigen Baum von der Straße zu schaffen.

Diese Pyramidenpappel gilt als eine der wenigen, die noch aus der „Pappel-Zeit“ übrig ist. Vor dem Zweiten Weltkrieg und in den 1950er Jahren pflanzte man viele dieser stattlichen Bäume, die schnell wachsen, im Alter aber morsch werden. Sie sind eine Variation der Schwarzpappel, die aus Italien eingeführt wurde. Für eine schnelle Verbreitung sorgte Napoleon Bonaparte, der sie zur besseren Orientierung an den Heerstraßen anpflanzen ließ. Noch in den 1960er Jahren markierten die Bäume auch in unserer Region zahlreiche Kreuzungen. Ein markantes Beispiel war der „Zenser Bahnhof“ bei Kleinmühlingen, wo vier Pyramidenpappeln bis in die 1990er Jahre malerisch thronten.

Auf dem Colphus-Platz standen zwei davon. Die schlanken, groß gewachsenen Bäume wirkten mindestens zweimal als Blitzableiter. Auch in die jetzt umgestürzte schlug 2005 der Blitz ein. Ein vernarbter „Blitzkanal“ zeugt noch heute davon. Damals verlief der Einschlag relativ unspektakulär, weil bei einem heftigen Gewitter „kein Mensch auf der Straße war“.

Anders verlief ein Einschlag 1991. Es war ein sonniger Samstagnachmittag. Donner grollte in der Ferne, der Himmel verdunkelte sich. Regen fiel nicht. Am frühen Nachmittag gab es einen riesigen Knall, so dass die Leute in der nahen Wohnsiedlung erschreckt auffuhren. Der Blitz hatte den Baum zerfetzt, der aber noch einige Jahre durch hielt. Wie jetzt der Autofahrer war ein junges Mädchen in der Nähe. Sie ging mit Walkmann-Ohrhöhrern auf dem Kopf die Bahnhofstraße entlang. Der Knall war so gewaltig, dass sich die junge Barbyerin in ärztliche Behandlung begeben musste.